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Nicht Totzukriegen

Titel: Nicht Totzukriegen
Autoren: Claus Vaske
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ich schon gewissenhaft«, versichert der Cousin.
    »Gott segne das ehrbare Handwerk!«, entfährt es der Richterin.
    »Ja, und ich bin grad die Waffe am Durchladen, ich hatte alles bereits zurechtgelegt, da kommt die Alte da nach Haus und sagt, es wär nix, die Sache wär abgeblasen und ich sollt gefälligst verschwinden.«
    »Und?«
    Erwartungsvoll heftet die Richterin ihren Blick auf den Cousin.
    Ganz in Ruhe antwortet er: »Ja, dann haben wir des halt gelassen, und ich bin gegangen. Ich bin unschuldig.«
    »Aber trauen Sie der Beklagten zu, dass sie eine Mörderin ist?«
    »Die?«, fragt er und er lacht auch noch hämisch über mich. »Mit ihren Perlenkettchen und den gebügelten Blüschen? Nee, die tut keiner Fliege was zuleide. Da ist die viel zu doof zu.«
    Was ist er nur für ein Mensch! Erst sorgt er dafür, dass Tom stirbt, und dann verhindert er, dass er wieder lebendig werden kann. Und überhaupt: Er kennt mich gar nicht, ich trage so gut wie nie Perlen!
    Aber das ist Nebensache. Ich darf nicht aufgeben! »Das ist nicht wahr, Euer Ehren. Natürlich bin ich die Mörderin!«
    Die Richterin dreht sich zu mir hin, sie stützt sich mit dem Unterarm auf ihr Richterpult und lehnt sich nach vorn, ihre Augen funkeln interessiert: »Da bin ich aber gespannt, was kommt!«
    Was soll ich machen? Sie nimmt mich nicht ernst. Wenn nichts mehr hilft, dann vielleicht die Wahrheit, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag.
    »Ich hab alles versucht, was da auf der Liste steht. Ehrlich! Die Pistole, das Norglucon, die Bremsleitungen …«
    »Ach ja? Und wie oft soll Ihr Mann gestorben sein«, fragt die Richterin schnippisch, »einmal oder öfter?«
    Maryam schreitet ein: »Sie sehen doch selbst, dass meine Mandantin nicht zurechnungsfähig ist.«
    »Mir scheint, das gilt zuallererst für Sie, Frau Anwältin«, kontert die Häkelmütze. »Ist das Ihre Strategie, möchten Sie uns alle hier zum Narren halten?«
    »Herr Kollege«, bemerkt Maryam spitz, »wer sich den Hut aufsetzt …«
    Und damit gehen Maryam und die Häkelmütze endgültig zum verbalen Vorspiel über, die Richterin schaut mit hochgezogener Augenbraue zu.
    »Chauvinist …!«
    »Fehlgeleitete Emanze …!«
    Sie reden sich richtig schön in Rage, Maryam gerät in Fahrt, sie ist immer mehr erregt. Geht’s hier überhaupt noch um mich, kann ich einen Antrag stellen, dass die beiden erst mal kalt duschen? So kann das nicht weitergehen. Während die beiden sich immer noch streiten, frage ich die Richterin: »Bitte, kann ich eine andere Anwältin haben?«
    Ah, Maryam hat es gehört, sie dreht sich zu mir um: »Sag mal, du bist wohl wirklich nicht ganz dicht?!«, ranzt sie mich an.
    Damit reicht es der Richterin: »Frau Anwältin, Herr Staatsanwalt: zu mir!«, kommandiert sie. Die beiden wechseln schuldbewusste Blicke, reumütig trotten sie vor zum Richterpult, so wie Heidi und Geißen-Peter, die vom Alm-Öhi beim Ziegenschubsen erwischt worden sind.
    »Den Haftbefehl gegen die Beklagte werde ich aufheben«, fährt die Richterin leise fort, »aber wenn es irgendeinen Weg geben sollte, Sie beide hinter Gitter zu bringen – ich werde ihn finden!«
    Freispruch, für mich? Das kann sie nicht machen! Ich habe doch gestanden, und ich würde jeden heiligen Eid schwören, dass ich schuldig bin. Das war’s dann wohl, tut mir leid, Tom, ich habe alles versucht.
    Schräg hinter mir steht der Sicherheitsbeamte, der mich bewachen soll, er ist nur eine Armlänge von mir entfernt, und seine Waffe steckt in einem Lederfutteral auf meiner Seite. Vorsichtig schiebe ich meinen Stuhl nach hinten, und während er amüsiert zuschaut, wie Maryam und ihr Lover sich bei der Richterin ihre Gardinenpredigt abholen, merkt er gar nicht, dass ich an seiner Tasche herumfummle. Ein schneller Griff, und die Pistole gehört mir. Wie man die verdammten Dinger entsichert, weiß ich mittlerweile. Als er das Klicken hört, greift der Beamte erschrocken an seine Hüfte. Zu spät. Er sieht seine Waffe in meiner Hand, im nächsten Moment will er sich auf mich stürzen, aber da bin ich schon zur Seite gesprungen.
    So, nun stehe ich da mit der Pistole in der Hand, durchgeladen und entsichert. »Keinen Schritt näher«, rufe ich und fuchtle einfach ein bisschen mit der Wumme rum. Die Wirkung ist echt eindrucksvoll: Alle bleiben dort stehen, wo sie gerade sind, sie hören auf mein Kommando. So was hatte ich mir immer schon mal gewünscht.
    Der zweite Sicherheitsbeamte zückt seine Waffe, er wagt aber
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