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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc.
Autoren: Stephanie Linnhe
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wegsehen. Der einzige Vorteil an dem hässlich blutenden, ausgefransten Loch war, dass ich Desmonds dämonisches Antlitz für eine Weile vergaß. Von Schreck und Adrenalin getrieben, griff ich nach dem Bücherregal und zerrte wild daran. Es wackelte, kippte aber nicht. Dafür schossen dicke Einbände aus den Fächern und landeten mit lautem Getöse auf Garys Kopf. Die Beine des Unterteufels zuckten noch eine Weile, dann lagen sie still.
    Stacey nickte mir zu, einer ihrer Mundwinkel kräuselte sich. »Gut gemacht.«
    Ich sparte mir eine Entgegnung, weil das Atmen anstrengend genug war. Erst jetzt bemerkte ich, dass es hinter uns still geworden war. Langsam drehte ich mich um. Papier knirschte leise unter meinen Schuhen.
    Henry lag reglos auf dem Boden, die Flammen an seinen Händen waren hellem Rauch gewichen. Desmond stand vor ihm, den Kopf gesenkt. Das Match Dämon gegen Teufel war eindeutig entschieden worden.
    Falls er ihren Cousin umgebracht hatte, so sorgte sich Stacey nicht darum. Sie schenkte ihm einen flüchtigen Blick und zog Rock und Kostümjacke glatt.
    Ohne Vorwarnung flog die Tür auf. Ein Mann mit imposantem Bauch trat ein. Es war derjenige, den ich mit dem Holzbrett ohnmächtig geschlagen hatte. Der Herr des Hauses. Staceys Onkel Rory.
    Aufmerksam betrachtete er die Szenerie, wobei er mich länger anstarrte als seine bewusstlosen Verwandten. Ich trat von einem Fuß auf den anderen, doch Stacey eilte zu meiner Rettung.
    »Onkel Rory.« Sie ordnete ihr Haar, während sie auf ihn zutrat. »Ich habe Neuigkeiten für dich.«

22
    Abendruhe
     
     
     
    I ch weiß nicht, was Stacey ihrem Onkel erzählte, aber sie blieb dabei beneidenswert sachlich und beherrscht. Keine theatralisch vor die Stirn geschlagenen Handrücken, keine Drohgesten mit dem Daumen vor der Kehle.
    Ich bewunderte sie, bis Rory in meine Richtung blickte, und flüchtete mich dann so schnell ich konnte hinter Desmonds Rücken und somit aus Rorys Sichtfeld.
    Des’ Pupillen sahen wieder aus wie zuvor. Er war wieder er selbst, wenn man das so bezeichnen konnte, immerhin war der Dämon auch ein Teil von ihm. Trotzdem, Desmond hatte dieses Ding, das in seinem Körper wohnte, unter Kontrolle gehalten. Er war noch immer der Mann, dessen Berührungen mich regelmäßig zu einer Kostbarkeit erklärten. Derjenige, der mich gebeten hatte, ihm zu vertrauen. Ich wagte ein Lächeln.
    Des atmete tief, kein Wunder nach den vergangenen Minuten. Er strich sich mit beiden Händen die Haare zurück und zwinkerte mir zu, so wie immer. Als sei nichts weiter geschehen. »Das hätten wir geschafft. Es ist vorbei.«
    Ich sah ihn eine Spur zu lange skeptisch an. »Ist er weg?«
    »Das ist er niemals. Aber er hat erst wieder Macht über mich, wenn ich ihn lasse«, sagte er, ernst geworden.
    Ich zögerte. »Warum hast du mir das alles nicht viel früher erzählt?«
    Er wirkte mit einem Mal so, wie sich ein normaler Mensch nach diesem Kampf gefühlt hätte. Niedergeschlagen.
    »Schuldig. Das hätte ich tun sollen. Aber du hattest mit so vielen neuen Eindrücken zu kämpfen, dass ich dachte …« Er hob bezeichnend eine Hand.
    »Anschauliche Erklärungen sollen ja bekanntlich die besten sein«, half ich ihm, weil ich nicht herzlos erscheinen wollte.
    Sein Lächeln kehrte zurück. »Bei jedem anderen hätte ich das als Vorwurf verstanden.«
    »So war es nicht gemeint.«
    »Ich weiß.« Unsere Blicke verfingen sich ineinander, als sich etwas zu meinen Füßen regte. Gary.
    Ich schrie auf, sprang zur Seite und wurde sofort von Stacey und ihrem Onkel flankiert.
    »Nala?« Staceys Stimme ließ mich strammstehen. »Ich möchte dir Rory vorzustellen, den Vorstand meiner Familie.«
     
    Kurz darauf gingen wir, von Onkel Rory geführt, durch die Verliese unter dem Gebäude. Zu meiner Erleichterung ließ Rory kein Wort über unseren unerfreulichen Zwischenfall von zuvor fallen. Er hatte sich lediglich dafür entschuldigt, mich für eine Schnüfflerin gehalten zu haben, die von einem verfeindeten Konvent angeheuert worden war. Weiterhin hatten seine missratenen Söhne die Umstände meiner Gefangennahme Rory gegenüber ein wenig verfälscht. Er hatte daher nicht gezögert, seinen jüngeren Sohn so lange zu schütteln, bis dieser aufwachte und bereitwillig auf unsere Fragen antwortete. Je weiter die Benommenheit von ihm abfiel, desto aufmüpfiger war er geworden, sodass Stacey ihn nach wenigen Minuten mit einem Schlag ihrer Handkante zurück in die Bewusstlosigkeit geschickt
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