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Nick aus der Flasche

Nick aus der Flasche

Titel: Nick aus der Flasche
Autoren: Monica Davis
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sie?« Julie starrte in dieselbe Richtung. Natürlich konnte sie Emma nicht sehen. Sie war ein Geist.
    »Ja, sie ist hier.« Er griff nach Julies Hand und zog sie näher. »Ich wünschte, du könntest sie auch sehen.«
    Julie riss die Augen auf. »Ich sehe sie, Nick, ich sehe sie! Sie ist … jung!«
    Einen Moment starrten sie einfach nur auf die Erscheinung. Nick war überwältigt, sprachlos und glücklich. Wenn Julie sie sah, war sie kein Hirngespinst.
    »Ich freue mich, dass ihr gekommen seid.« Sie schwebte auf sie zu und blieb vor ihnen stehen, schaute aber bloß auf Nick.
    Er streckte die Hand aus, traute sich jedoch nicht, Emma zu berühren.
    Sie hob ebenfalls den Arm und tippte ihre Fingerspitzen an seine. Es prickelte an der Stelle, als würde ein schwacher Strom fließen.
    »Schade, dass wir nicht mehr Zeit hatten«, sagte sie, »aber wegen der Operation bekam ich eine Lungenembolie.«
    »Eine Lungenembolie«, wiederholte er matt. »Hattest du … War es …«
    Lächelnd schüttelte sie den Kopf. »Es ging alles sehr schnell. Ich habe erst gar nicht registriert, dass ich tot bin, erst, als ich mich selbst dort im Bett liegen sah und die Ärzte versuchten, mich zu reanimieren.«
    Hatte Nick sie gestern noch so viel fragen wollen, fiel ihm jetzt nichts mehr ein. Er konnte sie nur anblicken. Sie wirkte so echt, gar nicht durchscheinend, als ob tatsächlich seine Emma vor ihm stünde. Wie er sie vermisste …
    »Bleibst du nun als Geist hier?« Sein Herz überschlug sich. Vielleicht konnten sie wieder zusammen sein, immerhin war er auch eine Art Geist.
    Traurig schüttelte sie den Kopf. »Bill wartet auf der anderen Seite. Ich wollte mich nur von dir verabschieden.«
    Bill, ihr Ehemann. Nick fühlte tatsächlich Eifersucht.
    »Du fehlst mir so«, flüsterte er. Immer noch fiel ihm das Sprechen schwer. Er versuchte, ihre Hand zu ergreifen, aber er fasste durch sie hindurch. Zum Glück spürte er nicht diese Eiseskälte wie bei Solomon.
    »Es gab kaum einen Tag, an dem ich nicht an dich gedacht habe.« Emma streckte ihren Arm aus, um ihm über das Gesicht zu fahren. Auch dort prickelte die Haut. »Jetzt bin ich wirklich froh, dass ich gestern noch Mr. Grover ins Krankenhaus bestellt habe.«
    »Wer ist Mr. Grover?«
    »Ein Notar, der mein Testament verwaltet. Ich habe es gestern ändern lassen, damit du alles erbst. Bitte setz dich mit dem Mann in Verbindung.«
    Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Emma wollte ihm alles vermachen? »Das kann ich nicht annehmen.«
    Sie lächelte. »Ich habe keine Kinder, Nick. Und engere Verwandte gibt es auch nicht. Falls ich dich gestern nicht gesehen hätte, wären mein Haus und all meine Sachen an die Wohlfahrt gegangen. Ich möchte aber, dass du es bekommst.«
    »Danke«, hauchte er, immer noch gefangen von ihrem Anblick.
    Plötzlich erschien hinter ihr eine glühende Kugel, die langsam größer wurde.
    »Was ist das?«, flüsterte Julie und drückte seine Hand fester.
    Emma wandte sich ihr zu. »Keine Angst, Liebes, das bedeutet nur, es ist Zeit für mich zu gehen.«
    »Bitte, bleib.« Nick bekam kaum Luft. Er wollte nicht, dass sie ging.
    Die leuchtende Kugel wurde so groß, bis er einen Tunnel erkannte, der sich wie eine Spirale drehte. Und dort, am weit entfernten Ende, stand ein junger Mann, umgeben von grellem Licht. Bill wartete bereits auf sie.
    Nick beneidete ihn. Er würde wohl nie zu Emma ins Jenseits kommen.
    »Wir werden uns eines Tages wiedersehen, aber jetzt heißt es Abschied nehmen«, sagte sie sanft, als hätte sie seine Gedanken gehört. Sie beugte sich zu ihm, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu hauchen, der sich wie ein Sommerwind anfühlte, dann drehte sie sich um und schwebte auf den Tunnel zu.
    Nick wollte ihr hinterher und machte einen Schritt nach vorne, doch Julie hielt ihn fest.
    Als Emma vom Strudel erfasst wurde und ihre Gestalt immer kleiner und durchscheinender wurde, drehte sie sich noch einmal zu ihnen um und sagte: »Passt gut auf euch auf.« Dann fiel die Kugel in sich zusammen, und Emma war verschwunden.
    Weg. Einfach fort.
    Nick starrte auf die Stelle, an der alles verschwamm. Tränen brannten wie Säure in seinen Augen, sein Herz fühlte sich wie ein Betonklumpen an und pumpte schwerfällig das Blut durch seine Adern.
    Als hinter ihnen plötzlich die Tür aufging, wirbelten sie erschrocken herum. Nick wünschte, es wäre Emma und ihr Verschwinden nur ein böser Traum, doch es war eine Krankenschwester, dieselbe, die Emma versorgt
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