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Nie genug (German Edition)

Nie genug (German Edition)

Titel: Nie genug (German Edition)
Autoren: Melanie Hinz
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Wohnzimmer. Ich bin zu verdutzt, um mich zu wehren. Vielleicht auch ein bisschen zu betrunken. Er schiebt mich auf die Couch und lässt sich neben mich fallen.
    „Gott, bist du sexy.“ Er streicht mir eine verirrte, braune Locke hinters Ohr und starrt mich hungrig an. Mir entgleisen alle Gesichtszüge.
    „Bist du betrunken, Sam?“ Ich sehe auf meine nackten Schenkel, die im Sitzen noch breiter aussehen, als sie ohnehin schon sind.
    „Stocknüchtern.“
    Mein Blick wandert zu seinem Brustkorb. Seine Tattoos bestehen fast vollständig aus schwarzen Ornamenten, die ich aber nicht benennen kann.
    „Bekifft?“, frage ich. Meine nächste Vermutung wäre schlechte Augen.
    „Nein, Emma. Ich war der Fahrer heute Abend.“ Er riecht an seinem Arm. „Ich war mit Markus in Venlo im Coffeeshop, aber nur er hat geraucht. Ich nicht. Der Wodka war der Erste heute. Und bevor du fragst, meine Sicht ist ausgezeichnet.“
    „Na dann. Danke fürs Gespräch. Ich gehe ins Bett.“ Ich weiß, wie ich aussehe, aber ich lasse mich nicht gerne verarschen. Bevor ich meinen dicken Hintern vom Polster stemmen kann, drückt Sam mich an der Schulter wieder runter. Ich will protestieren, aber er legt mir seinen Zeigefinger auf die Lippen.
    „Hör hin“, flüstert er und streicht mit dem Daumen über meine Unterlippe. Der Typ ist wahrscheinlich total gestört oder hat eine perverse Vorliebe für dicke Frauen.
    Ich fühle seinen Atem auf meiner Haut und höre jetzt, worauf er mich aufmerksam machen wollte.
    „Nein?“, wispere ich mit schockiertem Blick.
    Sam grinst und nickt.
    „Oh doch. Die beiden sind schon seit Jahren zusammen und jede Nacht rocken sie das Bett. Wahrscheinlich nicht nur nachts.“ Er rückt ganz nah an mich ran. Ich bin völlig hypnotisiert und kann mich nicht rühren.
    „Hast du einen Freund, Emma?“
    Ich kann mich schwer aufs Sprechen konzentrieren, bei den Hintergrundgeräuschen. Oder aufs Denken, wo wir schon einmal dabei sind. Deswegen schüttele ich nur mit dem Kopf. Er streicht mit seiner Nase über meine Wangenknochen. Zitternd schließe ich die Augen. Ich kann nichts tun, aus Angst, seine Aufmerksamkeit falsch zu interpretieren. Ja, ich bin ein Idiot. Es gibt nicht viel misszuverstehen.
    Im Hintergrund höre ich Nadine wimmern und ein tiefes Stöhnen von Markus. Sie hätte mich wirklich warnen können, dann wäre ich nach Hause gefahren.
    „Die sind verdammt laut.“
    Von Sam kommt nur ein raues, leises Lachen. Ich mache den Fehler, die Augen zu öffnen und dabei einen Blick auf die Beule in seiner Pyjamahose zu werfen. Es ist mir unbegreiflich, was gerade passiert, aber der Typ ist hart. Wenn ich vorhin dachte, dass er seine Hose gut ausfüllt, dann muss das schon schmerzhaft eng sein. Ich schlucke schwer und schließe schnell wieder die Augen.
    „Sam, was machst du da?“ Wenn ich ihn nicht spüren und riechen könnte, würde ich vermuten, dass ich einen verflucht guten Sextraum habe.
    „Du weißt genau, was ich hier mache.“ Mit seinen vollen Lippen streift er jetzt über mein Ohrläppchen. Sein warmer Atem verursacht mir Gänsehaut. Meine Nippel stellen sich auf. Erschrocken reiße ich die Augen auf und verschränke die Arme vor der Brust.
    Er sieht mir in die Augen, schüttelt den Kopf und nimmt meine Arme wieder runter.
    „Nicht“, sagt er leise, aber bestimmt. Ich fühle mich komplett entblößt vor ihm.
    Die Geräusche des Liebesspiels im Schlafzimmer lassen mich nicht kalt, da will ich überhaupt nicht lügen. Sams Nähe verstärkt den Effekt noch.
    Wenn ich mich in meinem Körper gut fühlen würde, dann hätte ich ihn schon längst angesprungen. Wenn ich nur einen Funken Selbstbewusstsein hätte, dann würde ich mich nicht verhalten, wie ein verschrecktes Mäuschen.
    „Soll ich dir sagen, was ich mit dir anstellen möchte?“, fragt er jetzt wieder. Er legt seine Hand in meinen Nacken und zieht mich an sich, seine Lippen ganz nah an meinem Ohr. Auch auf die Gefahr hin, dass jetzt ein blöder Spruch kommt, nicke ich und warte auf seine Worte.
    Ich weiß bei diesem Mann überhaupt nicht, wo ich zuerst hinsehen soll. Die Tattoos, Piercings und unwahrscheinlich geschmeidige, schokobraune Haut. Darf man das sagen, ohne diskriminierend zu sein? Ich weiß es nicht anders zu benennen, denn sein Hautton gleicht wirklich dem von Vollmilchschokolade. Es ist naiv, aber ich würde ihn gerne mal anfassen. Nur um zu sehen, ob sich seine dunkle Haut anders anfühlt.
    „Emma“, seufzt er in mein Ohr.
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