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NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

Titel: NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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VERKAUFEN, IMMOBILIENMAKLER LELAND verrieten, dass es leer stand.
    Die Scharniere knarzten, als Tony das kleine Holztor aufschob. »Ich frage mich, ob Jasper das wohl gehört hat«, flüsterte er.
    Arnold lachte leise, aber seine Finger gruben sich im selben Moment tiefer in Lindas Oberarm hinein. Er hat Angst , dachte sie. Er will genauso wenig da rein wie ich .
    Sie schaute nach rechts. Dort war nur der zu dieser Zeit wie ausgestorben daliegende Golfplatz zu sehen, auf dessen verlassenem Grün ein Rasensprenger zischte. Zu ihrer Linken erkannte sie das ebenfalls leer stehende Benson-Haus.
    Auch aus anderer Richtung war keine Hilfe zu erwarten. Linda wusste, dass sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite lediglich ein Laden für Anglerbedarf befand – abends natürlich geschlossen.
    Ihre Schulkameraden zwangen sie, dem Gehweg zu den Holzstufen zu folgen und die Veranda zu betreten. Linda rechnete damit, dass die Eingangstür abgesperrt sein würde, aber Tony drehte den Knauf, und sie schwang auf.
    Offenbar waren sie schon vorher hier gewesen und hatten sich Zugang zum Haus verschafft ... Es war keine spontane Schnapsidee gewesen, sondern ein vorbereiteter Plan.
    »Jemand zu Hause?«, rief Tony in die Dunkelheit hinein.
    »Nur wir Geister«, antwortete Arnold und kicherte nervös.
    Tony trat ein. Er bedeutete den anderen mit einer Handbewegung, ihm zu folgen, und sie führten Linda ins Haus. Die Luft fühlte sich kalt an, als hielte jemand den Frost des Winters in dem alten Gemäuer gefangen, während er der Junihitze den Zutritt verwehrte. Die Kälte kroch Lindas nackte Beine hoch, drang durch den dünnen Stoff ihrer Bluse und verursachte eine Gänsehaut.
    Arnold stieß die Tür mit dem Fuß zu. Mit einem Knall, der düster durch die leer stehenden Räume hallte, fiel sie ins Schloss.
    »Laut genug, um die Toten aufzuwecken«, flüsterte Tony.
    Wieder kicherte Arnold.
    »Beeilen wir uns«, meinte der andere Junge.
    »Nervös?«, wollte Tony wissen.
    »Scheiße, ja.«
    Sie führten Linda durch die dunkle Diele. Sie bemühte sich, nur ganz leicht den Boden zu berühren, die Füße von der Ferse zu den Zehen abzurollen und möglichst kein Geräusch zu verursachen. Ihr fiel auf, dass alle drei Jungs es ähnlich machten. Arnold, der ihren rechten Arm umklammerte, zuckte zusammen, als ein Bodenbrett unter seinem Gewicht knarrte.
    Am Fuß der Treppe blieb Tony stehen. Er legte den Kopf in den Nacken, als müsste er sich erst einen Reim auf die Finsternis am oberen Ende der Stufen machen. »Jaspers Zimmer war im ersten Stock«, murmelte er. »Eine der Leichen entdeckte man in seinem Bett. Er hatte ... davon genascht. Angeblich wurde der Kopf nie gefunden.«
    »Kommt jetzt«, meldete sich der Junge an Lindas linker Seite zu Wort. Joel. Mittlerweile war sie überzeugt davon. »Verschwinden wir von hier.«
    »Bevor uns die Eier abfrieren«, fügte Arnold hinzu.
    Tony drehte sich um. Er ließ eine mitgenommene Seilrolle von der Schulter gleiten. »Bringt sie her.«
    Die beiden anderen zerrten an Lindas Armen. Sie trat Arnold auf den Fuß. Er grunzte, und sein Griff lockerte sich. Linda riss den Arm los, wirbelte zu Joel herum und rammte ihm den Ellenbogen ins Gesicht. Er taumelte rückwärts und ließ sie los. Sie preschte durch die Dunkelheit davon. Ihre Hände tasteten panisch über das Holz, das zwischen ihr und der Freiheit lag, während eilige Schritte auf sie zukamen. Sie fand den Knauf. Drehte ihn. Dann prallte etwas gegen ihren Rücken. Sie wurde nach vorn geschleudert, und in ihrem Kopf explodierten Schmerzen, als sie gegen die Tür krachte.
    Ein dumpfer Schmerz pochte hinter ihrer Stirn. Linda versuchte, ihre Gesichtsmuskeln zu lockern. Sie verspürte ein Brennen, als sich die Haut spannte.
    Blinzelnd öffnete sie die Augen und sah, dass ihre Hände im Schoß gefesselt waren. Das helle Seil verlief nach oben zum Treppengeländer.
    Linda kauerte in einer denkbar unbequemen Position auf der dritten Stufe. Ihr Rücken schabte unangenehm an den Streben des Geländers. Die Beine baumelten nach unten, ihre Füße erreichten gerade so den Boden. Auch die Fußgelenke waren gefesselt.
    Also hatten sie es wirklich getan. Sie hatten sie festgebunden und allein im Haus zurückgelassen.
    Oder waren sie vielleicht noch hier?
    Von hier aus konnte sie nicht allzu viel sehen: den Eingang, geschlossene Türen auf der linken Seite der Diele, die rechte Ecke des Wohnzimmers mit einem Teil des Panoramafensters, außerdem einen
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