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Nick Perfect – Bruder per Post

Nick Perfect – Bruder per Post

Titel: Nick Perfect – Bruder per Post
Autoren: Evan Kuhlmann
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der Rauch und die Funken des implodierenden Roboters hätten die Kidnapper zu Tode erschreckt. Véronique sei voll auf die Bremse gestiegen, und mein Onkel hatte die Chance, sich Jean-Pierres Überreste zu schnappen und aus dem Lieferwagen zu springen. Er rappelte sich hoch, rannte zum nächsten Haus und bat die Bewohner, die Polizei zu alarmieren. Das letzte was mein Onkel gehört hatte, war, dass man den Kidnappern auf der Spur sei.
    » Jedenfalls hat mir dein Onkel die Geschichte so erzählt«, sagte Pa und kratzte sich am Kopf. » Aber er hatte schon immer einen Hang zur Dramatik. Es ist durchaus möglich, dass seine Entführer ihn einfach aussteigen ließen, als sie merkten, dass Jean-Pierre jr.s Innenleben und seine Dateien zerstört sind.«
    Irgendwie war es egal, welche Version zutraf. » Aber Jean-Pierre jr. ist tot«, sagte ich, und meine Stimme wurde wieder ganz zitterig.
    » Tot ist vielleicht nicht das treffendste Wort dafür«, meinte Pa, » deckt es aber zumindest ab. Dein Onkel wird sofort mit der Arbeit an der Version 2.0 beginnen, einem neuen, verbesserten Jean-Pierre jr.«
    Ich freute mich, dass mein Onkel bald einen Ersatzroboter bauen wollte– aber würde er so sein wie die Version 1.0 oder eher ein ganz anderer Junge? Ich wollte Pa gerade danach fragen, als Ma ins Zimmer kam. Sie hatte sich umgezogen und sah uns fragend an.
    » Alles okay?«, wollte sie wissen.
    Pa und ich nickten matt, dann berichtete ihr Pa, dass er mich gerade auf den neuesten Stand gebracht hätte über das, was mit meinem Onkel und Cousin passiert war. » Ich glaube, dafür bin ich noch nicht bereit«, meinte Ma und verzog das Gesicht. » Vielleicht, wenn ich wieder klarer denken kann. Heute ist so viel Verrücktes und Aufwühlendes passiert, dass es für hundert Tage reicht.«
    Ich konnte sie voll verstehen und wünschte fast, ich hätte meinen Pa nicht nach Jean-Pierre senior und junior gefragt. Eigentlich hätte mir fürs erste die Tatsache gereicht, dass die Rambeaus auf dieser Seite des Atlantiks in Sicherheit waren. Hört sich das kalt und gefühllos an?
    Ma erkundigte sich nach Nick, und Pa teilte ihr mit, er sei gerade im Labor beim Systemcheck. Ma sagte, sie sei gleich wieder da und ging aus dem Zimmer.
    » Noch etwas, Ben«, meinte Pa und verzog unbehaglich das Gesicht. » Wenn Nick nach Jean-Pierre jr. fragt, solltest du vielleicht sagen, dass er gerade repariert wird. Ich weiß, dass Nick seinen Cousin sehr gernhatte, wir alle mochten ihn. Außerdem könnte es für Nick komisch sein, dass er das einzige funktionierte Roboterkind auf dem ganzen Planeten ist. Wäre das okay für dich, deinen Bruder vor der Wahrheit zu schützen?«
    Ich nickte. Jean-Pierre jr. wird gerade repariert, das war eine dieser Lügen, die man ausspricht, weil man jemanden mag und ihn nicht verletzen will.
    Als Pa und ich ins Labor gingen, um nach Nick zu schauen, trafen wir dort auf Ma, die mit dem Roboter plauderte, als sei das ganz normal. Aber es war das allererste Mal! » Ich wollte nur schauen, wie es meinem Maschinenkind geht«, sagte Ma lächelnd.
    Und da war dieser irre Moment, als Ma, Pa, Nick und ich uns alle wie bescheuert angrinsten. Ich glaube, wir dachten das Gleiche, nämlich, dass dieser Tag für Nick und uns viel schlimmer hätte enden können. Aber irgendwie hatten wir’s geschafft. Gemeinsam.
    » Vive la famille Rambeau!«, sagte Nick und reckte die Faust in die Luft.
    Ma, Pa und ich erwiderten » Vive la famille Rambeau!« Das heißt, » Lang lebe die Familie Rambeau«. Ja, bitte. Mögen wir lange leben!
    Ma küsste Pa, Nick und mich auf den Scheitel und ging dann rüber in die Wohnung. Sie wollte ihre Chefin anrufen und ihr sagen, warum sie heute nicht bei der Arbeit erschienen war. Und dann wollte sie aus dem gleichen Grund in meiner Schule anrufen.
    » Ich glaube, dass Maman mich endlich akzeptiert«, sagte Nick und machte sich von einem HDMI -Kabel los. » Wie sagt man so schön– juhu!«
    Süß.
    Aber dann wurde Nick ernst. » Gibt es schon Nachricht von Jean-Pierre jr.? Konnte er zusammen mit meinem Onkel fliehen?« Er sah uns mit großen runden Augen an.
    Ich schaffte es nicht. Ich schaffte es einfach nicht, Nick zu belügen, ihm falsche Hoffnungen zu machen, dass er seinen Cousin bald wieder beim Video-Chat sehen würde. Aber Pa muss wohl stärker sein als ich, denn ihm gelang es. » Dein Cousin wurde leider während des Entführungsversuchs verletzt, Nick«, sagte Pa. » Er wird nun für längere Zeit in
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