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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist
Autoren: Andy NcNab
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Pizzamann zu und
    bewegte mich dabei schnell, aber vorsichtig. Die anderen könnten wider Erwarten zurückkommen …
    Der Pizzamann lebte, rang keuchend nach Luft, hielt sich die Brust. Seine Augen waren offen, aber sein Blick war hilflos. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor.
    Ich beförderte sein Gewehr mit einem Fußtritt
    beiseite und stieß ihn mit der Stiefelspitze an. »Legen Sie das Ding still! Legen Sie’s still!«
    Er lag einfach da, keine Reaktion.
    Ich packte ihn am Unterarm und schleppte ihn mit auf die Lichtung hinaus. Erst dabei sah ich die große
    Austrittswunde unter seinem rechten Schulterblatt.
    Seine Augen waren geschlossen, während er die
    Wundschmerzen und mein schmerzhaftes Gezerre
    ertrug. Als ich seinen Arm losließ, murmelte er fast lächelnd: »Wir kommen zurück, Arschloch …«
    Ich beugte mich mit angelegtem Gewehr über ihn und
    drückte ihm die Mündung unters Kinn. »Legen Sie die Waffe still! Sie sollen sie stilllegen, verdammt noch mal!«
    561
    Der Pizzamann lächelte nur unter dem Druck des
    Metalls auf seiner Haut. Die Mündung bewegte sich, als er Blut über ihr aushustete. »Womit wollen Sie mir
    drohen?« Er hustete nochmals Blut.
    Er hatte Recht. Ich versetzte ihm aus Frustration
    einen Tritt, bevor ich zu dem Klapptisch lief, wobei ich nach den anderen Ausschau hielt und dann auf die Baby-G sah.
    Nur noch drei Minuten.
    Der linke Bildschirm war voller Zahlen und
    kyrillischer Schriftzeichen; der rechte war ein runder Radarschirm mit verschwommenem grünem
    Hintergrund, auf dem sich weiße Punkte abzeichneten, während der Abtaststrahl im Uhrzeigersinn über den
    Schirm wanderte.
    Der Laptop zeigte ein Webcambild der Miraflores-
    Schleuse. Ein aus dem Gerät kommendes Kabel führte
    über den Erdboden und den nächsten Baum hinauf, auf dem eine kleine Satellitenschüssel an einem Ast
    festgeschraubt war.
    Ich sah wieder auf den Bildschirm des Laptops. Er
    zeigte die Marschkapelle, die tanzenden Mädchen und die Massen von Zuschauern auf den Tribünen und vor
    den Absperrungen. Den größten Teil des Bildschirms
    nahm jedoch die Ocaso ein. Alle Decks des Kreuzfahrtschiffes waren dicht mit Passagieren besetzt, die fast alle Videokameras in den Händen hielten.
    Ich beeilte mich, hinter den Tisch zu kommen, kniete dort nieder und begann die vielen dünnen und dicken Koaxialkabel herauszuziehen, die aus dem Gerät kamen 562
    und sich in Richtung Startrampe davonschlängelten.
    Manchen waren nur eingesteckt, andere waren mit einer Schutzkappe gesichert, und wieder andere waren an
    ihren Buchsen festgeschraubt.
    Ich mühte mich verzweifelt ab, die Kabel jeweils
    paarweise herauszuziehen, und hyperventilierte beinahe vor Frustration, als meine schweißnassen, schlammigen Finger von Metall und Kunststoff abrutschten. Ich
    reagierte wie ein Kind in blinder Panik und brüllte mich selbst an: »Los, mach schon! Mach schon! Mach schon!«
    Zwischendurch sah ich kurz zu der aufgestapelten
    Lagereinrichtung hinüber und wünschte mir, ich hätte eine Machete. Aber wenn ich eine gefunden und
    angefangen hätte, die Kabel durchzuhacken, hätte ich einen tödlichen Stromschlag riskiert. Ich konnte nicht beurteilen, welche Kabel zur Signalübertragung und
    welche zur Stromversorgung dienten.
    Der vor Schmerzen zusammengekrümmte
    Pizzamann, dessen durchgeblutetes Hemd mit Schlamm
    und Laub bedeckt war, beobachtete mich aufmerksam.
    Während ich mit einer weiteren Steckverbindung
    kämpfte, drehte ich den Laptop um, als das übertragene Bild eben von oben her neu aufgebaut wurde.
    Irgendwo vor mir im Dschungel begann ein schrilles
    Heulen, das sich wie der Triebwerkslärm eines Harrier-Senkrechtstarters kurz vor dem Abheben rasch
    steigerte.
    Binnen Sekunden war das Heulen gellend laut.
    Noch vier Kabel. Je hektischer ich mich anstrengte, sie herauszuziehen, ohne die Schraubverbindungen zu 563
    lösen, desto aussichtsloser erschienen mir meine
    Bemühungen.
    Aus Frustration und Verzweiflung zerrte ich an zwei Kabeln gleichzeitig. Die Konsole rutschte vom Tisch und landete im Schlamm. Das hohe Pfeifen wurde zu
    einem Donnern, als das Raketentriebwerk gezündet
    wurde.
    Im nächsten Augenblick setzte ein ohrenbetäubendes
    Röhren ein, das den Boden unter mir erzittern ließ. Ich blieb auf den Knien und blickte ins Laubdach hinauf, dessen Bewohner in panischer Angst flüchteten.
    Ich sah keinen Abgasstrahl, ich sah überhaupt nichts, ich spürte nur dieses schreckliche Röhren, mit dem die
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