Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
unangenehm; ich konnte endlich wieder Mund und Unterkiefer bewegen und ein paar Grimassen schneiden.
    Ungefähr zehn Minuten später zeigte mein Höhenmesser 6500 Fuß an. Nun wurde es Zeit, Vorbereitungen für die Landung zu treffen. Ich setzte meine Nachtsichtbrille auf, die an einem Stück Fallschirmleine hing, und begann Ausschau nach den Lichtblitzen einer Infrarot-Leuchtbake Firefly zu halten. Diese in der Hand gehaltenen kleinen Geräte strahlten ihre Lichtblitze durch einen IR-Filter ab. So waren sie nur für uns sichtbar – und natürlich für jeden, der wie wir ein Nachtsichtgerät hatte. Ich suchte die Dunkelheit unter uns ab.
    Das Firefly würde leicht zu erkennen sein. Peng , da war es schon – halb rechts voraus.
    Wir befanden uns im Landeanflug. Ich konzentrierte mich darauf, über dem hinteren Rand des Gleitschirms unter mir zu bleiben. Reg 1 hatte einen größeren Schirm als ich, weil er einen Tandemsprung mit Sarah machte. Ich hörte ihn jetzt unter mir reden. Er sprach wie eine Kindergärtnerin auf Sarah ein: »Okay, gleich ist’s so weit, wir setzen gleich auf. Knie beugen, Beine hochziehen und unter dem Körper behalten.
    Haben Sie die Beine hochgezogen?«
    Sie musste seine Frage bejaht haben. Ich nahm die
    Nachtsichtbrille ab und ließ sie vor meiner Brust baumeln.
    »Okay, jetzt meine Handgelenke umfassen«, forderte Reg 1
    sie auf. Ich stellte mir vor, wie Sarah nach seinen
    Handgelenken griff, während er die Knebel der Steuerleinen umklammert hielt; so sollte verhindert werden, dass sie sich bei einer harten Landung verletzte.
    Ich sah den Boden noch immer nicht – dazu war es viel zu dunkel –, aber ich hörte Reg 1 sagen: »Okay, gleich ist’s so 20
    weit … wir schweben aus … wir schweben aus …«
    Dann ein Poltern, als sein Rucksack aufschlug, und seine knappe Warnung: »Jetzt!«
    Sein Schirm fiel in sich zusammen, als ich über die beiden hinwegflog. Mein Rucksack hing jetzt an den Schultergurten über meinen Stiefelspitzen; als ich ihn mit einem Tritt wegbeförderte, fiel er ans Ende seiner drei Meter langen Leine.
    Sobald ich ihn aufschlagen hörte, schwebte ich ebenfalls aus.
    Ich kam auf, lief noch drei oder vier Schritte mit, drehte mich dann rasch um und zog an meinen Leinen, damit der Schirm zusammenfiel.
    Neben mir tauchte eine Gestalt auf. Reg 3 bis 6, die seit fünf Tagen in Syrien waren, hatten das Unternehmen vorbereitet und bewachten unsere Absetzzone. Der Teufel mochte wissen, wie sie hergekommen waren; mich brauchte das nicht zu kümmern.
    »Alles in Ordnung, Kumpel?« Diese Stimme kannte ich. Sie gehörte Glen, dem Kommandeur am Boden, den ich als
    Einzigen der Männer kannte. Er sah aus, als müsste er mit stählerner Stimme wie Clint Eastwood sprechen, aber wenn er den Mund aufmachte, glaubte man, den sanften David Essex zu hören.
    »Yeah. Alles bestens, Kumpel.«
    »Los, runter mit dem ganzen Scheiß.«
    Es dauerte nur wenige Minuten, bis unsere Schirme,
    Tarnanzüge, Helme und Sauerstoffmasken in großen
    Aluminiumboxen verstaut waren und wir in zwei Toyota Previas saßen, deren Fahrer Nachtsichtbrillen trugen. Die Fahrt ging quer durch die Wüste zu einem Industriegebiet am Rand einer Kleinstadt, die keine eineinhalb Kilometer von den 21
    Golanhöhen und der Grenze nach Israel entfernt lag. Wir trugen alle identische Kleidung: olivgrüne Overalls, darunter Zivilkleidung (falls wir uns zu Fuß nach Israel durchschlagen mussten), Gürteltaschen und Stiefel nach eigener Wahl. Ich hatte mich für Wanderstiefel von Nike entschieden, nachdem wir uns vergewissert hatten, dass sie in Tel Aviv in jeder Geschäftsstraße erhältlich waren.
    Glen und ich waren alte Freunde. Nachdem wir Anfang der achtziger Jahre gemeinsam die Eignungsprüfung für das SAS-Regiment bestanden hatten, hatten wir uns näher kennen gelernt, als wir dieselbe Frau umworben hatten, mit der er jetzt verheiratet war. Glen war wie ich Ende Dreißig, hätte seinem Aussehen nach aus Süditalien stammen können und wirkte ständig unrasiert. Er war immer fröhlich, liebte seine Frau und seine beiden Kinder, liebte seine Arbeit und liebte
    wahrscheinlich auch sein Auto und seine Katze. In den letzten fünf Tagen hatte Glen mit seinen Leuten einen
    Sprengstoffanschlag auf ein Umspannwerk vorbereitet, damit in der ganzen Stadt der Strom ausfiel, während wir in unser Zielobjekt eindrangen, und ich wusste, dass ihm diese Arbeit Spaß gemacht hatte.

    »Wir sind am Ausgangspunkt.«
    Von jetzt an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher