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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist
Autoren: Andy NcNab
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Charles de Gaulle kommend hätte eintreffen sollen, und er hatte mir sogar eine Cola gekauft.
    Josh sah unverändert aus: glatt rasierter brauner
    Schädel, goldgeränderte Brille, die ihn eher bedrohlich als intellektuell wirken ließ. Von meinem Platz aus war die Narbe, die seine linke Gesichtshälfte entstellte, nicht zu sehen.
    Der Starbucks war noch zu heiß, deshalb hielt er ihn vorerst nur zwischen den Händen. Nach einiger Zeit
    wandte er sich mir zu. Mir war klar, dass er mich hasste; das zeigte sein Gesichtsausdruck ebenso deutlich wie sein Tonfall. An seiner Stelle wäre es mir nicht anders ergangen.
    »In Zukunft gibt’s Regeln«, sagte er. »Verstehst du, 574
    was ich sage?«
    Ein weiterer Jet schwebte über uns zur Landung ein, und Josh musste schreien, um den Krach zu übertönen, während er mich bei jedem zweiten Wort mit dem
    Zeigefinger aufzuspießen versuchte.
    »Als Erstes bringst du diesen Scheiß in Ordnung, in den du uns alle gebracht hast, Mann. Worum es geht
    oder was du zu tun hast, ist mir scheißegal – du bringst ihn einfach in Ordnung, okay? Dann – aber wirklich erst dann – rufst du mich an. Dann reden wir miteinander.
    Wir haben diesen Scheiß nicht verdient. Du hast uns ganz schön reingeritten, Mann.«
    Ich nickte. Er hatte Recht.
    »Ist das erledigt, läuft die Sache folgendermaßen: Wir sind wie ein geschiedenes Ehepaar, das seine
    Streitigkeiten nicht auf dem Rücken der Kinder
    austragen will. Machst du wieder Scheiß, ist endgültig Schluss. Nur so kann die Sache funktionieren. Verstehst du, was ich sage? Dies ist deine letzte Chance.«
    Ich nickte erleichtert.
    Wir saßen da, tranken Kaffee und Cola und behielten beide die auf der Suche nach einem Parkplatz
    vorbeifahrenden Wagen im Auge.
    »Wie geht’s mit deinem Christentum?«
    »Warum?«
    »Du fluchst heutzutage verdammt viel …«
    »Scheiße, was erwartest du von mir? Hey, mach dir
    keine Sorgen wegen meines Glaubens. Warten wir’s ab, ob du ihn jemals findest.«
    Damit war dieser Gesprächspunkt erledigt. Wir saßen 575
    weitere zehn Minuten stumm nebeneinander,
    beobachteten vorbeifahrende Wagen und hörten
    Flugzeuge über uns hinwegdonnern. Zwischendurch
    seufzte Josh mehrmals, während er daran dachte, worauf er sich eingelassen hatte. Er war erkennbar unglücklich, aber ich wusste, dass er’s tun würde, weil das fair und richtig war. Er trank seinen Kaffee aus und stellte den Pappbecher in die Halterung zurück.
    »Ist der aus Altpapier?«
    Josh starrte mich an, als sei ich übergeschnappt.
    »Was? Wie meinst du das?«
    »Der Becher, ist er aus Altpapier? Für diese Dinger werden massenhaft Bäume verbraucht.«
    »Wie viele?«
    »Keine Ahnung – viele.«
    Er griff nach seinem Kaffeebecher. »Hier ist
    aufgedruckt, dass er zu sechzig Prozent aus Altpapier besteht … fühlst du dich jetzt besser, o Geist der
    beschissenen Wälder?«
    Der Becher wurde in die Halterung zurückgestellt.
    »Auch in der Stadt geht das Leben weiter … sie sind da.«
    Wir verließen den Parkplatz, folgten den
    Hinweisschildern für Langzeitparker und bogen
    schließlich in das mehrstöckige Parkhaus ab. Als wir uns dem Parkscheinautomaten und der Schranke näherten,
    beugte ich mich nach vorn in den Fußraum, als sei mir etwas hinuntergefallen. Josh konnte ganz sicher kein Überwachungsvideo brauchen, das uns zu diesem
    Zeitpunkt miteinander zeigte.
    576
    Unterwegs sah ich viele freie Parkplätze, aber wir
    fuhren ohne anzuhalten die Rampen zur vorletzten
    Ebene hinauf. Diese war für unsere Zwecke am besten geeignet: Hier herauf kamen nicht viele Fahrzeuge, und die wenigen, die dazukamen, ließen sich gut überprüfen.
    Ich musste zugeben, dass Josh diesen Treff überlegt vorbereitet hatte.
    Wir parkten auf einem freien Platz, und Josh nickte zu einem Voyager in Metallicgrün hinüber, dessen mit Kinder-Cartoons bedruckte Sonnenrollos
    heruntergezogen waren, sodass hinten niemand
    hineinsehen konnte. Auf den Kennzeichen stand: Maine –
    der Urlaubsstaat.
    »Fünf Minuten, kapiert? Diese Sache ist gefährlich, und sie ist meine Schwester, verdammt noch mal.«
    Ich nickte mit einer Hand auf dem Türgriff.
    »Denk gefälligst daran, dass sie letzte Woche
    vergeblich auf dich gewartet hat. Das war echt Scheiß, Mann!«
    Ich stieg aus, und als ich mich dem Voyager näherte, wurde das Fahrerfenster heruntergelassen und zeigte mir eine schwarze Schönheit Mitte dreißig, die ihr
    pechschwarzes Haar zu einem
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