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Nicolai

Nicolai

Titel: Nicolai
Autoren: Christine Balasch
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fertig.

 
    Auf
der Fahrt ins Büro war ich sehr nachdenklich. Mir ging so einiges durch meinen Kopf.
Angefangen von meiner Kindheit im Waisenheim. Ich dachte an Carl, der stets wie
ein Vater zu mir war. Aber auch daran, dass Carl eines Tages nicht mehr in
meinem Leben sein wird. So wie Schwester Sophie. Ich habe keine Familie. Nur
eine einzige wirklich beste Freundin. Maria. Wen würde es also interessieren,
ob ich Mensch oder ein Vampir bin? Ich wäre mit Nicolai für immer zusammen,
nichts würde uns trennen können. Doch ein Gedanke ließ mich nicht los. Mein
Vater. Konstantin van Helsing . Ein Vampirjäger. Wenn
er wüsste, dass ich mit einem Vampir so rummache, er wäre entsetzt und hätte
sicherlich Nicolai schon getötet. Aber mein Vater ist nicht hier. Ich weiß ja
nicht mal, ob er noch lebt. Und meine Mutter ist tot. Von einem Vampir
gebissen. Also? Wen interessiert es, für welches Leben ich mich entscheide. Es
wird nur Zeit, dass ich mich entscheide.

 
    Als
wir in der Firma ankamen begab ich mich gleich in mein Büro. Ich grüßte nur
kurz der Empfangsdame zu, die offensichtlich viel zu tun hatte. Das Wartezimmer
war heute besonders voll. Sehr zu Freude von Nicolai, wie ich sah, als ich noch
mal kurz zu ihm hinsah. Auch er grüßte die Empfangsdame, die ihm sogleich etwas
hinterher rief, was ich aber leider nicht verstand. Er ging zu ihr. Kurz bevor
ich meine Bürotür aufschloss sah ich wie Nicolai und sie sich angeregt
unterhielten. Ich versuchte angestrengt zu lauschen. Zu gerne wüsste ich worum
es da ging. Tja, wäre ich jetzt ein Vampir wüsste ich es. Als Nicolai jedoch in
meine Richtung auf einmal losging, löste sich meine Anspannung und ich ging in
mein Büro.
    Die
Jalousien waren noch unten, es roch etwas muffig. Ich blickte mich um im
Zimmer, irgendwie war es mir unheimlich hier. Die Erinnerung an jenem Abend kam
zurück, als Stephano plötzlich auftauchte und mein Leben aussaugen wollte. „Na,
alles klar bei dir?“ Ich erschrak. Doch es war nur Nicolai, der wie aus dem
Nichts aufgetaucht war und in der Tür stand. Ich sah in sein Gesicht. Sein sanftes
Lächeln wirkte beruhigend auf mich. Es war gut zu wissen, dass er in meiner
Nähe war. Er würde alles tun, um mich vor Stephano zu beschützen, das war mir
klar. „Gute Nachrichten.“, sagte er. „Wie, was? Was für gute Nachrichten?“,
fragte ich neugierig. „Stephano hat die Stadt fluchtartig verlassen. Verlassen
müssen.“ „Warum, was ist passiert?“ Ich ging schnell auf Nicolai zu. Ich
glaubte mich verhört zu haben. „Das würde ja heißen, ich bin außer Gefahr. Ich
kann mich wieder frei bewegen.“ Voller Freude sprang ich Nicolai an und schlang
meine Arme um seinen Hals. Nicolai hob mich hoch, so dass ich nun auch noch
meine Beine um seine Hüfte schlingen konnte. „Ja, du bist außer Gefahr.“, sagte
Nicolai und küsste mich auf den Mund. „Hat dir das Sarah gesagt? Sie ist auch
ein Vampir. Stimmt’s? Ach ich wusste es“. Ich blickte erleichtert in Nicolais
Augen. Nicolai setzte mich auf den Schreibtisch und ging zum Fenster. Er zog
die Jalousien hoch und öffnete die Fenstertüren. „Alle meine Angestellten sind
Vampire. Friedliche Vampire. Sie leben unauffällig und haben sich angepasst.
Wir schützen uns gegenseitig. Nur, die Putzfrau ist ein Mensch.“ „Aber das muss
doch sehr schwer für euch sein, in einer Blutspendebank zu arbeiten. Ihr seid doch dem menschlichen Blut hier so nah?“, fragte ich
neugierig. „Es hat sich rumgesprochen, dass wir gutes Geld zahlen. Unser
Wartezimmer ist immer voll. Und damit fällt auch immer etwas Blut für uns ab.
Wir haben also einen einfachen Weg gefunden, um nicht nur Menschenleben zu
retten, sondern auch Vampire. Vampire, die keine Monster werden wollen.“
    Es
war schön, mit Nicolai so offen darüber reden zu können. Aber ich fühlte mich
auch schlecht dabei. Ich hatte ihm immer noch nicht gesagt wer mein Vater war.
Und das quälte mich sehr. Ich war mir einfach nicht sicher, ob ich meine
Vergangenheit und die Schatulle samt Inhalt endlich begraben sollte.  

 
    Der
Tag verlief ruhig. Nicolai schaute öfters bei mir vorbei. Er war sichtlich
froh, dass Stephano die Stadt verlassen hatte. Aber auch skeptisch, hatte ich
den Eindruck. Und ich? Ich war auch froh, das Stephano weg war. Das hieße
nämlich, ich könnte heute nach Feierabend in meine Wohnung zurück. Ich wollte
für mich auch einfach mal wieder alleine sein. Doch dann kam mir eine super Idee.
Auf dem
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