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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne!
Autoren: Kristina Steffan
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hierbleiben soll?«, frage ich, erschüttert von den beiden Reisetaschen, die er mit sich führt.
    »Ich war zu müde, um irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Ich hab einfach alles eingepackt, was ich in die Finger bekommen habe.«
    Aus seiner rechten Jackentasche zieht er ein Snickers und reicht es mir. Dankbar nehme ich es, pule das Papier ab und vertilge den Schokoladenriegel in Rekordzeit. Mein Bauch gibt Ruhe, und langsam kann ich mich etwas entspannen. Simon zieht sich einen Hocker heran und legt seinen Kopf auf den Rand des Bettes. So lungern wir gemeinschaftlich herum, bis ich eine Stunde später endlich ein Bett auf der Gynäkologischen Abteilung bekomme. Gertrude huscht noch einmal zu uns herein, als Simon gerade meine gesamte kosmetische Ausstattung auf dem Bett verteilt. Nummer fünf ist erfolgreich entbunden, und sie hat nun endlich Feierabend.
    Die nette Ärztin taucht auch noch einmal auf und legt mir einen Zugang, über den sie mir Magnesium in die Ader tropfen lässt. Dann versucht sie Simon nach Hause zu schicken, aber es bleibt bei dem Versuch. Er schüttelt nur stur den Kopf und sagt: »Und wenn ich die ganze Nacht in der Ecke stehen muss, ich bleibe hier.«
    »Solange Sie im Zimmer allein sind, geht das auch, aber wenn hier noch eine Dame mit reinkommt, müssen Sie gehen«, entscheidet sie resolut, und Simon kontert: »Dann setze ich mich auf den Flur.«
    »Ihr Mann ist stur«, informiert mich die Ärztin, und ich bekomme gerade noch ein Nicken zustande, während mir die Augen schon zufallen. Stur und energisch und noch so viele Dinge mehr, die ich gerade alle sehr gut gebrauchen kann. Ich will hier nicht alleine bleiben. Basta. Und ich bin Simon dankbar dafür, dass er das zu wissen scheint.
    Wir haben gemeinschaftlich beschlossen, niemanden zu informieren. Es ist ja schließlich nichts passiert und würde nur zu Verwirrung und besorgten Anrufen führen. Schlimmstenfalls sähen sich die Öko-Gang und/oder meine Eltern gezwungen, das Krankenhaus zu stürmen und mich mit irgendwelchen homöopathischen wehenhemmenden Globuli zu füttern. Nicht auszudenken. Erschöpft schlafe ich erst mal ein und wache gegen halb zwei wieder auf.
    Simon sitzt immer noch auf dem kleinen Hocker direkt neben meinem Bett. Er hat das Kinn in die Hand gestützt und sieht mich an.
    »Du beobachtest mich«, murmele ich schlaftrunken, und Simon blinzelt mit seinen vor Müdigkeit kaninchenroten Augen.
    »Ich bewache dich«, flüstert er mit rauer Stimme zurück. »Habe ich eigentlich erwähnt, dass ich eine klitzekleine Krankenhaus-Phobie habe?«
    »Hast du nicht«, flüstere ich zurück, und die Bohne streckt sich im Bauch einmal, so dass ich ein wenig den Rücken durchdrücken muss. Simons Blick wandert zu ihr, und er legt sanft eine Hand auf meinen Rippenbogen.
    »Geht’s ihr gut?«, fragt er leise.
    »Jo. Sie hat sich nur gestreckt. Ich habe keine Wehen mehr. Wollen wir nach Hause gehen?« Ich bin gewillt, klammheimlich mit meinem müden Mann aus dem Krankenhaus zu türmen.
    »Bist du verrückt? Bestimmt nicht. Wir machen alles so, wie Gertrude es gesagt hat.« Mit diesen Worten legt er den Kopf auf den Bettrand und verschränkt seine rechte Hand mit meiner.
    »Okay«, murmle ich leise, drücke einmal kurz seine Hand und schließe wieder die Augen.

Kapitel 31
    Nach dem kleinen Krankenhaus-Intermezzo bin ich krankgeschrieben und erst mal zur Bettruhe verdonnert. Bettruhe klingt in meinen Ohren ein wenig nach Hausarrest und Einzelhaft, und das macht mir Angst. Außerdem kann ich mich doch nicht in ein Bett legen, während gefühlte eine Million Dinge noch unerledigt sind. Die fleißige Arbeitsbiene in mir läuft Amok und bräuchte dringend Valium oder Stärkeres.
    Aber da das neue Ziel ja das wehenfreie Erreichen der fünfunddreißigsten Woche ist, beuge ich mich der Bettruhe-Verordnung und lege mich hin. Von meinen Einwänden hat sich ohnehin niemand sonderlich beeindrucken lassen.
    Stattdessen werde ich von Simon mit viel Papier und Kugelschreibern ausgestattet, um Listen anzufertigen. To-do-Listen, was wann zu erledigen ist: im Büro, in meiner halb fertigen Wohnung, für die Bohne.
    Und wenn ich etwas kann, dann Listen erstellen. Ich war ja schließlich mal die ungekrönte Excel-Listen-Queen. Beim Aufschreiben fühle ich mich sogar ganz wohl, und ich komme nicht umhin, die Situation kritisch zu begutachten. Ob Simon mich manipuliert hat? Wie Paris und meine Mutter? Wie bringe ich Paula dazu herumzuliegen? Richtig:
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