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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen
Autoren: Andy McNab
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den USA jährlich vierzigtausend Opfer forderten, Malaria weltweit beinahe drei Millionen und Tuberkulose ungefähr genauso viele. Ganz zu schweigen von den etwa fünfzehnhundert Personen, die in Großbritannien jährlich durch Treppenstürze umkommen. Aber jede Wolke hat einen Silberrand - auf diese Weise waren wir so schnell und billig zu diesem Urlaub gekommen.
    Dies war das erste Mal, dass wir länger als eine Nacht zusammen waren; unsere Jobs kamen uns in die Quere, aber wir arbeiteten daran, das zu ändern.
    Nun, das war zumindest die Legende, die wir uns zurechtgelegt hatten.
    Das Apartment in Shepherd’s Bush existierte ebenso wirklich wie die beiden Frauen, die dort wohnten - es war ihre Deckadresse. Auch der Inhaber des Reisebüros hätte sich für Suzy verbürgt.
    Der Markt hörte allmählich auf, und wir erreichten unser Ziel. Meine gemietete Suzuki 250 stand noch dort, wo ich sie geparkt hatte: zwischen einem Straßencafe und dem Restaurant Palace, in dem sich jetzt ein paar Touristen zum Abendessen einfanden. Vielleicht hatten sie sich von der Leuchtreklame anlocken lassen, die »Die Magie indischer und westlicher Küche vom Feinsten« versprach. Das Straßencafe entsprach eher unseren Vorstellungen. Auf der Straßenseite gegenüber stand die
    Moschee: ein massives Gebäude aus verputztem
    Mauerwerk in einem Meer von Wellblechhütten. Im Augenblick interessierte ich mich jedoch mehr für den alten weißen, rostigen Toyota-Kleinbus Lite Ace, der allein auf dem festgefahrenen Erdreich vor der Moschee parkte.
    Um sich hier in der Gastronomie zu etablieren, brauchte man anscheinend nur ein paar Wellblechtafeln, einige Betonplatten, um den Rinnstein abzudecken und zwei, drei rostige Vogelbauer voller kleiner grüner Vögel, die ums Verrecken nicht singen wollten. Suzy und ich zogen Gartenstühle aus Kunststoff heraus und setzten uns an einer auf Böcken liegenden langen Resopalplatte mit Blumenmuster gegenüber. Als wir Platz nahmen, fing drüben im Palace jemand an, auf einem Keyboard »Climb Every Mountain« herunterzuhämmern.
    Ein barfüßiges indisches Mädchen erschien, und ich bestellte zweimal Orangensaft. Ich brauchte Suzy nicht zu fragen, was sie trinken wollte; seit unserer Ankunft hatten wir beide dieses Zeug literweise in uns hineingeschüttet.
    Der Geruch von Fleischspießchen aus einer Imbissbude kämpfte gegen Dieselschwaden und den Gestank aus dem Rinnstein an, während eine englische Reporterstimme aus dem Fernseher plärrte, der mit einer Wandhalterung über unseren Köpfen befestigt war. Leeds United spielte gegen irgendwen, und ein paar britische Jungs am übernächsten Tisch verfolgten die Übertragung.
    Suzy befand sich weiter im Militärmodus. »Yeah, fahnenflüchtig. Aber weißt du was? Das Verrückte ist, dass er bis zum Tod in seinem Sessel gehockt und davon geschwafelt hat, man müsste die Wehrpflicht wieder einführen, um den arbeitslosen Jugendlichen Disziplin beizubringen.« Sie knallte ihre Umhängetasche auf den Tisch und zog ein purpurrotes Wegwerffeuerzeug, eine frische Packung zollfreier Benson & Hedges und ein Buch über Penang heraus.
    Ich sah mich um, während sie sich eine Zigarette anzündete und dann in ihrem Reiseführer zu blättern begann. Eine Gruppe von Deutschen mittleren Alters kam vorbei: alle mit roten, glänzenden Gesichtern und für den Abend fein gemacht. Sie rochen betäubend nach Parfüm und Rasierwasser und waren für hiesige Verhältnisse viel zu warm angezogen. Ihnen entgegen kam ein halbes Dutzend Mittzwanziger in verblichenen T-Shirts und Shorts und mit australischen Fähnchen auf ihren Rucksäcken. Einer der jungen Männer hatte den linken Arm in Gips. Einen Motorroller zu mieten war ein großes Abenteuer, bis Regenwasser zwischen Reifengummi und Asphalt geriet, und wir hatten immer wieder Leute mit großflächigen Hautabschürfungen ins Hotel zurückkommen sehen.
    Die goldene Zigarettenpackung und das Feuerzeug wurden wieder in der Tasche verstaut, und Suzy blies eine Rauchwolke zu mir herüber. Dann lehnte sie sich grinsend auf ihrem Stuhl zurück. »Nein, nicht wieder jammern! Ich muss dieses Zeug kaufen. Du bekommst das Nikotin umsonst. Außerdem wirst du dir echt dämlich vorkommen, wenn du im Krankenhaus liegst und an nichts stirbst.« Sie studierte mein Gesicht, um eine Reaktion zu erkennen, lächelte weiter und hielt dabei ihre Zigarette zwischen zwei Fingern hoch. Als sie merkte, dass es keine Reaktion geben würde, blätterte sie weiter
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