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NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit

NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit

Titel: NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit
Autoren: Lisa J. Smith
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Seine Augen starrten zum Dach des Zeltes empor. Er hatte zwei große Löcher im Hals, die rundherum mit Blut verschmiert waren.
    Rashel wimmerte. Sie hatte zu große Angst, um weiter zu schreien. Aber genau in dem Moment sah sie weißes Tageslicht und eine Gestalt, die sich davor abzeichnete. Mommy. Mommy zog die Zeltlasche auf. Mommy war drin und suchte nach Rashel.
    Und dann geschah das Schlimmste. Das Schlimmste und Seltsamste, das, was die Polizei nicht glauben wollte, als Rashel es später erzählte.
    Rashel sah, wie der Mund ihrer Mutter sich öffnete, sah ihre Mutter, wie sie sie betrachtete und gerade etwas sagen wollte. Und dann hörte sie eine Stimme - aber es war nicht Mommys Stimme.
    Und es war keine Stimme im Zelt. Sie war in ihrem Kopf.
    Warte! Hier passiert nichts Schlimmes, aber du musst sehr, sehr still stehen.
    Rashel sah den großen Mann an. Sein Mund bewegte sich nicht, aber es war seine Stimme. Auch ihre Mutter sah ihn an, und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, ihre Züge entspannten sich und wurden... einfältig. Mommy stand sehr, sehr still da.
    Dann schlug der große Mann Mommy gegen den Hals, und sie fiel um, und ihr Kopf verdrehte sich wie bei einer zerstörten Puppe. Ihr dunkles Haar lag im Schmutz.
    Rashel sah es, und dann war alles Weitere noch mehr wie in einem Traum. Ihre Mutter war tot. Timmy war tot. Und der Mann sah sie an.
    Du bist ganz ruhig, erklang die Stimme in ihrem Kopf. Du hast keine Angst. Du willst hier herkommen.
    Rashel konnte den Sog der Stimme spüren. Sie zog sie immer näher und näher. Sie ließ sie still sein und keine Angst haben, sie ließ sie ihre Mutter vergessen. Aber dann sah sie die goldenen Augen des großen Mannes, und sie waren hungrig, und ganz plötzlich erinnerte sie sich daran, was er mit ihr machen wollte.
    Nicht mit mir!
    Sie riss sich von der Stimme los und flitzte abermals auf die Zeltlasche zu.
    Diesmal schaffte sie es bis ganz nach draußen. Und sie warf sich direkt in den Spalt des Netzraums im Klettergerüst.
    Sie dachte anders, als sie je zuvor gedacht hatte. Die Rashel, die Mommy hatte fallen sehen, war tief in ihr eingesperrt und weinte. Es war eine neue Rashel, die sich verzweifelt durch den Spalt in dem gepolsterten Raum zwängte, eine kluge Rashel, die wusste, dass es keinen Sinn hatte zu weinen, weil niemand mehr da war, den es interessiert hätte. Mommy konnte sie nicht retten, also musste sie sich selbst retten.
    Sie spürte, wie eine Hand ihren Knöchel packte, fest genug, um ihr beinahe die Knochen zu brechen. Die Hand riss an ihr, versuchte, sie durch die Lücke zurückzuzerren. Rashel trat mit aller Kraft nach hinten und wand sich, und ihre Socke löste sich von ihrem Fuß, und sie zog ihr Bein in den gepolsterten Raum hinein.
    Komm zurück! Du musst sofort zurückkommen!
    Die Stimme war wie die eines Lehrers.
    Es war schwer, nicht hinzuhören. Aber Rashel stolperte bereits in die Plastikröhre vor ihr. Sie flog schneller hindurch, als sie es je zuvor getan hatte, sie verletzte sich an den Knien und stieß sich mit ihrem nackten Fuß vorwärts.
    Als sie jedoch das erste Fischglasfenster erreichte, sah sie ein Gesicht, das zu ihr hereinschaute.
    Es war der große Mann. Er starrte sie an. Er hämmerte gegen das Plastik, als sie vorbeieilte.
    Die Furcht zog ihr schmerzhaft den Leib zusammen. Sie krabbelte schneller, und das Hämmern auf der Röhre folgte ihr.
    Er war jetzt unter ihr. Hielt mit ihr Schritt. Rashel kam an einem weiteren Fenster vorbei, und blickte hinab. Sie konnte sein Haar im Sonnenlicht glänzen sehen. Sie konnte sein bleiches Gesicht zu ihr aufschauen sehen.
    Und seine Augen.
    Komm herunter, erklang die Stimme, und sie war nicht länger streng. Sie war lieb. Komm herunter, und wir gehen Eis essen. Welche Eissorte magst du am liebsten ?
    In dem Moment begriff Rashel, dass er genau damit Timmy ins Zelt gelockt hatte. Sie hielt nicht einmal inne.
    Aber sie konnte ihm nicht entkommen. Er begleitete sie, direkt unter ihr. Wartete darauf, dass sie an einer Stelle herauskam, an der er in die Röhre greifen und sie packen konnte.
    Höher. Ich muss höher hinauf, dachte sie.
    Sie bewegte sich instinktiv, als sagte ihr ein sechster Sinn, in welche Richtung sie sich wenden musste, wann immer sie eine Wahl hatte. Sie glitt durch schräge Röhren, durch gerade Röhren, durch Röhren, die überhaupt nicht fest waren, sondern aus gewebten Leinwandstreifen bestanden. Und schließlich erreichte sie eine Stelle, an der sie nicht
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