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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc.
Autoren: Stephanie Linnhe
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musste ihr alles erzählt haben. Da Staceys Frage ohnehin rhetorischer Natur war, nickte ich und wurde sofort mit der nächsten konfrontiert. »Wen?«
    Nun galt es, das richtige Maß an Höflichkeit und Information zu finden. »Äh«, stotterte ich meine Einleitung, »drei Männer.«
    Das war ein guter Anfang. Nicht jedoch für Stacey.
    »Nala.« Ungeduld troff aus jedem einzelnen Buchstaben. »Wie sahen sie aus?«
    Was sollte ich sagen? Dass selbst Jack Nicholson jedem Einzelnen nicht das Wasser reichen konnte, wenn es um den dämonischen Blick ging?
    »Einer von ihnen war sehr … kantig, der andere trug Schuhe aus Krokodilleder.« Ich verschwieg das Wort Imitat.
    Staceys Augenbrauen wanderten höher als meine es jemals gekonnt hätten .
    »Der Dritte besaß einen äußerst stattlichen Bauch«, sagte ich.«
    »Was ist genau geschehen?«
    Ich erstickte beinahe bei dem Versuch, gleichzeitig weiterzuatmen und ein hysterisches Lachen zu unterdrücken. Meinte sie das ernst? Teufel hatte mich bewusstlos geschlagen, eingesperrt, zu Tode geängstigt. Ich hatte mich – nun ja, revanchiert. Mit anderen Worten, mein Besuch hatte keine freundschaftlichen Beziehungen aufgebaut.
    Desmond rettete mich vor diesem Verhör, das ebenso unangenehm war wie Staceys Verwandtschaft. »Passt die Beschreibung auf deine Cousins?«
    Ein kurzes Zucken der Schwanzspitze verriet, dass er ins Schwarze getroffen hatte. »Möglich ist es, sie sind beide gut trainiert. Im Gegensatz zu meinem Onkel Rory.«
    Mich durchzuckte es, als ich daran dachte, dass ich vermutlich besagten Onkel niedergeknüppelt hatte. Ich hoffte, dass er nicht das Oberhaupt der Sippschaft war.
    Stacey betrat das Haus, gefolgt von Desmond, und sah mich nachdenklich an. »Du hast also mich verdächtigt, etwas mit Kirstens Verschwinden zu tun zu haben?«
    »Nun ja.« Ich stammelte. »Das Shampoo. Und deine Ohrringe. Die mit den Gänsen.«
    Trotz aller mephistophelischen Gene zeigte Stacey Anklänge von Eitelkeit und fuhr mit einer Hand durch ihr Seidenhaar. Sie löste dabei eine Kirschduftbrise aus.
    »Stacey, du hast diese Mail also nicht geschrieben? In der stand, dass ich am Montag bei ABM anfangen soll?«
    Ihre noch immer tadellos geschminkten Lippen pressten sich aufeinander. »Nein. Ich hätte in meinem Postausgang nachsehen sollen.«
    »Ich hätte es vielleicht erwähnen …«
    »Du hast getan, was man von dir erwartet.« Sie nickte mir zu. »Mich dagegen hätte die Freundlichkeit meiner Cousins stutzig machen sollen.«
    Ich wagte ein winziges Lächeln. »Zum Beispiel wegen unerwarteter Geschenke?« Darüber hätte sie wirklich nachdenken müssen. Welcher männliche Verwandte schenkte schon Shampoo? Oder Modeschmuck?
    Ich schlüpfte wieder an Desmonds Seite, an die Seite eines Dämons, und musterte sein Profil. Nein, es war trotz allem noch immer Desmond.
    »Was, wenn sie sich von Stacey nicht überzeugen lassen?«, fragte ich.
    Desmond schüttelte den Kopf. »Unterteufel leben nach strengen Regeln. Sollte es stimmen, was die Mutter vom Chef gesagt hat, wird sich alles schnell aufklären.«
    »Ich habe einen von ihnen niedergeschlagen«, flüsterte ich hektisch und musterte unbehaglich die Eingangshalle.
    Zwei Kerben entstanden neben Desmonds Lippen. »Du hast was?« Er klang amüsiert.
    Ich war entrüstet. Seit wann lachten Helden über die Jungfrau in Not?
    »Er wird sich sicher nicht freuen, mich wiederzusehen«, zischte ich.
    »Er wird anhören, was Stacey zu sagen hat. Mach dir keine Sorgen.«
    Das war eine dieser Floskeln, die ich weder mochte noch verstehen wollte. Warum packten Leute Sätze in Befehlsform, die man nicht auf Knopfdruck befolgen konnte? Es lief auf dasselbe hinaus wie »Geh nicht« in den Sterbeszenen Hollywoods oder ein »Gib nicht so viel Geld aus« meines Vaters, wenn Alessia zum Shoppen in die Stadt fuhr.
    Stacey warf den Kopf in den Nacken und durchquerte die Halle. »Kommt ihr?«
    Ich wechselte einen stummen Blick mit Desmond und wir folgten ihr den Gang hinunter, der zur Bibliothek führte. Wir kamen an der Tür vorbei, die ich zuvor fälschlicherweise für einen Weg in die Freiheit gehalten hatte, und blieben vor einer weiteren stehen. Energisch klopfte Stacey dagegen und trat ein, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Ich folgte ihr, Desmond dicht auf den Fersen. Solange ich zwischen ihm und Stacey eingekesselt war, fühlte ich mich halbwegs sicher.
    Das Zimmer ähnelte stark dem, in das ich bei meinem letzten Aufenthalt geplatzt war. Es war
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