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Nie genug (German Edition)

Nie genug (German Edition)

Titel: Nie genug (German Edition)
Autoren: Melanie Hinz
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angenehm dunkle Stimme von Sam.
    „Was machst du hier?“, frage ich genervt und schließe die Haustür auf.
    „Nach deiner Telefonnummer fragen, damit ich in Zukunft nicht mehr unangemeldet aufschlagen muss.“ Er folgt mir ins Haus und legt einen Motorradhelm, der mir jetzt erst auffällt, auf der Garderobe ab.
    „Komm doch rein“, sage ich überflüssigerweise. „Kekse?“ Ich drücke ihm die Dose in die Hand und streife meine Schuhe ab. Sam steht etwas verloren in meiner Diele, während ich mich meiner Jacke entledige.
    „Was hat dich denn gebissen?“
    Er kennt mich nicht gut genug, um das Recht zu haben, mich so anzusprechen.
    „Was willst du wirklich?“ Ich bin komplett entnervt von seiner Anwesenheit. Das liegt nicht daran, dass er eine anstrengende Person ist, auch wenn ich ihn etwas dreist finde. Es hat damit zu tun, dass ich mich mit einem heißen Kakao mit Sahne auf der Couch zusammenzurollen wollte. Auf meinem Plan stand nicht, heiße, dunkelhäutige und große Tätowierer zu unterhalten und dabei nicht zu wissen, wo ich meine Fettrollen verstecken soll. Zugegeben, ich habe vielleicht etwas PMS heute. Aber auch nur etwas.
    „Ich will wirklich deine Telefonnummer, damit ich dich anrufen kann. Vielleicht möchte ich dich ja mal zum Essen oder ins Kino einladen. Oder einfach nur mit dir reden.“
    „Warum, Sam?“, belle ich ihn an und gehe in die Küche. Wie erwartet folgt er mir, aber nicht ohne vorher seine schwere Motorradjacke auszuziehen und sie auf meine Couch zu schmeißen. Ich nehme Milch aus dem Kühlschrank und schiebe ihn beiseite, um einen Topf aus dem Schrank zu ziehen.
    „Weil ich dich interessant finde.“
    Der Kakao steht im Schrank hinter ihm, doch ich arbeite um ihn herum, als wäre er gar nicht da, auch wenn ich mich dafür an ihn pressen oder ihn wegdrücken muss.
    „Ich höre nur bla bla. Zieht das bei anderen Frauen?“
    Sam hat zwischenzeitlich die Dose geöffnet und isst im Stehen die krummen Kinderkekse. Mit dem Schneebesen rühre ich energisch Kakaopulver in die aufkochende Milch.
    „Ich hab keine Ahnung, ob das bei anderen zieht. Mich würde es nur freuen, wenn es bei dir funktioniert.“
    Genervt von seiner Beharrlichkeit, lasse ich den Kopf auf die Brust sinken und seufze theatralisch.
    „Willst du auch einen Kakao?“, frage ich schließlich, auch wenn ich mich besser fühlen würde, wenn er einfach geht.
    „Gerne, Pinkpants.“ Der Triumph in seiner Stimme ist nicht zu überhören.
     
    Mit Kakao und Keksen setzen wir uns auf meine Terrasse und schauen in den Garten. Die Temperaturen sind recht mild, sodass man es gut ohne Jacke aushalten kann. Ich bin froh, dass der Tisch etwas Abstand zwischen uns bringt.
    „Also?“, fragt er und nippt an seiner Tasse.
    „Was, also?“
    „Bekomme ich deine Nummer?“
    Ich seufze ergeben und strecke ihm meine Hand entgegen.
    „Gib mir dein Telefon!“
    Er greift in seine Hosentasche und legt es mir in die Handfläche. Zum Glück hat er eins mit normaler Tastatur. Diese Dinger, die nur einen Touchscreen haben, sind nichts für meine ungeschickten Finger. Ich tippe meine Nummer ein und rufe mich selbst an. Als ich drinnen meine Handtasche klingeln höre, lege ich auf und gebe ihm sein Telefon wieder.
    „Den Namen kannst du selbst speichern. Ich wäre dir dankbar, wenn du nicht Pinkpants nehmen würdest.“
    Sam grinst und steckt kopfschüttelnd sein Handy wieder ein. Dabei streckt er den Oberkörper und lässt kurz ein Stück Haut zwischen Shirt und Hosenbund blitzen. Und ich kann natürlich nicht anders, als hinzuschauen.
    Sam bemerkt das unglücklicherweise und kann es nicht kommentarlos stehen lassen. „Gefällt dir, was du siehst?“
    Ich nehme einen Schluck Kakao, um nicht sofort antworten zu müssen. Er sieht mich abwartend an und zieht eine Augenbraue hoch.
    „Fishing for compliments, Sam? Ich denke, du kennst deine Wirkung auf Frauen ganz genau.“
    „Emma, Emma. Mich interessiert nicht, wie mich andere Frauen finden, denn das ist mir durchaus bewusst. Ich will wissen, ob ich dir gefalle. Im Gegensatz zu diesen anderen Frauen sendest du sehr gemischte Signale.“
    Jetzt gerade wünschte ich mir, mein Kakao wäre mit einer guten Portion flüssiger Courage in Form von Sahnelikör aufgefüllt.
    „Ja, Sam. Ich finde dich attraktiv. Geht es dir jetzt besser?“
    Er zuckt die Schultern.
    „Besser nicht. Nur musst du dir jetzt eine sehr gute Ausrede einfallen lassen, um nicht mit mir eine kleine Motorradtour zu
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