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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
Autoren: Andy McNab
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unterwegs gewesen:
    Anzug, Krawatte und massenhaft Auszeichnungen und Erinnerungsmedaillen. Er saß offenbar noch nicht lange da, denn er hatte seine Flasche leichtes Ale noch nicht in sein halbes Bitter gekippt.
    »Sitzt hier jemand, Kumpel?«
    Er sah auf und schüttelte den Kopf. Ich glitt langsam auf die Sitzbank, wobei ich darauf achtete, dass mein Jeansbein nicht hochrutschte und die elektronische Fußfessel an meinem rechten Knöchel sehen ließ. Dann trank ich einen Schluck Pils und fing an, den Evening Standard zu lesen.
    Auf der Titelseite standen die üblichen Katastrophenmeldungen. Die Luftwaffen Äthiopiens und Eritreas hatten vorläufig aufgehört, sich mit ihren MiG-23 zu bombardieren, damit Ausländer aus dem Kriegsgebiet ausgeflogen werden konnten. Das war Arbeit, die mir gefiel - ein einfacher, ehrlicher Krieg. Bei diesem Scheiß wusste man, woran man war.
    Ich überflog die übrigen Meldungen aus dem Ausland, aber dort stand weiterhin nichts über die Ereignisse in Washington. Die Verwundungen, die Josh und der ERT-Mann erlitten hatten, wurden noch immer nicht gemeldet, und ich wusste, dass die Medien nie von ihnen erfahren würden. Bei einer unserer abendlichen Fahrten durch London hatte Lynn mir die amerikanische Parteilinie erläutert. Die Presseerklärung war kurz und knapp gewesen: Eine überarbeitete Mitarbeiterin des Hauspersonals hatte im Keller des Weißen Hauses einen Nervenzusammenbruch erlitten. Dieser kleine Zwischenfall war binnen Minuten bereinigt worden. Die drei Spitzenpolitiker waren erst viel später darüber informiert worden. Die Story war nicht mehr als eine Kurzmeldung in der
    Washington Post vom Folgetag wert gewesen.
    Ich war froh, dass der ERT-Mann überlebt hatte. Er hatte nur einen Oberschenkelsteckschuss erlitten - etwas, wovon er später seinen Enkeln erzählen konnte. Josh war durch einen Schuss schwer im Gesicht verletzt worden. Lynn sagte, die Kugel habe ihm die rechte Wange aufgerissen, sodass es ausgesehen habe, als reiche sein Mund bis zum Ohr. Wie ich später hörte, war die Operation gut verlaufen, aber ich bezweifelte, dass er jemals ein Angebot bekommen würde, sich für Calvin Klein fotografieren zu lassen.
    Meine einzige Hoffnung war, dass Joshs neue Hinwendung zum Christentum sich zu meinen Gunsten auswirken würde. Als ich vor einigen Tagen im Apartment auf die Ankunft des Vernehmungsteams gewartet hatte, hatte ich im Radio den »Gedanken zum Tage« gehört. »Können Sie die Sünde nicht vergeben«, hatte die Stimme gesagt, »versuchen Sie wenigstens, dem Sünder zu vergeben.« Das klang gut, fand ich. Hoffentlich konnte Josh in seinem Pick-up Radio Four empfangen.
    Ich hatte noch nicht mit ihm telefoniert; ich wollte noch etwas länger warten, ihm Zeit lassen, sich zu beruhigen, und mir Zeit verschaffen, darüber nachzudenken, was zum Teufel ich sagen sollte.
    Kelly hatte ich nicht mehr gesehen, seit die Amerikaner mich in den Gewahrsam der Firma entlassen hatten. Wir hatten miteinander telefoniert, und sie glaubte, ich sei noch immer dienstlich im Ausland. Sie sagte, Josh habe angerufen. Er hatte die Ereignisse in Washington mit keinem Wort erwähnt, sondern nur erzählt, dass Sarah und ich ihn besucht hatten.
    Mir tat es noch immer nicht Leid, Sarah erschossen zu haben. Sauer war ich nur, weil alle, die ich in meinem Leben etwas an mich herangelassen hatte, mich reingelegt hatten. Das heißt, alle außer Kelly. In ihrem Fall schien das meine Aufgabe zu sein.
    Ich hatte mich wieder blamiert, indem ich Versprechungen gemacht hatte, die ich nicht halten konnte. Sie wollte noch immer den Bloody Tower besichtigen, und sie wollte mit mir dorthin. Ich hatte schon drei Termine vereinbart, aber jeden in letzter Minute absagen müssen, weil die Befragungen sich endlos lange hinzogen. An diesem Wochenende würde Kelly ihn endlich mit ihren Großeltern besichtigen. Carmen und Jimmy würden sie schamlos verwöhnen.
    Ich trank einen weiteren großen Schluck Pils - zum Teufel mit den Antibiotika, die nahm ich sowieso nur unregelmäßig ein - und sah auf die Baby-G. In zwanzig Minuten fingen sie hier an, Abendessen zu servieren.
    Die Befragung schien gut zu laufen, aber bei diesen Leuten wusste man nie, woran man war. Dass sie mir weniger als erwartet zusetzten, lag vor allem daran, dass Lynn und Elizabeth potenziell nicht weniger in der Scheiße saßen als ich und alles unternahmen, um da rauszukommen. Trotzdem wurden sämtliche Details aller Ereignisse dieser fünf
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