Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

Titel: NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
schmalen Korridor, der neben der Treppe verlief. Das einzige Licht stammte vom Mondschein, der durchs Fenster fiel. Er zeichnete einen fahlen Fleck auf den Boden des Wohnraums.
    Keine Spur von den Jungen. Entweder hatten sie das Haus längst verlassen, oder sie lagen irgendwo auf der Lauer.
    »Leute?«, fragte sie mit Flüsterstimme. »Hey, ich weiß genau, dass ihr hier seid. Ihr versteckt euch nur vor mir.«
    Sie wartete. Im Haus herrschte Totenstille.
    Linda begann zu frösteln. Sie versuchte sich, so gut es die Fesseln eben zuließen, mit den Armen aufzuwärmen.
    »Leute?«
    Wahrscheinlich sind sie irgendwo ganz in der Nähe, dachte sie. Die kauern nebeneinander im Wohnzimmer, knuffen sich in die Seite und versuchen, nicht loszuprusten. Früher oder später würden sie aus ihrem Versteck herauskommen.
    »Na schön«, murmelte sie. »Wie ihr wollt.«
    Sie sah sich ihre prekäre Lage genauer an. Das Seil war um das Treppengeländer geschlungen und an ihren Handgelenken verknotet. Sie verdrehte die Arme. Wenn sie den Kopf nach vorn streckte, konnte sie mit den Zähnen den Knoten mit Ach und Krach erreichen. Sie biss hinein und zerrte daran. Das Seil gab keinen Millimeter nach. Ihre Zunge erkundete den Verlauf der Schlaufen und stieß auf mehrere übereinanderliegende Knoten.
    Ihre Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an. Ihr Kinn bebte, und sie blinzelte sich Tränen aus den Augen. Frustriert sackten ihre Schultern hinab.
    »Kommt schon, Jungs«, bettelte sie. »Ihr habt euren Spaß gehabt. Ich habe meine Lektion gelernt. Bindet mich jetzt bitte los.«
    Irgendwo über Linda knarrte eine Holzdiele. Sie sog scharf die Luft ein, riss den Kopf herum und spähte die Treppe hinauf. Sie hielt den Atem an und wartete.
    Nichts als undurchdringliche Dunkelheit.
    Das sind bloß die Jungs, redete sie sich ein. Sie haben sich nicht im Wohnzimmer versteckt, sondern oben .
    Verpisst euch!, wollte sie brüllen.
    Stattdessen presste sie den Mund so fest zusammen, dass ihre Zähne schmerzten.
    Sie vernahm ein weiteres leises Ächzen von Holz. Von oben, aber etwas weiter links als vorher. Als schleiche jemand sehr langsam durch den Flur in der oberen Etage.
    Die Vorstellung ließ ein Wimmern in ihrer Kehle aufsteigen.
    Linda hechtete vom Geländer weg. Das Seil spannte sich. Sie ignorierte die Schmerzen in den Handgelenken und zerrte wie wild daran. Das Geländer knarzte und wackelte ein wenig, aber es hielt stand. Das Seil ebenfalls.
    Sie winkelte die Beine an, bugsierte die gefesselten Füße auf die nächsttiefere Stufe, kauerte sich hin und drückte, so fest sie konnte, gegen das Geländer. Ihre Schulter krachte gegen den Handlauf. Schmerzen rasten durch ihren Körper. Sie prallte zurück und geriet ins Taumeln, während das Seil an ihren Handgelenken zerrte. Sie schwang zur Seite. Ihre andere Schulter wurde gegen den Treppenpfosten geschleudert.
    Wie betäubt vor Qual hing sie da, die Füße nach wie vor auf der zweiten Stufe, der Körper gegen das Geländer gedrängt. Nahezu ihr gesamtes Körpergewicht lastete auf ihren lädierten Handgelenken. Als sie mühsam versuchte, sich aufzurichten, riss das Seil endgültig. Sie fiel. Rücken und Kopf schlugen auf dem Boden auf.
    Zunächst blieb sie benommen liegen. Erst als die Schmerzen langsam nachließen, begriff sie, dass sie frei war. Zumindest ihre Hände.
    Wenn sie jetzt noch die Fesseln an ihren Füßen lösen konnte ...
    Linda öffnete die Augen und hob den Kopf. Ihr Rock war zerknittert und nach oben gerutscht, die Umrisse ihres Slips hoben sich hell von der Dunkelheit ab, ihre nackten Beine hingen seltsam verkrümmt auf der zweiten Stufe.
    Sie zog die Knie an, spreizte sie, fasste mit den gefesselten Händen dazwischen und fummelte an den Knoten des Seils herum. Plötzlich zog eine Bewegung am Kopf der Treppe ihre Aufmerksamkeit auf sich.
    In der Dunkelheit stand eine düstere Gestalt.
    Linda stieß den Atem aus, als hätte ihr jemand in den Bauch geschlagen. Sie pinkelte unkontrolliert und umkrampfte panisch die Knoten des Seils, während die warme Flüssigkeit an ihrem Hintern entlanglief.
    Ihr Blick verharrte auf der reglosen Figur, die einfach nur dastand.
    Mit einem Ruck gelang es Linda, einen der Knoten zu lösen. Sie trat mit aller Kraft um sich. Die Fesseln hielten. Noch ein Knoten. Sie bekam ihn zu fassen, zupfte daran herum und schrie vor Schmerz auf, als ein Fingernagel tief einriss.
    Ein Arm des Unbekannten schwang nach vorne. Ein fahler Gegenstand schien sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher