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Night School 01 - Du darfst keinem trauen

Night School 01 - Du darfst keinem trauen

Titel: Night School 01 - Du darfst keinem trauen
Autoren: C.J. Daugherty
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winkte und verschwand über den Flur, während Allie in ihr Zimmer zurückkehrte.
    Die komischen Regeln schob sie erst einmal beiseite und blätterte stattdessen den Stapel Papiere auf ihrem Schreibtisch durch. Sie versuchte, sich auf die Unterrichtshinweise zu konzentrieren (»Die Schüler haben sich auf ihren Plätzen einzufinden, bevor die Lehrkraft mit dem Unterricht beginnt …«), doch ihre Gedanken kehrten immer wieder zu dem Jungen im Ledersessel zurück. Sie kramte in ihrer Erinnerung, konnte sich aber nicht entsinnen, ihm schon einmal begegnet zu sein. Dabei schien er sie eindeutig zu kennen oder zumindest zu wissen, wer sie war. Sie zwirbelte ihren Bleistift zwischen den Fingern und dachte daran, wie er sie mit seinen dunklen Augen gemustert hatte.
    Sie blätterte um und sah dabei auf ihre Uhr.
    Scheiße.
    Es war schon eine Minute vor sieben. Wohin waren die zwanzig Minuten verschwunden? Gleich gab es Abendessen.
    Sie raste zur Tür hinaus und wäre beinahe mit einer kurzhaarigen Blondine kollidiert, die an ihr vorbei durch den Flur schoss.
    »Aufpassen!«, rief das Mädchen, ohne anzuhalten. Allie heftete sich an ihre Fersen.
    »Sorry! Hab dich nicht gesehen!«
    Hintereinander rannten sie die Treppe hinunter und kamen schlitternd vor dem Speisesaal zum Stehen. Ohne sich abzusprechen, spazierten sie beide betont unbekümmert zur Tür herein, als hätten sie auf dem Weg nach unten die ganze Zeit entspannt geplaudert. Die Blondine zwinkerte ihr kurz zu und setzte sich dann an einen Tisch, an dem sie offenbar regelmäßig saß, was man aus der Art und Weise schließen konnte, wie sie begrüßt wurde.
    Gegenüber heute Nachmittag, als sie mit Isabelle durchgerauscht war, wirkte der Raum nun ganz anders. Auf den Tischen, die in weißes Leinen eingeschlagen waren, standen Kerzen und vor jedem Sitzplatz glitzernde Kristallgläser nebst Tellern in den Schulfarben. Allie erspähte einen leeren Stuhl und setzte sich rasch. Als hätte jemand auf die Stummtaste gedrückt, kamen die Gespräche am Tisch schlagartig zum Erliegen. Sieben Augenpaare richteten sich neugierig auf sie.
    »Ist es okay, wenn ich mich, äh … hier hinsetze?« Sie blickte nervös in die Runde.
    Noch ehe jemand antworten konnte, ging die Küchentür auf und schwarz gekleidete Bedienstete trugen das Essen auf. Jemand stellte einen schlichten Glaskrug vor Allies Ellbogen. Da erst merkte sie, wie durstig sie war, und hätte sich gern etwas eingeschenkt, doch sie wartete lieber ab, was die anderen machten. Keiner rührte sich.
    »Ich bitte darum.«
    Sie folgte der Stimme, die einen französischen Akzent verriet. Zu ihrer Linken saß ein braun gebrannter Junge mit dichtem, dunklem Haar, der sie aus außerordentlich blauen Augen ansah.
    »Wie bitte?«
    »Setz dich zu uns. Bitte.«
    Sie lächelte ihn erleichtert an. »Danke.«
    Als er ihr Lächeln erwiderte, dachte sie, gleich schmelze ich dahin und hinterlasse eine Pfütze auf dem Boden . Er war hinreißend.
    »Gern geschehen. Wärst du so freundlich und würdest mir den Wasserkrug reichen?«
    Sie reichte ihm den Krug, und zu ihrer großen Erleichterung füllte er erst ihr Glas, bevor er sich selber einschenkte. Sie stürzte die Hälfte des Glases hinunter und nahm sich dann von der Platte mit dem Rindfleisch und den Kartoffeln, die er ihr anbot. Wieder wurde es still, und sie sah zu ihm hinüber.
    Sie räusperte sich. »Ich heiße Allie«, sagte sie.
    Irgendetwas sagte ihr, dass er das bereits wusste. »Ich bin Sylvain. Willkommen auf Cimmeria!«
    »Danke«, sagte sie und war für den Augenblick froh, hier zu sein.
    Das Essen war köstlich. Sie hatte seit dem schrecklich krampfigen Frühstück nichts mehr gegessen und aß deshalb wie ein Scheunendrescher. Als sie sich das letzte Stück Kartoffel in den Mund schob und aufblickte, stellte sie fest, dass alle sie anschauten. Plötzlich kam ihr die Kartoffel gewaltig vor, und das Kauen bereitete ihr Mühe. Sie griff zum Wasserglas und merkte zu spät, dass es leer war.
    Gewandt nahm Sylvain das Glas in die Hand und schenkte ihr ein. Seine Miene war verständnisvoll, und seine hellen Augen glitzerten im Kerzenlicht. Allie überlegte, was sie Interessantes sagen könnte, doch ihre Gedanken wurden unterbrochen.
    »Du bist aus London.« Die barsche Stimme kam von einer Rothaarigen, die an der gegenüberliegenden Seite des Tisches saß.
    »Ja. Woher …?«
    »Man hat uns erzählt, dass wir eine neue Schülerin kriegen. Du bist Allie Sheridan«, sagte die
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