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Nick aus der Flasche

Nick aus der Flasche

Titel: Nick aus der Flasche
Autoren: Monica Davis
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bleiben, ihr beiden«, sagte er und legte auf.
    Brav bleiben … War es für ihren Bruder so offensichtlich, wie gern sie ihn hatte? Julie schluckte und wagte nicht, Nick anzusehen. Hier waren sie ganz allein. Abermals dachte sie an die Küsse, Nicks weiche Lippen und seine streichelnden Hände. Es kam ihr vor, als läge es Ewigkeiten zurück, dass sie sich so nahegekommen waren. Doch nachdem Emmas Tod eine alte Wunde aufgerissen hatte und ihr süßer Dschinn sehr geknickt aussah, erlaubte Julie sich nicht mehr, an diese vertraute Zweisamkeit zu denken. Sie sollte endlich aufhören, sich in Nick zu verlieben. Da draußen gab es so viele andere Jungs, die nicht aus einer Flasche kamen.
    Sie streiften durchs Haus, besahen sich alle Räume und fanden im Schlafzimmer schließlich eine Kiste mit alten Fotos, Ordner mit Vermisstenanzeigen sowie ein Tagebuch, in das sich Nick sofort vertiefte. Daraufhin war Julie nach Hause gefahren, um ihm Privatsphäre zu gönnen. Sie würde ihn morgen Früh mit dem Wagen abholen, dann Martin aufgabeln und zur Schule fahren. Spätestens in einigen Stunden hatte sie ihren Dschinn also wieder.
     
    *
     
    Zwei Stunden später lag sie im Bett und konnte nicht einschlafen. Was Nick wohl machte? Ob er schlief oder fleißig dabei war, das Haus umzudekorieren? Das würde bestimmt nicht so einfach sein wie mit ihrer Puppenvilla.
    Normalerweise hörte sie gerne Musik zum Einschlafen, doch das Album, das sie für Nick gekauft hatte, war noch auf ihrem Player. Das erinnerte sie auch wieder nur an ihn. Sie hatte ein Lied gehört und den iPod abgeschaltet.
    Seufzend drehte sie sich im Bett, um einen Blick auf das rosa Haus zu erhaschen, das im düsteren Zimmer grau aussah. Da Julie die Jalousie nicht zugezogen hatte, erhellte das matte Licht einer Straßenlaterne schemenhaft den Raum. Sie stellte sich vor, Nick wäre jetzt darin. Sie fände es witzig, wenn sie ihn in ihrem Puppenhaus mal besuchen könnte.
    Ihre Lider wurden schwer, während sie sich vorstellte, mit Nick in der Puppenküche zu sitzen, einen Riesenmuffin zu essen und vielleicht noch Barbie und Ken einzuladen. Ob Nick sie lebendig machen könnte? Julie grinste. Das wäre unheimlich.
    Als sie plötzlich ein leises »Tipp, Tipp« hörte, war sie mit einem Schlag hellwach. Kratzte Lanzelot an der Türe? Nein, das hörte sich anders an, außerdem machte er das nicht mehr, seitdem Mom ihn mit der Sprühflasche nassgespritzt hatte.
    Julie drehte sich um und erschrak, denn ein kleiner Schatten bewegte sich am Fenster. Von dort kam auch das Geräusch. Pickte dort ein Vogel herum? Um diese Zeit? Oder war das … »Nick?«
    Ohne Licht zu machen sprang sie auf und lief zu ihrem Schreibtisch, der sich vor dem Fenster befand. Tatsächlich, Mini-Nick stand außen auf der Fensterbank und klopfte gegen das Glas!
    Julie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er war hier! Über die Platte gebeugt öffnete sie das Fenster, und Nick steckte den Kopf herein.
    »Darf ich reinkommen?«
    »Natürlich«, erwiderte sie.
    Er spazierte über den Tisch, löste sich an der Kante in Rauch auf und schwebte auf den Boden, wo er sich groß machte. In der Düsternis des Raumes erkannte sie, dass er noch seine Tageskleidung trug.
    »Was ist passiert?«, fragte sie. Ihr Herz klopfte bis in den Hals.
    »Ach, ich konnte nicht schlafen.«
    »Ich auch nicht.« Julie atmete auf. »Heute ist einfach zu viel passiert.«
    »Hm.« Er schaute auf das Puppenbett auf ihrem Nachttisch, neben dem auch die Flasche stand, und kratzte sich an der Schläfe. »Kann ich vielleicht bei dir bleiben? Connor muss ja nichts erfahren.«
    Julie grinste. Schön, dass er nicht so perfekt war, wie ihre Eltern dachten. »Klar.«
    »Darf ich das normale Badezimmer benutzen?«, fragte er und schielte auf das Puppenhaus.
    »Solange du den Hahn nicht voll aufdrehst, denn das könnten Mom und Dad hören und ich bekomme morgen eine Moralpredigt wegen Rücksichtslosigkeit.« Das Wasser rauschte laut in den Rohren und Julie wollte keine schlafenden Hunde wecken.
    »Danke.« Er schnappte sich die Jogginghose und ein frisches T-Shirt, das sie unter ihrem Bett in einer Box versteckt hatte, und ging ins Badezimmer. Licht flammte unter der Schwelle auf, und Julie wartete geduldig im Bett. Jetzt, wo er da war, fühlte sie sich gleich besser. Schon seltsam, wie schnell man sich an jemanden gewöhnen konnte.
    Gefühlte fünf Minuten später erlosch das Licht und Nick huschte ins Zimmer. »Schläfst du schon?«,
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