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Nick Stone 07 - Schattenkiller

Nick Stone 07 - Schattenkiller

Titel: Nick Stone 07 - Schattenkiller
Autoren: Andy McNab
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genau fünfzehn Minuten von jetzt an würde die Paveway einschlagen. Meine Aufgabe bestand nun nur noch darin, in acht Minuten den LTD einzuschalten und mich zu vergewissern, dass ich das Summen des kleinen Motors hören konnte und der markierende Laserstrahl auf die richtige Stelle des Gebäudes zeigte, um mir dann die Zeigefinger in die Ohren zu stecken und den Kopf einzuziehen.
    Ich hörte laute Stimmen und hob den Feldstecher. Der Bärtige trat wieder auf. Er war von den anderen Gefangenen fortgegangen, stand an der Tür des Gebäudes und beschwerte sich bei einem Wächter. Wenige Sekunden später wurde die Decke in der Tür beiseite gezogen. Mladic erschien, und Wut verzerrte sein Gesicht.

 
6
    Der General hatte die Jacke seines Feldanzugs abgelegt, und zum Vorschein kam ein olivgrünes Hemd mit hochgerollten Ärmeln. Er hielt ein Handtuch in der einen Hand, strich die Reste seines grauen Haars zurück und stieß dem Bärtigen verärgert gegen die Brust. Der schmächtige Mann blieb ruhig und gefasst stehen. Mladic hingegen regte sich immer mehr auf. Ich rechnete jeden Augenblick damit, dass er die Pistole zog und seinem Gegenüber mehrere Kugeln in den Kopf jagte.
    Die Mütze des Bärtigen fiel zu Boden, als Mladic erneut zuschlug, aber er blinzelte nicht einmal. Er trug ein schwarzes Käppchen auf dem Kopf. Entweder war er ein sehr verrückter Mullah oder ein sehr tapferer.
    Er ließ die grobe Behandlung ruhig über sich ergehen, fiel, stand wieder auf und wischte sich mit der rechten Hand Schlamm vom Bart. Mladic wirkte immer genervter, brüllte und ruderte mit den Armen. Sein Haar war jetzt zerzaust.
    Noch einmal schlug er den Bärtigen zu Boden, stand dann mit den Händen an den Hüften da und blickte auf ihn hinab. Schließlich rief er einem seiner Offiziere etwas zu, deutete zum Weg und verschwand wieder im Gebäude.
    Der Offizier trat zu einer Gruppe von Soldaten und rief Anweisungen. Sie begannen damit, die Gefangenen dort zusammenzutreiben, wo einige Serben zuvor Fußball gespielt hatten. Eine alte Frau bückte sich, nahm den »Ball« und hielt ihn in ihren Armen. Die Tellerwäscher sahen zu und rauchten, die Riemen ihrer Waffen locker über die Schultern geschlungen.
    Ich erwartete, dass die MGs auf den Wagen das Feuer eröffneten, um die Sache schnell zu erledigen.
    Stattdessen geschah etwas Seltsames. Unter serbischem Befehl gingen die Gefangenen zurück zu den Lastern. Der Bärtige stand an der Tür und winkte sie weiter. Einige verharrten kurz, um seine schmutzigen Hände zu küssen.
    Ich sah auf die Uhr - es wurde Zeit. Wer auch immer die Lastwagen fahren würde, sie sollten besser Gas geben. Ich überprüfte die Feder, die die grüne Abdeckung der Linse in Position hielt. An diesem Tag bestand nicht die Gefahr, dass die Sonne mein Versteck verriet. Erneut säuberte ich die Linse mit Toilettenpapier. Ich konnte mich nicht weit genug nach vorn beugen, um das Objektiv zu sehen - hoffentlich war es sauber genug.
    Nach einem letzten prüfenden Blick durch den Sucher zog ich die Einstellschraube am Dreibein fest. Es war nicht nötig, aber es beruhigte mich. Wir waren so weit. Ich schaltete den LTD ein und hörte ein elektrisches Summen. Eine kleine rote LED-Anzeige wies mich darauf hin, dass das Ziel markiert wurde.
    Noch sechs Minuten. Die Plattform würde jetzt im Tiefflug den Bergen entgegenheulen, dazu bereit, steil aufzusteigen und ihre Last abzuwerfen.
    Ich sah wieder zum Gebäude. Der letzte Laster rollte davon. Zwei blieben. Sie wurden nicht gebraucht: Ihre Passagiere lagen tot im Schlamm. Der Bärtige stand weiterhin an der Tür, und seine Aufmerksamkeit galt einer anderen Stelle des Fabrikgeländes. Ich folgte seinem Blick.
    Die Serben hatten eine kleine Gefangenengruppe zurückbehalten: etwa zwanzig Mädchen und junge Frauen, die sich gegenseitig umklammerten und weinten, als die Soldaten ein weiteres Opfer brachten.
    Diesmal fühlte ich einen jähen Adrenalinschub, und das Herz klopfte mir bis zum Hals. Zinas Gesicht hätte ich vielleicht nicht wiedererkannt, aber meine rote Skijacke war unübersehbar.

 
7
    Der Bärtige spuckte an die Decke in der Tür, stieg dann in seinen Landcruiser und folgte den Lastern. Offenbar hatte er bekommen, was er wollte. Soldaten brachten die Mädchen und jungen Frauen zu den zwei anderen Lastwagen. Ich lag da und versuchte, die Serben allein mit Willenskraft zu veranlassen, Zina schneller vor sich her zu stoßen.
    Ich irrte mich: Nicht alle wurden zu den
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