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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen
Autoren: Andy McNab
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in ihrem Reiseführer. Als ich mich anders hinsetzte, um zu dem Fernseher aufzublicken, konnte ich spüren, wie mein Kreuz durchs T-Shirt hindurch an der Stuhllehne klebte.
    Mein Blick wanderte wieder zur Moschee hinüber. Sie stand ungefähr dreißig bis vierzig Meter von der Straße zurückgesetzt: ein einstöckiges Gebäude mit blauem Dach, weißem Minarett mit Lautsprechern und einigen mit Wellblech überdachten Abstellplätzen für Autos. Ganz entschieden eine Arbeitermoschee.
    Etwas weiter die Straße entlang stand ein buddhistischer Tempel, und ein paar hundert Meter weiter machte sich vielleicht ein Hare-Krishna-Mönch bereit, seine Zimbeln anzuschlagen. Ich hatte Malaysia während meiner Dienstzeit beim SAS-Regiment kennen gelernt und wusste, dass dies einer der wenigen Orte der Welt war, an dem Buddha, Allah, Hare und sogar Jesus abends ausgehen konnten, ohne sich in die Haare zu geraten. Vormittags hatte ich am Strand australische Mütter in winzigen Bikinis gesehen, die ihre Kinder mit Chips voll stopften - neben Frauen im schwarzen Tschador, die ihre Kinder mit Chips voll stopften.
    Unsere Getränke kamen, als der Keyboarder drüben im Palace uns zu erzählen begann, er habe sein Herz in San Francisco verloren. Suzy zog erneut an ihrer Zigarette; ihr Blick blieb auf den Text gerichtet. Ich trank einen Schluck Saft, während der Parkplatz der Moschee sich zu füllen begann, als Gläubige zum Abendgebet kamen. Eine kleine Gruppe von Bikem fuhr lärmend vor, stieg ab und hielt sofort auf den hell beleuchteten Vorraum zu. Während die Biker ihre Schuhe auszogen und sich Gesicht und Hände wuschen, bevor sie nach drinnen verschwanden, um mit Allah zu reden, konnte ich den Eingangsbereich ausgiebig begutachten.
    »Hast du mal daran gedacht, dir eine Darmspülung machen zu lassen?«
    Ich sah ruckartig wieder zu Suzy hinüber.
    Sie nahm einen weiteren Zug, bevor sie mir den Reiseführer so hinlegte, dass ich ein Bild sehen konnte, auf dem eine Frau mit Handtüchern bedeckt auf der Seite lag und durch einen Strohhalm Cappuccino trank. Die Pupillen ihrer großen braunen Augen waren verengt, weil sie ins Licht blinzelte. »Viele Leute kommen extra nach Südostasien, um eine Entgiftungskur zu machen, weißt du. Sie wirkt anscheinend Wunder - lässt dein Inneres sauber wie nach einem Frühjahrsputz zurück.«
    Ich schüttelte langsam den Kopf. »Ich hab immer versucht, mir von Fremden möglichst nichts in den Hintern stecken zu lassen.«
    »Der durchschnittliche Amerikaner stirbt mit fünf Pfund unverdautem Fleisch im Körper.«
    Wahrscheinlich war es ganz natürlich, dass sie sich Sorgen um das Wohlergehen ihres neuen Liebhabers machte. »Ich bin kein Amerikaner.«
    »Tut nichts zur Sache. Ich habe gesehen, womit du dich voll stopfst. Du solltest mal darüber nachdenken. Man ist, was man isst, weißt du.« Sie legte den Führer
    auf die Tischplatte und hob ihre Zigarette an die Lippen.
    »Dann wäre ich ein doppelter Hamburger mit Fritten, ja?« Ich zeigte auf sie. »Und du ’ne gottverdammte nikotinfleckige Banane.«
    »Kann nicht so schlimm sein - ich habe gesehen, wie du mich am Pool anstarrst. Deine Sonnenbrille ist nicht so dunkel, wie du vielleicht glaubst.« Sie verzog das Gesicht und blätterte weiter in ihrem Buch.

 
2
    Ich war in Georges Auftrag mit Suzy hier in Penang. Wie er ständig wiederholte: »Wird man von Leuten
    angegriffen, die einem mit weiteren Angriffen drohen, muss man sie stoppen. Punktum!« Aber wie immer war ich auch hier, weil ich das Geld brauchte.
    Suzy und ich kannten nicht die ganze Geschichte, was mir nur recht war. Zu viele Informationen verursachten mir Kopfschmerzen, und Suzy dachte vermutlich ähnlich. Wir waren nur kleine Rädchen einer großen Maschine. Ich hatte unter Opfern gelernt, dass es besser war, eben clever genug zu sein, um erteilte Aufträge planen und ausführen zu können, und nicht weiter nach den Gründen zu fragen.
    Unser Auftrag ließ sich abstreiten. Die malaysische Regierung hatte keine Ahnung, wozu wir hier waren, und das lag nicht daran, dass sie nicht vertrauenswürdig gewesen wäre: Malaysia hatte eine starke, stabile Regierung, die den internationalen Terrorismus entschlossen bekämpfte. Aber je weniger Leute von unserem Auftrag wussten, desto besser waren unsere Erfolgsaussichten.
    Dies war ein angloamerikanisches Unternehmen, für mich eine Premiere. Vor allem unter den jetzigen Umständen machten nicht allzu viele Amerikaner Urlaub in Malaysia,
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