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Nick Stone 07 - Schattenkiller

Nick Stone 07 - Schattenkiller

Titel: Nick Stone 07 - Schattenkiller
Autoren: Andy McNab
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dicken grünen Mantel. Seine Körpersprache brachte Zuversicht zum Ausdruck. Die Tellerwäscher wirkten ihm gegenüber fast unterwürfig. Sie hörten damit auf, die Frau zu treten. Sie blieb auf den Knien im Schlamm und drückte den Jungen an ihre Brust.
    Die Tellerwäscher sahen aus, als hätte man sie in der Schule gerügt. Doch ich befürchtete, dass dem Knaben nur eine kurze Atempause vergönnt war.
    Der Bärtige half Mutter und Sohn auf und führte sie zur Gruppe der Frauen zurück. Die serbischen Soldaten wichen sogar beiseite, um ihn passieren zu lassen.
    Dann knallte ein Schuss. Verblüffte Stille folgte, und ein zweiter Schuss fiel. Zwei männliche Gefangene sanken zu Boden.
    Als ihnen die Wahrheit dämmerte, schrien und heulten die Frauen und Kinder.
    Ich hörte zwei oder drei weitere Schüsse. Rhythmisch. Methodisch.
    Weitere Schreie. Nur einige Dutzend Meter entfernt bekamen Ehemänner, Söhne, Onkel und Brüder eine Kugel in den Kopf.
    Ich sank in mein Loch zurück, nicht nur körperlich taub, sondern auch geistig. Man musste in der Lage sein, diesen Schalter zu betätigen - sonst schnappte man über und heulte den Mond an.

 
5
    Während der nächsten zehn Minuten hörte ich nur Schreie und das rhythmische Knallen von Schüssen. Dann vernahm ich das langsam lauter werdende Geräusch von Fahrzeugen, hob vorsichtig den Kopf und sah durch den Feldstecher zur Straße.
    Diesmal kam eine Kolonne aus sieben Wagen, alles zivile Toyotas mit Vierradantrieb, zwei mit offenen Ladeflächen und darauf montierten Maschinengewehren, Kaliber 50. Es waren neue Fahrzeuge, zu gut für einfache Soldaten, und gespickt mit Antennen. Alles deutete auf eine Kommandogruppe hin.
    Als sie aufs Gelände bogen, überprüfte ich jeden einzelnen Wagen, aber Fenster und Windschutzscheiben waren so sehr mit Schlamm bespritzt, dass ich keinen der Insassen erkennen konnte. Ich sah nur die in dicke Kleidung gehüllten MG-Schützen, die auf den Ladeflächen hin und her geworfen wurden, aber trotzdem versuchten, cool auszusehen.
    Die Wagen hielten vor dem Bürogebäude. Soldaten und Tellerwäscher eilten zu ihnen und bezogen Aufstellung. Das sah viel versprechend aus. Mir wurde bereits wärmer.
    Mladic kam aus dem zweiten Wagen, gekleidet in einen amerikanischen Tarnfarben-Feldanzug. Auf dem Kopf trug er einen serbischen Pillbox-Hut. Er sah genauso aus wie auf den Bildern; vor fünfzig Jahren hätte er Hermann Görings Double sein können.
    Nach einem kurzen Gruß an die Truppe machte er auf großen Kumpel mit dem hiesigen Befehlshaber. Als er neben den Leichen stand und mit seinen rangniederen Offizieren sprach, schaltete ich den Signalgeber ein, der die Plattform in Bereitschaft versetzte. Er hatte nur eine Frequenz, die ständig von einem amerikanischen AWACS- Flugzeug überwacht wurde, das fast zwölftausend Meter über mir kreiste.
    Ich betätigte die Sendetaste. So nahe am Ziel konnte ich nicht riskieren zu sprechen.
    Ich drückte sie auch weiterhin, vielleicht sechs oder sieben Mal, bevor die leise Stimme einer Amerikanerin aus dem Ohrhörer kam. Das war eine angenehme Abwechslung. Beim letzten Mal hatte ich einen abgebrühten Burschen gehört, mit der Art von Ostküstenakzent, die keine Gefangenen machte.
    »Blue Shark Echo? Verbindungskontrolle.«
    Ich drückte die Taste zweimal. Im Kopfhörer der Frau würde es piepsen.
    Sie meldete sich erneut, sprach sehr leise und sehr langsam. »Alles in Ordnung, Stärke fünf, Blue Shark Echo. Haben Sie ein Ziel?«
    Ich drückte zweimal auf die Taste.
    »Roger, Blue Shark Echo. Warten Sie.«
    Die AWACS-Maschine teilte Sarajevo jetzt mit, dass ich den Mann hatte. Das ganze System des Entdeckens, Entscheidens und Eliminierens wurde umgangen, denn die Entscheidung, das Ziel zu eliminieren, war bereits getroffen worden. Sarajevo musste nur noch den Einsatz des Jets autorisieren.
    Diese Mission war nur etwa zehn Personen bekannt, und deshalb konnte die Kommandostelle nicht von der UN-Sicherheitszone am Flughafen aus operieren. Statt- dessen befand sie sich in einem Büro über einem Café in der Stadt - vermutlich duckten sich die Leute dort gerade unter den Tisch, während ein weiteres Artillerie-Bombardement der Serben die Fenster klirren ließ.
    Vielleicht ging in diesem Augenblick ein amerikanischer Pilot auf einem Flugzeugträger zu seiner Maschine. Schon bald würde er oder sie hoch über der Adria fliegen und auf die Anweisung warten, das Ziel anzusteuern. Vielleicht war es eine britische
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