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NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

Titel: NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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spritzte auf seinen Kopf.
    »Nein! Ich habe dir nie wehgetan! Bitte! Oh Gott, Linda, nicht! Ich habe dir nie wehgetan! Ich habe noch nie im Leben jemandem wehgetan!«
    Das Auto holperte, als Dani über das grasbewachsene Feld raste. Sie lenkte es zwischen zwei Bäumen hindurch, scherte scharf nach rechts aus, um einem weiteren auszuweichen, dann erfassten ihre Scheinwerfer den Sarg.
    Er stand einfach auf dem Boden, keine sechs Meter vor ihr.
    Tony hatte ihn überhaupt nicht vergraben!
    Sie sprang aus dem Wagen und stürzte los. Gestrüpp zerkratzte ihre nackten Füße, Büsche peitschten ihre Beine. Eine Wurzel brachte sie zum Stolpern. Sie schlug der Länge nach hin, rappelte sich wieder auf, rannte weiter und sank neben dem Sarg auf die Knie. Ihre Hände stießen in den Haufen Erde auf dem Deckel. Dani schwenkte die Arme hin und her und fegte die lose Erde weg. Sie spuckte, um den Staub aus dem Mund zu bekommen. Dann war der Deckel freigelegt.
    Sie hämmerte darauf ein. »Jack! Jack!«
    Keine Antwort.
    Am Rand des Sargs waren gut ein Dutzend Flügelschrauben aus Metall angebracht. Sie ergriff die erste und fing hastig an, sie zu lösen.
    Ein Streichholz flammte auf und warf groteske Schatten auf Lindas Gesicht.
    »Nicht! Oh großer Gott!« Tony stemmte die Füße gegen den Beton und schob den Stuhl einige Zentimeter nach hinten.
    Linda blies das Streichholz wieder aus.
    »Bitte! Ich wollte nie, dass jemand verletzt wird!«
    Sie zündete ein weiteres an und tat einen Schritt auf ihn zu. Wimmernd rückte Tony erneut mit dem Stuhl zurück. Linda schnippte das Streichholz von sich. Es beschrieb einen hellen Bogen durch die Luft, bevor es erlosch und in der Nähe seiner Füße landete.
    Tony rutschte panisch wertvolle Zentimeter nach hinten.
    Ein neues Zündholz erwachte zum Leben.
    »Bitte!«
    »Hast du etwa Angst?«, fragte Linda und streckte ihm das brennende Stäbchen entgegen.
    »Ich tue alles!«
    »Du hast bereits zu viel getan.« Die Flamme brannte dicht an ihre Finger heran. »Los, sag mir, dass du Angst hast.«
    »Ich habe Angst!«
    Sie schüttelte das Streichholz aus und entfachte ein neues. »Ich hatte damals solche Angst, dass ich mir in die Hose gepinkelt habe.«
    »Okay!« Seine Muskeln schienen sich anzuspannen.
    Linda ließ erneut ein Holzstäbchen über die Reibefläche zischen.
    »Ich versuch’s ja!« Dann schoss ein heißer Strahl los und plätscherte über seine Beine. »Da! Siehst du?«
    »Ist das nicht witzig?«, kommentierte Linda und warf das Streichholz. Der grelle Flammenbogen raste auf ihn zu.
    Tony rammte die Fersen gegen den Betonboden. Der Stuhl sprang rückwärts. Das Streichholz landete auf seinem Schoß, und er hätte trotz des stechenden Brennens beinahe hysterisch aufgelacht, weil es einen Sekundenbruchteil, bevor es seinen Körper berührte, erloschen war.
    Allerdings lachte er nicht.
    Er kreischte.
    Der Fall schien endlos zu dauern, während er schrie und mit den Füßen himmelwärts trat. Dann brachte ihn das Wasser zum Schweigen.
    Dani warf die letzte Schraube auf die Erde und zerrte am Sargdeckel. Er hob sich ein wenig. Ihre Finger rutschten ab, und er fiel mit einem dumpfen Pochen wieder zu. Sie packte ihn erneut und zerrte mit aller Kraft daran. Diesmal fühlte er sich merkwürdig leicht an. Er glitt zur Seite, und sie erkannte, weshalb er sich so einfach bewegen ließ.
    Jack hatte ihr geholfen.
    Er setzte sich auf.
    Dani schlang die Arme um seinen Hals, drückte seinen Kopf an ihre Brust und schluchzte.
    »Ich kann nicht atmen«, sagte seine gedämpfte Stimme.
    Dani ließ ihn los. Sie nahm seinen Arm und half ihm, aus dem Sarg herauszusteigen. »Warum hast du nicht geantwortet?«, fragte sie.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, es wäre ein Traum. Ich hatte einen sehr schönen Traum, bis du den Deckel entfernt hast.«
    »Tut mir leid.«
    »Ich vergebe dir.« Jack nahm sie in den Arm. Sein kraftvoller Körper begann zu zittern, und sie hörte, dass auch er schluchzte.
    Einen schier endlosen Moment hielten sie einander einfach nur fest.

31
    »Ich vermute, er hatte nie wirklich vor, mich umzubringen«, stellte Jack fest. »Sonst hätte er doch nie und nimmer ein Luftloch in den Deckel gebohrt und es sorgsam freigelegt, nachdem sich die Erde darauf türmte.«
    »Das war ungeheuer rücksichtsvoll von ihm«, murmelte Dani. Sie verlangsamte die Fahrt und bog in die Asher Lane ein. »Was machen wir jetzt mit ihm?«
    »Darum soll sich die Polizei kümmern. Tätlicher Angriff
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