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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
Autoren: Andy McNab
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ich jetzt sterben? Oder akzeptiere ich, was sie sagt, und versuche, sie unterwegs an der Ausführung ihres Plans zu hindern? Dann habe ich zumindest noch etwas länger zu leben.
    Ich hatte Blut im Rachen, und meine Stimme war ein Krächzen, als ich heiser sagte: »Bring sie hin, Josh. Tu’s einfach.«
    Er sah zu mir herüber, und als unsere Blicke sich begegneten, wusste ich genau, was er jetzt dachte: Du verdammtes Arschloch! Unabhängig davon, ob ich in Sarahs Attentatsplan eingeweiht gewesen war oder nicht, war ich für ihn jetzt der größte Dreckskerl der Welt. Verständlich.
    Ich blickte zu Sarah auf, als sie die letzte Warnung aussprach. »Wofür entscheiden Sie sich, Josh?« Bis zum Ende der Kaffeepause blieb ihr nicht mehr viel Zeit.
    Josh starrte weiter die Wand vor sich an, überlegte noch einige Sekunden und sagte dann ruhig: »Okay.«
    »Versuchen Sie mich reinzulegen, Josh, sollten Sie eines wissen: Ich erschieße Sie, bevor jemand reagieren kann. Ich habe es nicht auf Ihren Präsidenten abgesehen. Ich will nur die beiden anderen. Aber falls Sie versuchen, mich reinzulegen ... Sie verstehen mich?«
    Er schloss die Augen und nickte. Als er sie wieder öffnete, fixierte er mich durchdringend. Ich konnte nur hoffen, dass mein Blick besagte: Ich habe nicht geahnt, was sie vorhatte,
    Kumpel, und es tut mir verdammt Leid.
    Aber Joshs Gesichtsausdruck zeigte mir, dass es für Entschuldigungen viel zu spät war.
    Da Sarah jetzt einen Begleiter vom Sicherheitsdienst des Weißen Hauses haben würde, nahm sie Davys Dienstausweis ab und befestigte ihren Besucherausweis wieder an ihrer Jacke. Das war nur ein Detail, aber auf solche Einzelheiten konnte es ankommen.
    »Also los!«, sagte sie dann.
    Sie trat von der Tür zurück, als Josh sich umdrehte und darauf zuging. »Ich trage meine Waffe verdeckt, Josh, aber beim geringsten Anzeichen dafür, dass Sie mich reinzulegen versuchen, erschieße ich Sie, bevor jemand an mich herankommt.«
    Er nickte, sah sich nochmals nach mir um und trat auf den Korridor hinaus.
    Sarah folgte ihm, ohne mich eines zweiten Blickes zu würdigen.
    28
    Ich sah alles nur verschwommen; der kleine Raum schien sich vor meinen Augen zu drehen. Ich verlor zu viel Blut. Gemeinsam mit Davy hatte ich schon fast das gesamte Linoleum voll geblutet. Aber darüber konnte ich mir jetzt keine Sorgen machen; ich musste akzeptieren, dass ich angeschossen war, und irgendwie weitermachen.
    Ich schaffte es mühsam, mich auf Händen und Knien aufzurichten, atmete mehrmals tief durch und begann, zu dem liegen gebliebenen Dienstausweis hinüberzukriechen. Jede Bewegung war entsetzlich schmerzhaft. Immer wenn ich ein Knie beugte oder einen Arm streckte, hatte ich das Gefühl, ein rot glühendes Eisen stochere in meinem Bauch herum. Für die nur ungefähr drei Meter schien ich eine Ewigkeit zu brauchen. Mir war schwindlig, als ich mir die Nylonkordel über den Kopf zu streifen versuchte, während ich eine Hand auf die Schusswunde gepresst hielt. Als ich es dann endlich geschafft hatte, wusste ich nicht einmal mehr, wieso ich das getan hatte.
    Ich begann zur Tür zu kriechen, hustete dabei, spuckte Blut, lallte wie ein im Rinnstein liegender Betrunkener und war von Kopf bis Fuß von meinem und Davys Blut bedeckt.
    Auf den Knien liegend fummelte ich an dem Türknopf herum wie ein in Panik geratenes Kind. Das Ding war ein ganz normaler Türknopf mit einem Verriegelungsstift in der Mitte, aber ich schaffte es nicht, ihn zu drehen, um die Tür öffnen zu können. Meine Finger wollten meinem Gehirn nicht gehorchen
    - oder vielleicht war der Türknopf von dem vielen Blut einfach zu glitschig.
    Ich wusste, was ich zu tun versuchte, aber ich schaffte es einfach nicht. Vielleicht stimmte es, dass man sein Leben blitzschnell an sich vorbeiziehen sieht, während man stirbt. Ich hatte plötzlich das Gefühl, durch einen langen Zeittunnel zurückzublicken und zu sehen, wie ich mit ungefähr sechs Jahren durch das Glasdach einer Autowerkstatt fiel. Ich hatte mich einer Bande älterer Jungen anschließen wollen, und wer zu ihnen gehören wollte, musste als Mutprobe über das große Glasdach laufen. Ich war mit Schnittwunden und Prellungen auf dem Betonboden gelandet und hatte das von innen verriegelte Tor öffnen müssen, um ins Freie zu gelangen. In meiner Angst hatte ich den verdammten Riegel kaum aufbekommen, und als ich wieder bei den anderen war, hätte ich mir um nichts in der Welt anmerken lassen, dass ich Schmerzen
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