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Night School 01 - Du darfst keinem trauen

Night School 01 - Du darfst keinem trauen

Titel: Night School 01 - Du darfst keinem trauen
Autoren: C.J. Daugherty
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Kanten, aber die Tür gab nicht nach. Sie bekam jetzt kaum noch Luft.
    Es war so dunkel.
    Sie ballte die Fäuste und hämmerte gegen die glatte, unnachgiebige Tür.
    »Hilfe! Ich krieg keine Luft! Macht die Tür auf!«
    Keine Antwort.
    »Helft mir! Ist da jemand?«
    Sie hasste den flehentlichen Klang ihrer Stimme. Schluchzend legte sie die Wange an die Tür, schlug gegen das Holz und schnappte nach Luft.
    »Bitte.«
    Die Tür ging so plötzlich auf, dass sie hilflos nach vorn stolperte, geradewegs in die Arme eines Polizisten.
    Er hielt sie auf Armeslänge von sich, leuchtete ihr mit der Taschenlampe in die Augen und musterte ihr wildes Haar und die tränenüberströmten Wangen.
    Über ihren Kopf hinweg grinste er seinen Kollegen an. In diesem Augenblick bemerkte Allie Mark, der mit gesenktem Kopf und ohne Baseballcap dastand, den Arm fest im Griff des anderen Polizisten. Und der grinste zurück.

Zwei
    Trotz des konstanten Lärmpegels, der an diesem sommerlichen Freitagabend auf der Polizeiwache herrschte, hörte Allie die Stimme ihres Vaters so deutlich, als stände er vor ihr. Sie unterbrach das Gezwirbel an ihren Haaren und sah besorgt zur Tür.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich das zu schätzen weiß. Es tut mir sehr leid, dass Sie so viel Ärger hatten.« Sie kannte diesen Ton in seiner Stimme nur zu gut: gedemütigt. Durch sie. Sie hörte eine zweite männliche Stimme, die sie aber nicht recht verstand, und dann wieder ihren Vater: »Ja, wir werden etwas unternehmen, ich weiß Ihren Rat sehr zu schätzen. Wir werden das besprechen und morgen eine Entscheidung treffen.«
    Entscheidung? Was für eine Entscheidung?
    Dann ging die Tür auf, und ihre grauen Augen blickten in seine müden blauen. Ihr Herz zog sich ein kleines bisschen zusammen. Er sah älter aus, so unrasiert und zerknittert, wie er war. Und sehr müde.
    Er reichte einer Beamtin mehrere Papiere, die sie achtlos auf den vor ihr liegenden Stapel mit Schreibkram legte. Dann griff sie in eine Schublade, nahm den Umschlag mit Allies Sachen heraus und schob ihn über den Schreibtisch Allies Vater zu. Ohne einen der beiden anzusehen, sagte sie roboterhaft: »Wir übergeben dich hiermit in die Obhut deines Vaters. Du kannst jetzt gehen.«
    Allie erhob sich steif und folgte ihrem Vater durch den engen, hell erleuchteten Flur zum Ausgang.
    Als sie draußen in der frischen Sommerluft standen, atmete sie tief durch. Die Erleichterung, nicht mehr auf der Polizeiwache zu sein, mischte sich mit Besorgnis über den Gesichtsausdruck ihres Vaters. Schweigend gingen sie zum Wagen.
    Schon von der anderen Straßenseite aus entriegelte ihr Vater mit der Fernbedienung den schwarzen Ford, der mit einem unpassend vergnügten Willkommensgruß antwortete. Als ihr Vater den Motor anließ, wandte sie sich ihm mit einem Blick zu, der ernst war und voller Erklärungen.
    »Dad …«
    Er spannte den Kiefer an und starrte stur geradeaus.
    »Alyson, nicht …«
    »Nicht was?«
    »Nicht reden. Einfach … dasitzen.«
    Die Fahrt verlief schweigsam. Zu Hause stieg er ohne ein Wort aus. Allie schlurfte hinter ihm her, während das ungute Gefühl in der Magengrube anwuchs.
    Er wirkte nicht böse. Er wirkte … leer.
    Allie ging die Treppe hoch und den Flur entlang, vorbei am verwaisten Zimmer ihres Bruders. In der Sicherheit ihres eigenen Zimmers betrachtete sie sich eingehend im Spiegel. Ihr schulterlanges, hennarotes Haar war strähnig, schwarze Farbe klebte an einer Schläfe, und die Wimperntusche unter den Augen war verschmiert. Sie roch nach altem Schweiß und Angst.
    »Na«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild, »das hätte auch schlimmer ausgehen können.«
    Als sie am nächsten Morgen aufwachte, ging es schon auf Mittag zu. Sie kroch unter der zerknitterten Decke hervor und streifte eine Jeans und ein weißes Trägertop über. Dann öffnete sie vorsichtig die Tür.
    Stille.
    Auf Zehenspitzen ging sie in die Küche hinunter, wo die Sonne durch große Fenster auf eine saubere Arbeitsplatte aus Holz schien. Jemand hatte ihr Brot hingestellt, die Butter schmolz langsam vor sich hin. Neben dem Wasserkocher stand eine Tasse mit Teebeutel.
    Sie hatte einen Bärenhunger. Sie schnitt sich eine Scheibe Brot ab und steckte sie in den Toaster. Dann machte sie das Radio an, um die Stille zu übertönen, schaltete es aber gleich wieder aus.
    Sie aß hastig und blätterte dabei die Zeitung von gestern durch, ohne richtig hinzusehen. Erst als sie fertig war, bemerkte sie den Zettel
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