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NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit

NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit

Titel: NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit
Autoren: Lisa J. Smith
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nur für einen Moment zu unterbrechen, stach sie dem Vampir die Waffe direkt in die Brust. Sie führte den Stoß von der Hüfte aus, atmete dabei mit einem Zischen aus und legte ihre ganze Kraft hinein.
    »Du bist zu langsam«, sagte sie.
    Der Vampir, aufgespießt wie ein Hotdog, wedelte mit den Armen und faselte unzusammenhängende Laute. Seine Kleidung war verdreckt, und sein Haar ein einziges buschiges Gewirr. Seine Augen waren groß, voller Überraschung und Hass, und im schwachen Licht leuchteten sie silbern wie die eines Tieres. Sein Zähne waren weniger Reißzähne als Stoßzähne: Gänzlich ausgefahren, reichten sie ihm fast bis zum Kinn.
    »Ich weiß«, sagte Rashel. »Du wolltest mich wirklich gern töten. Das Leben ist hart, nicht wahr?«
    Der Vampir knurrte noch einmal, dann wich das Silber aus seinen Augen, und nur ein Ausdruck des Staunens blieb zurück. Sein Körper versteifte sich und sackte zusammen. Dann lag er reglos auf dem Boden.
    Mit einer Grimasse zog Rashel ihm ihr hölzernes Schwert aus der Brust. Sie machte sich daran, die Klinge an der Hose des Vampirs abzuwischen, dann zögerte sie und betrachtete das Kleidungsstück näher. Ja, das waren eindeutig kleine Krabbeltiere. Und die Decken waren genauso abstoßend.
    Oh, hm. Benutz deine eigene Jeans. Es wird nicht das letzte Mal sein.
    Vorsichtig wischte sie das Bokken sauber. Es war fünfundsiebzig Zentimeter lang und nur ganz schwach und anmutig gebogen, mit einer schmalen, scharfen, angeschrägten Spitze. Dazu geschaffen, so effizient wie möglich in einen Körper einzudringen -
    wenn dieser Körper empfindlich auf Das Schwert glitt mit einem papierenen Wispern in seine Scheide zurück. Dann blickte Rashel erneut auf den Leichnam hinab.
    Mr. Vampir war bereits halb mumifiziert. Seine Haut war jetzt gelb und zäh; seine ins Leere starrenden Augen waren ausgetrocknet, seine Lippen eingefallen, seine Stoßzähne abgebrochen. Rashel beugte sich über ihn und griff in ihre Gesäßtasche. Was sie herausnahm, sah aus wie das abgebrochene Ende eines Rückenkratzers aus Bambus - und genau das war es auch. Sie hatte es schon seit Jahren.
    Sehr präzise zog Rashel die fünf lackierten Zinken des Kratzers über die Stirn des Vampirs. Auf der gelben Haut erschienen fünf braune Streifen, wie die Streifen, die die Klauen einer Katze hinterließen. Direkt nach dem Tod war es so leicht, Vampirhaut zu zeichnen.
    »Dieses Kätzchen hat Krallen«, murmelte sie. Es war ein ritueller Satz; sie hatte ihn seit jener Nacht wiederholt, in der sie im Alter von zwölf Jahren ihren ersten Vampir getötet hatte. Im Gedenken an ihre Mutter, die sie immer Kätzchen genannt hatte. Im Gedenken an sich selbst im Alter von fünf Jahren und an all die Unschuld, die sie verloren hatte. Sie würde nie wieder ein hilfloses Kätzchen sein.
    Außerdem war es ein kleiner Scherz. Vampir... Fledermäuse. Sie selbst... eine Katze. Jeder, der Batman und Catwoman kannte, würde die Anspielung verstehen.
    Nun. Alles erledigt. Leise vor sich hin pfeifend rollte sie den Leichnam mit dem Fuß bis zum Ende des Piers. Sie hatte keine Lust, die Mumie den ganzen Weg bis hinaus zu den Salzwiesen zu schleppen, wo man in Boston traditionell Leichen ablegte. Mit einer unausgesprochenen Entschuldigung an alle, deren Aufgabe es war, den Hafen zu säubern, versetzte sie der Leiche einen letzten Stoß und lauschte auf das Platschen.
    Sie pfiff noch immer, als sie vom Pier auf die Straße trat. Ho-he, ho-he, wie froh ich heut zur Arbeit geh...
    Sie war bester Laune.
    Die einzige Enttäuschung war wie immer, dass es nicht der Vampir gewesen war, der, nachdem sie suchte, seit sie fünf Jahre alt geworden war. Er war tatsächlich ein Einzelgänger gewesen - ein entartetes Monstrum, das in törichter Nähe zu menschlichen Behausungen menschliche Kinder tötete. Aber es war nicht der Einzelgänger gewesen.
    Sein Gesicht würde Rashel nie vergessen. Und sie wusste, dass sie es eines Tages wiedersehen würde. In der Zwischenzeit gab es nichts anderes zu tun, als so viele von den Parasiten wie möglich zu Kebab zu verarbeiten.
    Während sie ging, ließ sie den Blick durch die Straßen wandern, auf der Suche nach irgendeiner Spur von Nachtleuten. Alles, was sie sah, waren stille Ziegelsteingebäude und in einem hellen Goldton leuchtende Straßenlaternen.
Und das war eine Schande, denn sie war heute Nacht in Höchstform; sie konnte es spüren. Sie war der schlimmste Feind eines jeden blutsaugenden Egels. Sie konnte
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