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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc.
Autoren: Stephanie Linnhe
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hatte.
    Danach stand eines fest. Die Mutter des Prokuristen hatte trotz ihres hysterischen Anfalls die Wahrheit gesagt und eine zwielichtige Abmachung mit Gary und Henry geschlossen. Die zwei hatten ihre Felle davonschwimmen sehen, weil Stacey einen besseren Geschäftssinn bewiesen hatte als sie selbst. Als dann der eigene Vater – Onkel Rory – Vorbereitungen getroffen hatte, seine Nichte in den Familiengeschäften zu fördern und nicht seine nichtsnutzigen Söhne, waren Gary und Henry zur Tat geschritten. Oder vielmehr, sie hatten sich schreiten lassen und waren über einen Mittelsmann mit der Mutter des Prokuristen ins Geschäft gekommen. Rasch hatte man festgestellt, wie ähnlich die Interessen bezüglich Stacey waren, und beschlossen, den gemeinsamen Dorn im Auge zu entfernen.
    Das Mittel dazu wurde schnell gefunden. Verlor Stacey ihr Ansehen bei ABM, würde sie es auch in den Augen ihres Onkels verlieren. Um den Plan aufgehen zu lassen, hatten die beiden Teufel und die Prokuristenmutter an vieles gedacht: ein fiktives Verbrechen wie Kirstens unerklärliches Verschwinden, gezielt platzierte Hinweise sowie ein Möchtegern-Sherlock Holmes, dessen mangelnde Kenntnisse über LaBrock ihn auf dünnes Eis treten und Stacey verdächtigen ließen.
    Mich.
    Nicht der perfekte Plan, aber akzeptabel. Henry war sogar mehr oder weniger stolz auf seine Idee, die Mail mit der Zusage an jemanden von außerhalb zu schicken, der auf Jobsuche war. Jemanden, dem der nötige Respekt vor den Unterteufeln fehlte. Mit den neu gewonnenen Computerkenntnissen der Prokuristenmutter hatte man diese Hürde leicht genommen und sich in meine Welt gehackt. Nach einem Blick auf mein Bewerbungsfoto war ihr zudem die Idee gekommen, jemanden anzuheuern, dem die Leute nicht allzu viele Fragen stellen würden, weil sie seine Augenfarbe respektierten. Dummerweise hatte sie vergessen, ihren Geschäftspartnern von dieser kurzfristigen Entscheidung zu berichten.
    Dieses Geständnis war wie eine kalte Dusche für mich. Das Jobangebot war nichts weiter gewesen als eine Falle. Man hatte mich nicht wegen meiner guten Zeugnisse oder meines Anschreibens ausgesucht, sondern schlicht wegen meiner Unwissenheit. Eine Schachfigur. Streng genommen war ich also noch immer arbeitslos.
    Es hatte genügt, dass ich in die Falle getappt war, auch wenn ich nicht alle bezahlten Informanten gefunden hatte. Das bewies die mangelnde Affinität zu meinem Job.
    Meine von Kim und Julie bestens trainierten Pflegekenntnisse hatten mich auf das Shampoo gestoßen, nicht aber auf andere Hinweise in Kirstens Wohnung.
    Damit hatte ich die Mutter des Prokuristen zur Verzweiflung getrieben, und sie war erneut zum Konvent gefahren, um sich mit ihren Komplizen zu beraten – just an dem Tag, an dem ich dort aufgetaucht war, um meinem Verdacht nachzugehen.
    Eine nicht geplante Panne. Nachdem ich die an sich unvorstellbare Tat begangen hatte und Rory entwischt war, hatte man befürchtet, dass ich die Prokuristenmutter im Konvent erkannt hatte.
    Die Frauenstimme. Ich war mir sicher gewesen, sie zu kennen, hatte sie aber bei all der Anspannung nicht zuordnen können.
    Nach meiner Flucht hatte das mörderische Trio Panik bekommen. Die Unterteufel hatten versucht, mich auf dem Gelände aufzustöbern und versorgten ansonsten ihren Onkel mit Lügenmärchen und Riechsalz. Währenddessen war die Prokuristenmutter zu ABM gefahren, um mir den Weg zurück abzuschneiden und meine Zunge für immer zu lähmen. Man konnte sich schließlich neue Opfer aus der Parallelwelt holen, der Wirtschaftskrise sei Dank.
    Leider hatte die gute Frau ihren Gefühlsausbruch nicht unter Kontrolle halten können. Mein Glück, ihr Rausschmiss.
     
    Blieb die Frage: Was war mit Kirsten? Onkel Rory schien die Antwort darauf zu kennen. Er führte uns quer durch das Haus und eine Treppe hinab. Keine dieser schmalen, knarrenden Kellerstufen, sondern einen breiten, mit dunkelblauem Teppich ausgelegten Weg. Der hielt zwar die Schuhsohlen warm, aber die Luft um uns herum wurde merklich kühler.
    Und das Gefühl in meinem Magen mulmiger. Wer konnte es mir verdenken, wenn ich zwei Unterteufeln und einem Halbdämon wie ein Lamm unter die Erde folgte? Unwillkürlich knetete ich meine Finger, dass die Knöchelchen knackten, bis sich Desmonds Hand dazwischenschob. Für einen Moment schaffte ich es, mich ausschließlich auf diese Berührung zu konzentrieren. Hand in Hand gingen wir weiter. Ein wunderschönes Gefühl, das jedoch
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