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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc.
Autoren: Stephanie Linnhe
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Auch Staceys Haltung war wachsamer geworden. Das Aufnahmegerät verschwand in ihrer Handtasche und ihre Hände hoben sich leicht, wie zur Verteidigung.
    Ich wollte nur noch hier raus.
    Eine Diele knarrte. Stacey wirbelte zu uns herum. »Schaff sie hier raus!«, fauchte sie Desmond an.
    Er gehorchte, fasste mich an den Schultern und zog mich in Richtung Tür.
    Henrys breites Grinsen versperrte uns den Weg. »Ich bedauere, aber das Mädchen ist mir zu wichtig. Dieses Mal hast du den Überraschungseffekt nicht auf deiner Seite, Junge.«
    Ich klammerte mich an Desmond und registrierte fassungslos, dass er mich zur Seite schob. Wir alle standen nun in einer Linie mit mir in der Mitte, flankiert von Stacey und Desmond und den beiden Unterteufeln an den äußeren Enden. Nun wusste ich, warum ich nicht gern im Mittelpunkt stand.
    Desmond streckte seine Arme mit einem hörbaren Knacken. »Versuch es ruhig.« Da war sie wieder, diese unendliche Härte. Nun wusste ich allerdings, woher sie rührte.
    Ich war nicht nur der einzige Mensch im Raum, sondern auch vollkommen fehl am Platz. Zu meiner Linken näherten sich Stacey und Gary mit wahrhaft teuflischem Lächeln einander an und auf der anderen Seite pushten Desmond und Henry ihr Adrenalin in die Höhe.
    Henry klatschte so fest in seine Hände, dass ich zusammenzuckte. Über seine Haut züngelten rote Flämmchen. »Also gut. Ich bin vorbereitet«, flüsterte er.
    Desmond sah zum ersten Mal an diesem Tag unruhig aus. Ein Haken schien sich in meine Eingeweide zu bohren, um sie miteinander zu verquirlen. Ich ahnte, was nun kommen würde, nur nicht, in welcher Gestalt.
    Desmond holte tief Luft und streckte seine Arme durch. Mit einem Schrei riss er seine Schultern nach hinten und legte seinen Kopf in den Nacken. Knochen knackten, Wirbel sprangen in die richtige Position. Ein Grollen breitete sich im Raum aus. Etwas geschah mit Desmonds Augen. Sie trübten sich zunächst und verdunkelten sich dann. In diesem Moment wandte er sich von mir ab. Ich konnte die Wärme spüren, die er ausstrahlte. Er selbst rührte sich nicht mehr.
    Hatte ich mir das soeben eingebildet? Unsicher starrte ich auf seinen Rücken. Dann auf Henry.
    Was der sah, gefiel ihm offensichtlich nicht. Seine Augen weiteten sich zu glänzenden Kugeln. Er wich einen Schritt zurück, als das Grollen zu einem Knurren wurde. Dann griff Desmond an.
    Mit unglaublicher Geschwindigkeit wirbelte er nach vorn, packte seinen Kontrahenten am Kragen und rammte ihn gegen die nächstgelegene Wand. Henrys Füße zappelten einen halben Meter über dem Boden. Er keuchte und drückte Desmond beide Hände auf den Hals. Eine Weile hielt er die Hitze aus, doch dann wich er mit einem Gebrüll zurück, das aus einer nichtmenschlichen Kehle stammte.
    Ich schrie.
    Gary nutzte die Situation, um seinerseits anzugreifen. Stacey wartete, bis er sie beinahe erreicht hatte, und wich dann behände aus. Ihr Schwanz legte sich um sein linkes Bein und zerrte es mit einem Ruck zur Seite. Gary stolperte, brüllte wie ein Stier und ging zu Boden.
    Dafür waren diese Körperteile also gut.
    Henry flog an mir vorbei und landete krachend in den Bücherregalen. Blätter flatterten auf und die Luft tränkte sich mit dem Geruch von Alter und Staub. Desmond war sofort wieder bei ihm, und für einen Moment konnte ich seine Augen sehen.
    Sie waren tiefschwarz. Nicht nur die Pupillen, sondern auch das Weiße war zu Seen aus Schatten und Furcht geworden. Sie verwandelten sein Gesicht auf eine Weise, die mich abstieß und zutiefst verängstigte. Es wirkte hart und … wild. Berechnend. Vielleicht erkannte Desmond mich in seinem Zustand nicht mehr, sondern griff alles an, was ihm vor die Füße kam. Konnte er diesen Dämon in sich wirklich kontrollieren, so wie er es gesagt hatte?
    Zu Tode erschrocken kannte ich nur noch einen Gedanken: Flucht. Ich lief los, doch leider in die verkehrte Richtung. Vor mir baute sich die Bücherwand auf, mit der bereits Henry Bekanntschaft gemacht hatte.
    »Nala! Nach links!«
    Ich ließ mich zur Seite fallen. Garys Hand verfehlte mich um wenige Zentimeter. Dann war Stacey bei mir und nutzte ihre hohen Absätze, indem sie einen Fuß hob und mit ganzer Kraft nach unten stieß, direkt auf die Schulter ihres Cousins zu.
    Unter dem Gebrüll des Mannes bohrte sich der Absatz bis zum Anschlag in das Fleisch direkt neben seinem Hals. Das schmatzende Geräusch, als Stacey ihr Bein zurückzog, ließ mich würgen. Und doch konnte ich nicht
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