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Nicht Totzukriegen

Titel: Nicht Totzukriegen
Autoren: Claus Vaske
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eröffnen?«
    »Ist mir egal. Ich bin schuldig. Ich habe meinen Mann umgebracht.«
    Maryam versucht mit allem, was sie hat, mich zum Schweigen zu bringen, sie tritt mir unter dem Tisch gegen das Bein und zerrt an mir rum, damit ich mich endlich setze. »Frau Richterin, ich bitte um eine Unterbrechung«, ruft sie, »wie Sie sehen, ist meine Mandantin selbst noch ganz geschockt von den Ereignissen.«
    Uns gegenüber lächelt Häkelmütze gelassen: »Liebe Frau Kollegin, ich würde bei der Gelegenheit doch zu gern von Ihrer Mandantin erfahren, wie sie meint, ihren Mann getötet zu haben.«
    »Ganz einfach«, sage ich, »ich habe ihn erschossen.«
    »Aber nicht mit der Pistole im Schlafzimmer«, hakt Häkelmütze nach.
    »Na ja, beim ersten Mal schon …« Wie gern würde ich endlich die ganze Geschichte loswerden, aber die Richterin unterbricht mich: »Wenn Sie ihn mit Ihrer Waffe erschossen haben, woher stammt dann die Patronenhülse in Ihrem Schlafzimmer?«
    »Von einem Killer.«
    »Ach, ein Killer. In Ihrem Schlafzimmer. Interessant. Und der hat vorbeigeschossen? Oder war Ihr Ehemann schon tot, und der Herr Killer hat einfach spaßeshalber noch mal draufgehalten? Erzählen Sie, erzählen Sie! Ich bin gespannt.«
    Mist. Jetzt wird’s kompliziert, sie wollen wissen, wie es genau war. Aber die Wahrheit wird mir nicht helfen, und sie würden sie auch gar nicht verstehen. Vielleicht sollte ihnen eine möglichst einfache Erklärung liefern, wie ich Tom ermordet habe, und dann kann ich nur beten, dass sie mich schuldig sprechen.
    »Ich habe die Pistole genommen und auf meinen Mann im Schlafzimmer gewartet. Als er nach Hause gekommen ist, habe ich auf ihn geschossen. Er war sofort tot. Es war so!«
    Ob mein Geständnis ihnen ausreicht? Ich hoffe es so sehr. Der Staatsanwalt ist schon mal auf meiner Seite, er sagt nur »Dan-ke!«, legt den Stift beiseite und grinst zufrieden.
    »Bitte, können Sie mich jetzt verurteilen?«, frage ich.
    »So schnell geht das leider nicht, Frau Krafft, vorher sind schon noch ein paar Details zu klären. Zum Beispiel, wo die Tatwaffe ist. Aber – warum wollen Sie unbedingt verurteilt werden?«
    Ganz leise sage ich: »Ich will meinen Mann zurück.«
    Aber ich fürchte, niemand hört es, denn gleichzeitig erklärt die Häkelmütze laut und deutlich: »Aber Frau Richterin, ich denke, wir können an dieser Stelle das Verfahren abkürzen und die Verwahrung in Haft bestätigen. Die Haftgründe sind nach meinem Dafürhalten ausreichend.« Er genießt sichtlich, wie das Ganze abläuft, so einfach dürfte er sich gegen Maryam noch nie durchgesetzt haben. Wahrscheinlich freut er sich schon darauf, dass es gleich mit ihr im Büro wieder schön zur Sache geht.
    Aber meine beste Freundin wehrt sich, noch hält sie dagegen, ihre Augen blitzen wieder kampflustig: »Das ist nur Ausdruck der frauenfeindlichen Einstellung, die aufseiten der Staatsanwaltschaft vorherrscht, Frau Richterin. In Wahrheit gibt es keine Argumente, weshalb meiner Mandantin eine weitere Haft zuzumuten wäre. Aber mein Kollege ist ja stets bereit, für einen billigen Triumph die hilflose Lage einer verzweifelten Frau auszunutzen.«
    »Frau Kollegin, Ihre Mandantin hat doch selbst gesagt …«
    »Meine Mandantin hat selbst einen Dritten erwähnt, der einen Schuss abfeuerte.«
    »Schön. Wo ist er denn, dieser ominöse Killer?«
    »Sein Name ist Felix Stadler, er wartet draußen vor der Tür. Er ist als Zeuge geladen.«
    Der Cousin, auch das noch! Ich hatte gehofft, ihn nie wiedersehen zu müssen. Kann Maryam mich nicht um Erlaubnis fragen, bevor sie ihn hier anschleppt?
    »O Gott, wo hast du den denn her«, wispere ich Maryam zu.
    »War Zufall«, flüstert sie mir ins Ohr. »Er ist wegen einer anderen Sache verhaftet worden, die Taxizentrale hatte was spitzgekriegt. Kennst du zufällig so einen fetten Eunuchen, der mit dem Taxi in der Stadt rumkurvt?«
    In Handschellen betritt der Cousin den Gerichtssaal. Nachdem er am Zeugentisch Platz genommen hat, rückt er ihn ein paarmal zurecht, damit er möglichst gerade im Raum steht. Dann schaut er ergeben die Richterin an. Das Verhör beginnt.
    »Herr Stadler, was ist an jenem Abend im Haus des Ehepaares Krafft vorgefallen?«
    »Ja, des sind die Weiber, die wissen nie, was sie wollen«, schimpft er. »Sie hat mich beauftragt, ihren Mann zu erledigen. Großes Kaliber, keine Quälerei, nix. Einfach nur kurzen Prozess sollte ich machen.«
    »Das hatten Sie alles so abgesprochen?«
    »Ja, da bin
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