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Nicolai

Nicolai

Titel: Nicolai
Autoren: Christine Balasch
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Dach meines Wohnhauses war ein schöner Dachgarten. Den durfte jeder
Hausbewohner mal nutzen. Mich hat das eigentlich nie interessiert. Doch heute
irgendwie schon. Ich könnte mit Nicolai ganz unbeschwert einen wunderschönen
Abend dort oben verbringen. Unter freiem Himmel. Nur der Mond und die Sterne
würden uns zuschauen. Und dann würde ich mich entscheiden. Begeistert von
meiner Idee rannte ich in Nicolais Büro, vorbei an Sarah und den wartenden
Patienten. Für einen Moment trafen sich die Blicke von Sarah und mir. Aber ihr
Blick war nicht freundlich, sie sah mich irgendwie seltsam an. Nicolai kam mir
entgegen. Freudig umarmte ich ihn. „Hast du heute Abend schon was vor?“, fragte
ich ihn. „Ja, ich hab schon was vor.“, antwortete er mir. „Das musst du absagen.“
„Warum?“ „Weil ich mit dir einen romantischen Abend auf dem Dachgarten unseres
Hauses verbringen möchte.“ „Hast du ein Glück, dass ich dir keinen Wunsch
abschlagen kann. Wann soll ich da sein?“, fragte er mich. „20.00 Uhr.“ Ich küsste
ihn auf die Wange und ging zurück in mein Büro. Vorbei an Sarah, die mich
wieder irgendwie so seltsam ansah.

 
    Heute
Abend werde ich Nicolai alles erzählen. Das ich ihn liebe und dass ich für
immer bei ihm bleiben möchte. Und ich werde ihm auch erzählen, dass ich ein
Abkömmling von Van Helsing bin. Ich zog meine Sachen
aus und stopfte sie in den Wäschekorb. Nachdem ich geduscht hatte wickelte ich
mein Badetuch um meinen Körper und ging zu meinem Kleiderschrank. Ich wollte
heute besonders hübsch für Nicolai aussehen und so entschied ich mich für das
lange schwarze Abendkleid aus Seide. Schlicht, doch voller Eleganz. Die
Entscheidung ist mir nicht schwergefallen, schließlich ist es mein einziges
Kleid. Ein Kleid, das mir Carl vor langer Zeit mal geschenkt hatte mit der
Hoffnung, dass ich es eines Tages auch anziehen würde. Doch eine Gelegenheit,
dieses Kleid wirklich mal zu tragen gab es irgendwie nicht. Wann bin ich schon
mal ausgegangen bzw. wann hatte ich schon mal ein Rendezvous. Aber es war ein
Traum von einem Kleid. Und für Nicolai genau richtig. Ich zog meinen Bademantel
aus und umhüllte mich mit dem zarten Duft von Vanille. Meine Haare rubbelte ich
trocken und zupfte sie mit etwas Gel in Form. Aus meiner Handtasche holte ich
meinen roten Lippenstift. Zu meinem brünettem Haar, den blauen Augen und dem
blassen Teint gab er einen wunderschönen Kontrast. Für einen Moment nahm ich
meine blauen Augen intensiver wahr. Es war ein ganz besonderes blau. Das wurde
mir schon viele Male gesagt. Wie das Blau der Blume „Vergissmeinnicht“. Ob ich
als Vampir auch ein braunes und blaues Auge haben würde? Und da waren sie
wieder. Zweifel. Wollte ich wirklich ein Vampir werden? Aber ein Leben ohne
Nicolai konnte ich mir nicht mehr vorstellen. Mein Blick wurde ernst. „Es wird
Zeit, dass ich sein Leben rette, es ihm erträglicher mache. Mit mir an seiner
Seite wird er endlich glücklich werden.“, sprach ich laut vor mir hin.
    Draußen
wurde es langsam dunkel. Ich suchte in meiner CD-Sammlung nach passender Musik.
Vielleicht sollte ich etwas nehmen aus der Zeit wo Nicolai noch als Mensch
lebte. Erstaunlicherweise besaß ich einiges an Musik klassischen Genres. Zwischen
den CD‘s fand ich als erste Beethovens 5. Sinfonie.
Aber die war zu dramatisch. Das passte nun gar nicht. Ich suchte weiter. Bis
ich auf eine CD von Franz Liszt stieß. „Liebestraum“. Ich legte sie in meinem
CD-Spieler ein und setzte mich auf die Couch. Das Lied war wunderschön, wie für
Nicolai und mich gemacht. Mein Liebestraum könnte nun endlich wahr werden. Ich
stand auf, nahm den CD-Spieler und holte aus dem Kühlschrank eine Flasche
Champagner. Die hatte mir Carl auch mal geschenkt, für einen ganz besonderen
Anlass. Dann packte ich noch zwei Kerzenständer mit weißen Kerzen und 2 Gläser
zusammen. Zu guter Letzt ging ich nochmal an meinen Wäscheschrank und holte ein
weißes Tischtuch heraus. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es Zeit wurde
nach oben auf den Dachgarten zu gehen. Etwas mühevoll war es schon mitsamt den
Sachen und meinem langen Kleid die Leiter vom Dachboden auf den Dachgarten
empor zu klettern.
    Als
ich die Dachluke öffnete spürte ich die herrliche Abendluft. Vorfreude kam auf.
Vorfreude auf einen wunderschönen Abend mit Nicolai. Vorsichtig kletterte ich
aus der Luke und stelle die Sachen ab. Suchend blickte ich mich um, entdeckte
einen Tisch und rückte ihn gleich in die
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