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Nick Perfect – Bruder per Post

Nick Perfect – Bruder per Post

Titel: Nick Perfect – Bruder per Post
Autoren: Evan Kuhlmann
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jr. verletzt war? Oder noch in den Händen der Kidnapper? Oder Schlimmeres?
    Endlich bog Pa in die Garage ein. Der Polizist, der uns eskortiert hatte, hupte zum Abschied und fuhr davon. Zu Hause, in Sicherheit! Ich hatte echt daran gezweifelt, ob ich diese Worte wieder einmal sagen könnte: Zu Hause. In Sicherheit. Einige der schönsten Wörter, die je erfunden wurden.

49.
    In der Wohnung lief Ma gleich in ihr Zimmer, weil sie sich erst mal umziehen wollte, und Pa ging schnell mit Nick ins Labor, um sein Auge festzuschrauben und einen kompletten Systemcheck durchzuführen, » sicherheitshalber«.
    Jetzt war ich eine Weile ganz allein und beschloss, mir den ultimativen Luxus zu gönnen: Zeichentrickfilme an einem Vormittag während der Schulzeit.
    Ich wollte gerade den Fernseher einschalten, als mir plötzlich klar wurde, was für ein Riesen glückspilz ich war. Ich hatte meine Familie und unsere Wohnung und mein Leben, und das war einfach großartig!
    Und vielleicht mochte ich sogar Annie Banani, irgendwie, weil sie ja auch zu meinem Leben gehörte. Und Dennis. Und meine Schule. Und meine Lehrer und Rektor Jackson. Alle, die ich kenne! Und die Spione… Diese superdoofen Typen hatten nicht alles kaputt gemacht, hatten mir nicht das alles weggenommen!
    •••
    Während ich Nickelodeon guckte und über meinen Vormittag nachdachte– hatte ich es echt ins Fernsehen geschafft, nachdem ich vor den Spionen geflohen war?–, kam Pa zurück und sah einen Stapel Post durch.
    » Wie geht’s Nick?«, fragte ich.
    » Ich denke gut«, sagte Pa, voll auf die Post konzentriert. » Aber der Test dauert noch ein bisschen.«
    » Gibt’s was Neues aus Frankreich?«, wollte ich wissen. » Hast du noch mal versucht, Onkel Jean-Pierre zu erreichen?«
    » In der Tat habe ich vor fünf Minuten mit deinem Onkel telefoniert«, sagte Pa, sah kurz zu mir rüber und wandte sich wieder seiner Post zu. Ich bekam Bauchweh– Pa sagte das viel zu nebensächlich. Irgendwie… absichtlich nebensächlich. » Jean-Pierre geht es bestens, er hat nur ein paar Kratzer abbekommen«, fuhr Pa fort.«Wir werden uns weiterunterhalten, wenn er bei der Polizei Bericht erstattet hat.«
    Dass es meinem Onkel gut ging, war schön, aber Pa hatte immer noch nicht Jean-Pierre jr. oder die Kidnapper erwähnt. » Und was ist mit den Kidnappern passiert?« fragte ich. » Und wie geht’s Jean-Pierre jr.?« Und die unausgesprochene Frage lautete: Warum benimmst du dich so seltsam?
    Pa legte die Post hin, zögerte einen Moment und kam dann zu mir rüber auf die Couch. » Okay, hier kommt die Geschichte«, sagte er und hakte so rasch die Details ab, dass ich mich wahnsinnig anstrengen musste, um alles mitzubekommen.
    Die Details. Die beiden Jean-Pierres wurden wirklich von den Männern gekidnappt, die wir im Video-Chat sahen. Und mit vorgehaltener Waffe in einem Wagen weggebracht. Am Steuer des Fluchtautos saß Véronique, die Ex-Freundin meines Onkels. Onkel Jean-Pierre sagte, er habe sie zwar nicht gesehen, aber ihre schrille Stimme wiedererkannt, als sie den beiden Männern Befehle erteilte. Ich wusste nicht genau, was er mit schrill meinte, aber es hörte sich nicht gut an. Ich werde Véroniques Stimme immer als tief und geheimnisvoll in Erinnerung behalten. Seufz.
    Jedenfalls saßen mein Onkel und mein Cousin auf dem Rücksitz des Lieferwagens, und einer der beiden Männer bedrohte meinen Onkel die ganze Zeit mit der Pistole! Man muss sich mal vorstellen, welche Angst mein Onkel ausgestanden hat! Da er wusste, dass Jean-Pierre jr.s Technologie in die falschen Hände gefallen war und er keine andere Möglichkeit sah, sprach mein Onkel die Failsafe-Worte aus. Jean-Pierre jr. begann seine Dateien zu löschen. Und dann implodierte er!– und zerstörte Festplatten, Dateien, Schaltstellen und alles Übrige, das ihn… lebendig gemacht hatte.
    » Es muss entsetzlich gewesen sein«, sagte Pa und zog mich näher zu sich hin. » Jean-Pierre jr. gehörte genauso zur Familie deines Onkels wie Nick zu unserer. Ich kann mir gar nicht vorstellen…« Er schluckte und fügte hinzu: » Oder vielmehr, ich kann’s mir vorstellen, und das ist noch schlimmer.«
    Ich legte die Fernbedienung weg und versuchte das alles auf die Reihe zu bekommen. Ich glaube, ein Teil von mir glaubte nicht und akzeptierte nicht, dass Jean-Pierre jr. nicht mehr da war. Irgendwie erwartete ich, dass mein Pa gleich sagen würde: » Aber dann geschah ein Wunder!«
    Aber das sagte Pa nicht. Er erzählte mir,
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