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NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit

NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit

Titel: NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit
Autoren: Lisa J. Smith
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angezogenen Knie und starrte in die Dunkelheit.
    Sie war zu klein, zu hilflos. Das war das Problem. Sie würde, wenn er zurückkam, nichts gegen ihn ausrichten können.
    Denn er würde natürlich zurückkommen.
    Sie wusste, was der Mann war, auch wenn die Erwachsenen ihr nicht glaubten. Er war ein Vampir, genau wie im Fernsehen. Ein Ungeheuer, das Blut trank. Und er wusste, dass sie es wusste.
    Das war der Grund, warum er versprochen hatte, dass sie sich wiedersehen würden.
    Als in Tante Corinnes Haus Ruhe eingekehrt war, schlich Rashel auf Zehenspitzen zum Schrank und schob ihn auf. Sie kletterte am Schuhregal hoch und zappelte und trat um sich, bis sie auf dem obersten Regal über den Kleidern war. Es war schmal, aber breit genug für sie. Das war der einzige Vorteil, wenn man klein war.
    Sie musste jeden Vorteil nutzen, den sie hatte.
    Mit der Zehenspitze schob sie die Schranktür wieder zu. Dann stapelte sie Pullover und andere zusammengefaltete Kleidungsstücke aus dem Regal über ihren Körper und bedeckte dabei sogar ihren Kopf. Und schließlich rollte sie sich auf dem harten, kalten Holz zusammen und schloss die Augen.
    Irgendwann in der Nacht roch sie Rauch. Sie stieg von dem Regal herunter - wobei sie mehr fiel als kletterte - und sah Flammen in ihrem Schlafzimmer.
    Sie wusste nicht genau, wie sie es schaffte, durch die Flammen hindurchzulaufen und aus dem Haus zu kommen. Die ganze Nacht war wie ein einziger langer, verschwommener Albtraum.
    Denn Tante Corinne schaffte es nicht nach draußen. Als die Feuerwehrwagen mit ihren Sirenen und ihren Blaulichtern erschienen, war es bereits zu spät.
    Und obwohl Rashel wusste, dass er das Feuer gelegt hatte - der Vampir -, schenkte die Polizei ihr keinen Glauben. Sie verstanden nicht, warum er sie töten musste.
Am Morgen brachten sie sie zu Pflegeeltern, die die ersten von vielen sein sollten. Die Leute waren nett, aber Rashel erlaubte ihnen nicht, sie in die Arme zu nehmen oder sie zu trösten.
    Sie wusste bereits, was sie tun musste.
    Wenn sie überleben wollte, musste sie sich hart und stark machen. Sie durfte keinen anderen Menschen lieben, sie durfte niemandem vertrauen oder sich auf andere verlassen. Niemand konnte sie beschützen. Nicht einmal Mommy war dazu in der Lage gewesen.
    Sie musste sich selbst beschützen. Sie musste zu kämpfen lernen.
     

Kapitel Drei
    Gott, es stank.
    Rashel Jordan hatte im Laufe ihrer siebzehn Jahre das Lager vieler Vampire gesehen, aber dies war wahrscheinlich das widerwärtigste. Mit angehaltenem Atem bewegte sie mit der Spitze eines Stiefels das Nest aus zerlumptem Stoff.
    Sie konnte die Geschichte dieser Ansammlung von Müll so mühelos lesen, als hätte der Bewohner ein volles Geständnis niedergeschrieben, es unterzeichnet und an die Wand geklebt.
    Nur ein Vampir. Ein Einzelgänger, ein Ausgestoßener, der am Rand sowohl der menschlichen Welt als auch der Nachtwelt lebte. Er zog wahrscheinlich alle paar Wochen in eine neue Stadt, um nicht geschnappt zu werden. Und er sah zweifellos aus wie jeder andere Obdachlose, nur dass kein menschlicher Obdachloser an einem Dienstagabend Anfang März an einem Dock in Boston herumgelungert hätte.
    Er bringt seine Opfer hierher, dachte Rashel. Der Pier ist verlassen, Privatbesitz, der Vampir kann sich hier Zeit lassen mit ihnen. Und natürlich kann er der Versuchung nicht wiederstehen, einige Trophäen zu behalten.
    Sie bewegte die Sachen vorsichtig mit dem Fuß. Eine rosa und blau gestrickte Babyjacke, eine karierte Schärpe von einer Schuluniform, ein Spiderman-Tennisschuh. Alles blutbefleckt. Alles sehr klein.
    In letzter Zeit hatte es eine Flut von verschwundenen Kindern gegeben. Die Bostoner Polizei konnte nicht herausfinden, wo sie geblieben waren -aber jetzt wusste Rashel Bescheid. Sie spürte, wie sie die Zähne bleckte, eine Geste, die nicht wirklich ein Lächeln war.
    Sie nahm alles um sich herum sehr bewusst wahr: das leise Platschen von Wasser gegen den Holzpier, den abgestandenen, kupfrigen Geruch, der beinahe ein Geschmack war, die Dunkelheit einer Nacht, die nur von einem Halbmond erhellt wurde. Selbst die leichte Feuchtigkeit der kalten Brise auf ihrer Haut. Sie war sich all dessen bewusst, ohne sich von irgendetwas ablenken zu lassen - und als hinter ihr ein winziges Kratzen laut wurde, bewegte sie sich so geschmeidig und anmutig, als führe sie einen Tanz auf.
    Sie drehte sich auf dem linken Fuß und zog gleichzeitig ihr Bokken, und ohne den Fluss der Bewegung auch
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