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Nie genug (German Edition)

Nie genug (German Edition)

Titel: Nie genug (German Edition)
Autoren: Melanie Hinz
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flexibler als ich dachte, obwohl es witzig aussieht, wie er mit angezogenen Beinen neben mir sitzt. Immer wenn ich den Gang wechsele, streife ich seinen Oberschenkel. Die Fahrt nach Hause scheint ewig zu dauern und gleichzeitig wie im Flug zu vergehen. Sam will nicht, dass ich ihn vor seiner Haustür absetze. Er will bei mir aussteigen und zu Fuß weitergehen. Vielleicht hat er Angst, dass ich ihm einen Überraschungsbesuch abstatte, wenn er mir zeigt, wo er wohnt.
    Ich parke mein Auto auf dem kleinen Stellplatz neben meinem Haus und will gerade aussteigen, als Sam mich am Arm festhält. Ehe ich ihn fragen kann, was los ist, legt er mir seine große Hand auf den Mund und schüttelt den Kopf.
    „Halt die Klappe, Emma.“ Er zieht seine Hand weg und ersetzt sie durch seine Lippen. Ich sollte ihn wegstoßen, aber ich kann nicht. Sein Mund ist so warm und ich habe das schon so lange nicht mehr gehabt. Mein Körper leistet keinen Widerstand. Ich schließe die Augen, als seine Zungenspitze meine Lippen teilt. Er lässt mich sein Zungenpiercing spüren, welches mir vorher noch nicht aufgefallen ist. Das Gefühl ist fremd, aber angenehm. Sam kann gut küssen. Er geht sehr behutsam vor und trotzdem mit dem nötigen Nachdruck. Seine Hand liegt auf meiner Wange, als könnte er mich so festhalten, damit ich nicht wieder abhaue. Ich greife in seine Haare und spüre die raue Textur unter meinen Fingerspitzen. Ein wohliges Raunen dringt aus seiner Kehle und bringt mich in die Wirklichkeit zurück. Ich lege meine Hand auf seinen Brustkorb und schiebe ihn sanft von mir.
    „Ich muss …“ Meine Stimme zittert. Ich suche nach dem Türgriff, doch Sam packt mich am Kinn und dreht mein Gesicht zu ihm.
    „Emma, ich würde mich entschuldigen, aber es tut mir nicht leid. Darf ich noch auf einen Kaffee reinkommen? Ich schwöre, ich bleibe anständig, aber ich will wirklich noch nicht gehen.“
    „Okay“, murmele ich und flüchte aus der Enge meines Autos. Sam hat eine überwältigende Präsenz, der ich in diesem kleinen Raum einfach nicht ausweichen kann. Er entfaltet sich aus meinem Auto und folgt mir ins Haus. Auf wackeligen Beinen gehe ich in die Küche und starte die Kaffeemaschine. Ich höre ihn, wie er hinter mich tritt. Er bleibt etwa einen halben Meter entfernt stehen, doch ich kann seine Körperwärme fühlen.
    „Warum bist du so nervös?“ Ich höre ein gewisses Mitgefühl in seiner Stimme und kann mir nicht erklären, woher es kommt. Er hat ein sehr tiefes Timbre, das mir direkt unter die Haut fährt.
    „Ich hab keine Ahnung. Was willst du von mir, Sam?“ Mein Blick auf den Kaffeeautomaten fixiert, halte ich die Tasse fest und warte darauf, dass sie mit der heißen, schwarzen Flüssigkeit befüllt wird. Er ist der erste Mann in meinem Haus, wenn man meinen Bruder mal außen vor lässt. Sam lässt sich von meiner Unsicherheit nicht beirren. Er lehnt sich neben mich an die Arbeitsplatte und beobachtet mich.
    „Das weiß ich noch nicht, aber ich würde es gerne rausfinden. Keine Angst, Emma. Ich beiße nicht, solange du mich nicht darum bittest.“
    Nun muss ich doch grinsen. Ich schaue zu ihm hoch und sehe meinen Gesichtsausdruck in seinem gespiegelt.
    „Schon besser, Pinkpants.“
    „Hey, nenn mich nicht so.“ Ich haue ihn spielerisch auf den Oberarm. „Für meine Bekleidung vor dem ersten Morgenkaffee übernehme ich keine Verantwortung.“
    „Ich fand es lustig. So sieht meine Mutter immer aus, wenn sie Waschtag hat.“ Mit dem Kaffee in der Hand folgt er mir ins Wohnzimmer. Dass er mich mit seiner Mutter vergleicht, lasse ich jetzt mal unkommentiert.
    Ich setze mich auf die Zweiercouch und rechne eigentlich damit, dass er sich auf den Sessel gegenüber niederlässt, doch er setzt sich auf den engen Platz neben mir. Sam dreht sich zu mir und pustet in die dampfende Tasse.
    „Ich würde dich gerne tätowieren, Emma. Deine Haut hat den perfekten Farbton für eine gute Leinwand.“
    Jetzt ist er vollkommen übergeschnappt.
    „Oh, ich denke nicht. Mein Körper ist alles andere als eine Leinwand.“ Mein Körper ist ein Wrack.
    Mit einem Augenrollen quittiert er meinen Kommentar und nimmt einen großen Schluck Kaffee, bevor er ihn auf dem kleinen Beistelltisch hinter sich abstellt. Dann nimmt er mir meine Tasse ab und platziert sie daneben. Er streicht mir die Haare hinters Ohr und rückt noch ein Stück näher an mich ran, um mit den Fingerspitzen über meinen Hals zu streichen.
    „Ich würde dich wirklich gerne noch
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