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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
Autoren: Andy McNab
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nicht mehr als drei Sekunden Zeit blieben, bevor ich von Sarah heruntergezogen oder - geschossen wurde.
    Plötzlich entspannte sich ihr Körper. Sie öffnete die Augen und sah zu mir auf. In ihrem Blick lag fast ein Befehl. »Tu’s ... bitte.«
    Scheiße, was sollte ich anderes machen? Ich schob die Pistolenmündung nach oben, bis sie unter ihr Kinn gerammt war. Sarah blickte weiter zu mir auf, während ich die Waffe entsicherte. Dann drückte ich ab.
    Blut und Knochensplitter spritzten mir ins Gesicht.
    Ich hatte den Auftrag ausgeführt, den ich erhalten hatte; an diesen Gedanken klammerte ich mich jetzt. Im nächsten Augenblick durchzuckte ein stechender Schmerz meinen Arm, als jemand mir die Pistole aus der Hand trat.
    Kräftig zupackende Hände warfen mich auf den Rücken. Als ich aufblickte, sah ich überall nur ERT-Schwarz; dann ragte Josh über mir auf und füllte mein Blickfeld aus, während aus seinem durch eine Kugel aufgerissenen Gesicht Blut auf mich herabtropfte. Die anderen versuchten, ihn von mir wegzuziehen, als er anfing, mich mit Fußtritten zu bearbeiten. Aber sie griffen nicht rasch genug ein.
    Während ich mich auf die Seite wälzte und mich Schutz suchend zusammenrollte, hörte ich gebrüllte Befehle und das allgemeine Durcheinander um mich herum.
    Ich bekam nicht mehr viel mit. Josh schrie weiter über mir und schaffte es, mir noch ein paar Tritte zu versetzen. Aber das spielte keine Rolle; ich spürte sie nicht mehr. Was ich wirklich wollte, passierte endlich. Ich wurde bewusstlos.
    JUNI 1998
    London
    Ich kam aus dem Apartment in der Cambridge Street, überzeugte mich davon, dass der Wohnungsschlüssel an dem Ring hing, an dem ich meinen Leatherman trug, und schloss die Tür hinter mir. Es war ein seltsames Gefühl, hier in Pimlico praktisch ein Gefangener zu sein. Ich hatte in der Vergangenheit schon mehrmals sorgenvoll dreinblickende Leute in diese Wohnung gebracht, mir aber nie vorgestellt, ich könnte mich eines Tages in ihrer Rolle wiederfinden.
    Die Befragung dauerte nun schon endlos lange. Die Firma versuchte zu einem Deal mit den Amerikanern zu kommen. Beide Seiten wollten den Vorfall geräuschlos bereinigen, und sie waren nicht die Einzigen, die das wollten. Seit ich vor vier Wochen aus dem Krankenhaus entlassen worden war, stand ich hier praktisch unter Hausarrest. Ich wurde weiter bezahlt - sogar wie im Einsatz -, aber die Einschränkung meiner Bewegungsfreiheit ging mir auf die Nerven.
    Meine Verletzungen schmerzten kaum noch, aber ich musste weiter eimerweise Antibiotika schlucken. Die Eintrittswunde war zum Glück sehr gut verheilt.
    Zurückgeblieben war nur eine Vertiefung im Magen, die ebenso hellrosa war wie die verheilten Bisswunden an meinem linken Arm.
    Als ich die letzten Stufen zum Gehsteig hinunterging, sah
    ich nach links zu den Leuten hinüber, die an den Tischen vor dem Pub bei einem Drink zur Feier des Wochenausklangs saßen. Der Stoßverkehr am Freitagabend hatte die gesamte Cambridge Street in einen Parkplatz verwandelt. Ich glaubte die Abgas-Schwaden in der frühen Abendsonne bläulich schimmern zu sehen. Die gegenwärtige Hitzewelle war ungewöhnlich. Die Temperaturen erinnerten eher an Los Angeles als an London.
    Ich überquerte die Straße zwischen den stehenden Fahrzeugen und hielt auf den Gemischtwarenladen an der Ecke zu. Die beiden Asiaten - Vater und Sohn -, die ihn betrieben, kannten mich inzwischen: Dad faltete einen Evening Standard zusammen, als er mich hereinkommen sah. Danach schlängelte ich mich wieder zwischen den Autos hindurch und erreichte den Pub auf der anderen Straßenseite. Drinnen herrschte nicht weniger Gedränge als draußen, und aus voll aufgedrehten Lautsprechern versuchte Robbie Williams den Lärm zu übertönen. Der Gestank nach Rauch, schalem Bier und Schweiß erinnerte mich daran, dass ich mir einen anderen Pub suchen wollte. Das wollte ich jeden Abend.
    Ich arbeitete mich nach hinten durch, wo es nicht so voll sein würde - und wo es Salzstangen und Erdnüsse gab. Ich begann einige der Stammgäste zu erkennen: traurige Gestalten wie ich, die hier ihrer Einsamkeit zu entfliehen versuchten, oder alte Männer, die Selbstgedrehte rauchten und eine Stunde bei ihrem immer wärmer werdenden Bier saßen.
    Ich bestellte meine gewohnte Flasche Pils, griff mir eine Hand voll Erdnüsse aus einer der Schalen und suchte mir einen Platz in einer Sitznische. In einer saß nur ein alter Mann, der aussah, als sei er mit der British Legion
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