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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen
Autoren: Andy McNab
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sagen. Ihr Kind braucht nicht zu sterben, nur weil Sie uns belogen haben. Ich gebe Ihnen Gelegenheit, mir zu holen, was ich brauche.« Er machte eine Pause. »Also, ist der Inhalt der Flaschen echt?«
    Ich nickte.
    »Das wird sich bald zeigen.« Er betrachtete die geschlossene Tür, als könne er durch sie hindurchsehen. Ich hörte das Plop! eines Korkens, dann folgte nach kurzer Pause ein lautes, aggressives Husten. Grau musste pflichtbewusst einen kräftigen Schluck von dem Zeug genommen haben.
    Der Informant sah mich an und lächelte. »Solche Opferbereitschaft für die Sache Gottes wird uns letztlich siegen lassen. Dafür ist uns allen das Paradies sicher.«
    Die Küchentür ging auf, und Grau erschien mit einer Maske vor dem Gesicht. Der Kühlschrank war geschlossen, die Flaschen waren nirgends zu sehen. Neben dem alten Ehepaar lagen eine Milchtüte, ein verpacktes Stück Butter und einige Tupperware-Behälter auf dem Boden. Die beiden nickten sich zu, bevor Grau die Küchentür schloss, das Wohnzimmer durchquerte und die Treppe hinunterging.
    Das war’s also: Sie wollten warten, bis bei Grau die Lungenpest ausbrach. Erst dann würde der Informant den Zerstäuber in der Sporttasche auffüllen und anfangen, U- Bahn-Fahrgäste zu infizieren. Vielleicht würden die beiden anderen ihn unterstützen, so lange sie noch konnten, indem sie ebenfalls zur Hauptverkehrszeit mit der U-Bahn herumfuhren und möglichst viel husteten.
    Was war mit Kelly?
    Grau wird sie infizieren.
    Scheiße, Scheiße ... Daran darfst du gar nicht denken. Denk nur daran, was du hier und jetzt unternehmen willst, um das zu verhindern!
    »Sie werden geschnappt, das wissen Sie. Inzwischen wird längst nach uns gesucht. Lassen Sie die Kleine frei. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, dass der Flascheninhalt echt ist. Sie wissen, dass ich nichts täte, was ihr Leben gefährden könnte. Wozu soll auch sie infiziert werden? Lassen Sie sie frei. Sie weiß nicht, wo wir hier sind. Setzen Sie sie in einem Park oder sonst wo aus. Behalten Sie mich als Geisel ... Sie ist noch ein Kind, verdammt noch mal!«
    Die Haustür wurde zugeknallt, dann heulte der Motor des Transits auf. Als der Informant sich nach vorn beugte, quoll ihm Rauch aus Mund und Nase. »Ihr habt euch keine großen Gedanken um meine Kinder gemacht. Beide sind ungefähr so alt wie Ihr Kind.« Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Vielleicht sind sie weniger wert als die Kinder von Weißen. Den Dschihad führe ich, nicht meine Kinder - aber ihretwegen werden sie den Preis dafür zahlen müssen. Wieso ist Ihr Kind so
    viel wichtiger als meine Kinder?«
    »Das ist es nicht. Aber es ist meines.«
    »Genau! Und Sie haben weiterhin die Chance, ihm das Leben zu retten. Enthalten die Flaschen wirklich Y. pestis, dürfte Ihr Kind infiziert werden. Aber Sie können es retten, indem Sie geduldig warten, bis ich meinen Auftrag ausgeführt habe. Dann können Sie sich Ihr Kind holen und mit Medikamenten behandeln.«
    Er griff nach seinem Handy und tippte eine Nummer ein. »Und Sie helfen uns, weil all diese Tausende von Menschen, die Sie nicht kennen, Ihnen nichts bedeuten - nur Ihr Kind bedeutet Ihnen etwas. Vielleicht überlebt die Kleine, vielleicht auch nicht, aber Sie bleiben hier. Das kommt daher, dass Sie im Gegensatz zu mir einfach schwach sind und bloß Ihr Kind retten wollen.«
    Er drückte den Zigarettenstummel aus, der ihm fast die Finger verbrannt hätte, und sprach rasend schnell in das Handy. Ich hatte keine Ahnung, was er sagte, und erkannte nicht einmal die Sprache, aber das Wort »Nationalgarde« war so leicht zu verstehen wie der Grund für ihre Erwähnung. Er verfolgte gespannt die Berichterstattung von News 24 über die Ereignisse in den USA und schien völlig gelassen auf die Textzeile zu reagieren, mit der gemeldet wurde, der Alarmzustand Orange werde weiter aufrechterhalten. Die Nationalgarde wurde dabei gefilmt, wie sie auf Brücken und Bahnhöfen patrouillierte, und einer Meldung nach galt für die gesamte Polizei und die Feuerwehr eine Urlaubssperre. Eingestreute Filmberichte zeigten massenhafte Panickäufe von Amerikanern, zu denen es kam, seit amerikanische Fernsehgesellschaften die BBC- Meldungen über mögliche Terroranschläge in London übernommen hatten. An den Kassen von Supermärkten warteten Hunderte von Leuten, die ihre Einkaufswagen mit Wasserflaschen, Konservenbüchsen, Plastikfolien und Klebeband gefüllt hatten.
    Der Jasager hatte sich getäuscht, als er von einer
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