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Night School 01 - Du darfst keinem trauen

Night School 01 - Du darfst keinem trauen

Titel: Night School 01 - Du darfst keinem trauen
Autoren: C.J. Daugherty
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kletterte widerwillig aus dem Ford, der ihr mit einem Male so freundlich und vertraut vorkam. Sie ließ die Tür offen.
    Statt ihren Eltern zu folgen, lehnte sie sich lieber gegen den Wagen und beobachtete argwöhnisch die Szene. Wartete. Siebenundzwanzig Herzschläge.
    Achtundzwanzig. Neunundzwanzig.
    »Mr und Mrs Sheridan. Schön, Sie wiederzusehen!« Die Frau hatte eine warme, trällernde Stimme und lächelte ungezwungen. »Ich hoffe, die Fahrt war nicht allzu anstrengend. Zwischen London und hier ist manchmal ein furchtbarer Verkehr. Aber wenigstens haben wir heute herrliches Wetter, nicht wahr?«
    Allie bemerkte, dass sie einen ganz leichten Akzent hatte, konnte ihn aber nicht genau bestimmen. Schottisch vielleicht? Er verlieh ihren Worten jedenfalls etwas Besonderes, Vielschichtiges, ließ sie filigraner wirken.
    Nach dem Austausch weiterer Höflichkeiten geriet das Gespräch etwas ins Stocken, und die drei wandten sich Allie zu. Das höfliche Lächeln war nun aus dem Gesicht ihrer Eltern verschwunden, und an seine Stelle war wieder jene kultivierte Ausdruckslosigkeit getreten, die ihr so unangenehm vertraut war. Dafür schenkte die Rektorin ihr ein warmes Lächeln.
    »Und du bist bestimmt Allie?«
    Eindeutig schottisch, der Akzent. Aber ziemlich ungewöhnlich – kaum wahrnehmbar.
    »Ich heiße Isabelle le Fanult und bin die Rektorin der Cimmeria Academy. Du kannst Isabelle zu mir sagen. Herzlich willkommen, Allie.«
    Allie war ein wenig erstaunt, mit ihrem Spitznamen angesprochen zu werden und nicht mit »Alyson«, wie von ihren Eltern. Und dass sie die Internatsleiterin mit Vornamen ansprechen sollte, kam ihr ebenfalls komisch vor.
    Aber ziemlich cool.
    Isabelle streckte ihr eine schlanke, blasse Hand entgegen. Sie hatte eigenartig schöne goldbraune Augen und sah aus der Nähe jünger aus, als man auf den ersten Blick dachte.
    Allie wollte nichts mit diesem Ort zu tun haben – und nichts mit dieser Frau –, und doch ertappte sie sich dabei, wie sie ihr die Hand entgegenstreckte. Isabelles Händedruck war überraschend kräftig und kühl. Sie schüttelte ihr die Hand und ließ sie dann sanft wieder los. Allie entspannte sich etwas.
    Isabelle hielt ihren Blick noch eine Sekunde länger, und Allie meinte, so etwas wie Wohlwollen in ihrem Ausdruck zu sehen, ehe sie sich wieder an die Eltern wandte und mit einem bedauernden Schulterzucken lächelnd sagte: »Die Regeln unseres Hauses verlangen leider, dass sich die Eltern hier von ihren Kindern verabschieden. Sobald ein Schüler unsere Türschwelle überquert hat, fängt er sein neues Leben in der Cimmeria Academy an, und wir möchten, dass er diesen Schritt selbstständig tut.«
    Sie wandte sich wieder an Allie: »Hast du viel Gepäck? Das werden wir ja hoffentlich zu zweit schaffen. Unsere Mitarbeiter haben gerade fast alle zu tun, deshalb müssen wir, fürchte ich, allein zurande kommen.«
    Zum ersten Mal antwortete Allie: »Ist nicht besonders viel.«
    Und das stimmte auch. Das Internat stellte so viele Dinge und erlaubte einem so wenig mitzubringen, dass sie letztlich nur zwei mittelgroße Taschen mitgenommen hatte, die überwiegend mit Büchern und Notizblöcken gefüllt waren. Allies Vater holte sie aus dem Kofferraum. Mit erstaunlicher Leichtigkeit hob Isabelle die größere der beiden Taschen an, tauschte noch ein paar abschließende Nettigkeiten mit Allies Eltern aus und entfernte sich dann.
    »Streng dich an und schreib uns ab und zu mal«, sagte ihr Vater. Er war immer noch etwas distanziert, wirkte aber traurig. Hastig umarmte er sie.
    Die Mutter strich Allie eine Strähne aus dem Gesicht. »Bitte gib dieser Schule eine Chance. Und ruf an, wenn du uns brauchst.« Sie umarmte Allie kurz und fest, dann ließ sie los und ging zum Auto, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Die Hände neben dem Körper, stand Allie still da und sah zu, wie der Wagen wendete und den gepflegten Kiesweg zurückfuhr. Sie spürte Tränen aufsteigen und schüttelte heftig den Kopf, um sie abzuwehren.
    »Beim ersten Mal ist es immer schwer«, sagte Isabelle mit sanfter Stimme. »Aber es wird leichter.«
    Schwungvoll wandte sie sich in Richtung Treppe und sagte über die Schulter: »Wir haben leider noch ein gutes Stück zu laufen. Du wirst sehen, dieses Haus hört gar nicht mehr auf.«
    Ihre Stimme verlor sich im Innern des Gebäudes. Nach kurzem Zögern folgte Allie ihr.
    »Ich geb dir unterwegs eine Blitzführung …«, sagte Isabelle, aber Allie hörte es kaum. Mit
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