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NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

Titel: NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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Schrei.
    »Schnitt, Schnitt! Wunderbar! Die Szene ist im Kasten!«
    »Ach, Scheiße«, brummte Michael. »Gerade, als es anfing, mir Spaß zu machen.«
    »Hättest deinen Text vermasseln sollen«, erwiderte Dani und löste seine Finger von ihren Titten.
    Das Fenster flog auf, und Roger Weston steckte den Kopf herein. »Wunderbar, Leute. Wirklich toll. Bereit für die Splatterszene, Dani?«
    »Jederzeit.«
    »Braves Mädel.«
    Sie wandte sich ab, bemerkte Jacks belustigten Blick und zuckte mit den Schultern.
    »Packen wir’s an, Mädel .«
    Dani bedachte ihn mit einer zähnefletschenden Grimasse.
    »So hättest du Roger ansehen sollen.«
    »Bei kleinwüchsigen Menschen drücke ich ein Auge zu. Die haben so schon genug Schwierigkeiten im Leben.« Dani griff nach ihrer blauen Windjacke, auf deren Rücken der Schriftzug des Filmplakats von MITTERNACHTSSCHREIE prangte, streifte sie über, um zumindest die obere Hälfte ihres fast durchsichtigen Nachthemds zu bedecken, und zog den Reißverschluss zu.
    Dann folgte sie Jack in eine Ecke des Sets. Ingrid stand mit offenem Mund und furchtgeweiteten Augen vor ihr. Die Puppe sah Dani zum Verwechseln ähnlich: 1,68 Meter groß, schlank, mit schulterlangem kastanienbraunem Haar. Die Gelatineaugen wiesen dasselbe Smaragdgrün auf wie ihre eigenen, die Tönung der Latexhaut war ihrer Sonnenbräune nachempfunden. Eine exakte Kopie, bei der selbst die winzige Narbe am Kinn und der leichte schiefe Zahn im Oberkiefer nicht fehlten.
    Als Dani sich der Puppe näherte, fiel ihr auf, wie deutlich sich die dunklen Brustwarzen durch das Nachthemd abzeichneten.
    Sie hoffte, dass ihre eigenen Nippel nicht ganz so auffällig waren.
    Allerdings musste das zwangsläufig der Fall sein. Dasselbe Nachthemd, dieselben Brüste. Dani hatte sie, so wie den Rest von Ingrid, aus Gips gegossen und sich große Mühe dabei gegeben. Halb nackt saß sie nächtelang in ihrer Werkstatt, stellte intensive Vergleiche an und versuchte, die Hauttöne perfekt zu treffen. Dass das Nachthemd so freizügig sein würde, war ihr zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst gewesen.
    Hätte sie die Brüste nicht ganz so originalgetreu geformt, wäre vielleicht sowohl ihr als auch Ingrid diese Peinlichkeit erspart geblieben ...
    »Gibt’s ein Problem?«, erkundigte sich Jack.
    »Hä?«
    »Du wirkst etwas verstimmt.«
    »Nein, alles in Ordnung. Ich wünschte nur, die Negligés wären nicht so verdammt transparent.«
    »Sie sieht toll aus. Tust du übrigens auch.«
    »Solche Dinge sollten dir nicht auffallen.«
    »Hey, ich bin ein Mann.«
    »Und ich bin dein Boss.«
    Jack lachte und fuhr sich seitlich mit den Fingern durch den dunklen Bart. »Wird echt krass werden, sie wegzupusten.«
    »Ich kann Konkurrenz ohnehin nicht gebrauchen.«
    Jack schlang einen Arm um Ingrids Taille. Mit einer Hand stützte er ihren Kopf ab und kippte sie dann zur Seite. Dani packte die Beine und half ihm beim Tragen.
    Gemeinsam brachten sie Ingrid zum Fenster. Dani senkte ihre Füße auf die Kreidemarkierungen und stellte die Puppe senkrecht hin. Als Jack sich auf den Weg machte, um die andere Puppe zu holen, hielt die für Kontinuität zuständige Aufnahmeassistentin ein Polaroidfoto durchs Fenster: Danis letzter Moment mit Michael. Entsprechend der Vorlage bog sie Ingrids mit Kugelgelenken versehenen Rücken in den richtigen Winkel und positionierte die Fingerspitzen des leblosen Doubles auf dem Fensterbrett.
    Jack brachte die Michael-Puppe hinter Ingrid in Position.
    Dani war gar nicht auf die Idee gekommen, auch der Nachbildung ihres Partners einen Namen zu geben. Es war ihr nicht notwendig erschienen. Beim Anfertigen von Michaels Ebenbild hatte sie sich nicht so verdammt unwohl gefühlt wie bei ihrem eigenen. Nicht mal, dass sie die Puppe auf den albernen Namen Ingrid getauft hatte, vertrieb ihr Unbehagen. Eines Nachts war sie sogar so weit gegangen, Ingrid eine Papiertüte über die verzerrte Fratze zu stülpen.
    An diesem Morgen hatte sie Jack die Drecksarbeit an Ingrid überlassen, während sie sich selbst um Michael II kümmerte: Sie mussten Blutbeutel und frisch vom Metzger besorgtes Kalbshirn in die hohlen Schädel stopfen. Auch Jack wirkte dabei, als würde ihm das nicht wirklich behagen. Aber er war ein anständiger Kerl, der immer prompt erledigte, was sie von ihm verlangte.
    Nun rückten sie Michael so zurecht, dass er mit den Lippen an Ingrids Hals gegen ihren Rücken drückte. Sie bogen seine Arme nach oben und brachten seine Hände auf
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