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Niemand

Niemand

Titel: Niemand
Autoren: Nicole Rensmann
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flüsterten die Zwerge: »Nach verfaulter Apfelkitsche und schimmeligem Butterkäse.«
    »Was haben sie gesagt?« Pin und Nöckel klapperten vor Neugier gegen ihre Fensterläden.
    Nina stand auf und ging zuerst zu Pin. »Spuckst du mich auch nicht mehr an?«
    »Nein, ich schwöre, ich spucke nicht. Nie wieder!« Er kreuzte seine Finger, zwinkerte Nina zu und grinste. Nina beugte sich zu ihm herunter und wiederholte: »Nach verfaulter Apfelkitsche und schimmeligem Butterkäse.« Anschließend ging sie zu Nöckel und teilte auch ihm mit, wonach Überhaupt Niemand stank.
    »Das!«, platzte es gleichzeitig aus ihnen heraus. »Das riechen wir hier oft. Gestern noch stank es so fürchterlich nach schimmeligem Butterkäse und verfaulter Apfelkitsche, dass uns ganz schlecht geworden ist.«
    »Dann war Überhaupt Niemand da!«
    »Dann war Überhaupt Niemand da!«
    »Dann war Überhaupt Niemand da!«, mischten sich die Kreischzwerge wieder ein.
    »Ob er uns belauscht?«
    »Was sonst?«
    »Was sonst?«
    »Was sonst?«
    »Bei den Bärten der Propheten! Dann wird er Meldung gemacht haben!«, stotterte Nöckel vor Angst.
    Doch Niemand wusste: »Nein, ihr seid kein Druckmittel, wenn er mit meinem Vater streitet.«
    »Um deinen Thron?«
    »Ja.«
    »Aber gehört der Thron nicht dem Herrscher?« Nina stand dicht neben Niemand, als könne sie ihn so, trotz seiner Unsichtbarkeit, besser erkennen.
    »Ja. Natürlich«, antwortete Niemand, der sich dabei ertappte, Ninas Gesicht zu betrachten. »Es ist mein Thron. Der Sohn bekommt den Thron und ist der Herrscher des Landes.«
    »Aber zu sagen hast du nichts?«, fragte Nina.
    »Nein. Deshalb bin ich Niemand.«
    »Und wer sagt das?«
    »Alle. Mein Vater. Jeder im Niemandsland.«
    »Und was ist das Besondere an dem Thron? Wie sieht er aus? Erzähl doch mal! Wir kommen hier doch nie weg«, drängelten nun die Laberköppe.
    »Ja, bitte, bitte!«
    »Ja, bitte, bitte!«
    »Ja, bitte, bitte!«
    »Na ja«, begann Niemand. »Der Thron ist mit Diamanten und Edelsteinen besetzt, die das Sonnenlicht bündeln. Er steht auf dem höchsten Berg des Niemandslandes, direkt hinter der Niemandsburg.«
    Niemand machte eine kurze Pause. Doch Pin drängte: »Los, weiter!«
    »Ich war schon lange nicht mehr da, ich erinnere mich kaum daran.«
    »Aber was ist das Besondere an dem Thron?«, wollte Nina wissen.
    »Er verwahrt die Toten.«
    »Oh« und »Ah«. Die Laberköppe lauschten gespannt und selbst die Kreischzwerge hörten zu, als hätten sie noch nie von der Sage über den Thron des Niemandslandes gehört.
    »Jeder Stein auf dem Thron steht für einen im Land Verstorbenen. Ihre Seele, ihr Wissen, ihre Macht sind in dem Edelstein gefangen.«
    »Und wenn kein Platz mehr auf dem Thron ist?«, fragte Pin vorwitzig.
    »Dann stirbt auch keiner mehr«, antwortete sein Bruder.
    »Echt?«
    »Weiß ich nicht! Sei ruhig, lass Niemand weiterreden.«
    »Du musst dir den Thron und seine Macht verdienen. Ansonsten stirbst du und wirst ein Edelstein.«
    »Versteh ich nicht – du, Bruder?« Nöckel schüttelte den Kopf. »Wie verdienen wir uns den Thron?«
    »Wie verdienen wir uns den Thron?«
    »Wie verdienen wir uns den Thron?«
    »Wie verdienen wir uns den Thron?«
    Niemand musterte die Kreischzwerge.
    »Das weiß ich nicht. Der Thron bestimmt den wahren Herrscher des Niemandslandes, der sich dessen Macht und Magie verdienen muss. Solange es keinen Herrscher des Niemandslandes gibt, wird der Thron an den Jüngsten vererbt, da dieser unwürdig, unauffällig und unwichtig ist und somit nichts zu sagen hat, sagt mein Vater. Und das bin ich: Niemand.«
    »Kann er dir nichts anhaben?«, fragte Nina.
    »Ich habe kein Interesse an der Macht des Throns und der Herrschaft über das Niemandsland.«
    »Und wieso nicht?«, fragte Nina weiter.
    »Ja, wieso nicht?«
    »Ja, wieso nicht?«
    »Ja, wieso nicht?«
    »Ihr macht mich wahnsinnig mit eurem Echo. Könnt ihr nicht jeder für sich reden?«, schimpfte Nina mit den Kreischzwergen.
    »Doch, aber …«
    »… wir nennen es …«
    »… Imagepflege.«
    Die Laberköppe verdrehten die Augen. »Was wolltet ihr eigentlich von Nina und Niemand?«
    Die Kreischzwerge schwiegen, als dächten sie  über eine Ausrede nach.
    Dann sagten sie: »Ihr Haar!«
    »Ihr Haar!«
    »Ihr Haar!«
    »Nur eine Strähne!«
    »Nur eine Strähne!«
    »Nur eine Strähne!«, ergänzten sie rasch.
    »Ihr lügt!«, warf ihnen Pin vor.
    »Nein. Das hat euch die Amme erzählt«, sagte Schiz.
    »Nur legen wir unsere
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