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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk
Autoren: Bernhard Hennen
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genug Krieger gebi e tet, um diesen Hohlweg zu erobern.«
    Wortlos zog sich der Unterhändler zurück und machte einer Schar Speerträger Platz, die durch das Tor drängten.
    Diesmal stand Volker in der Mitte des Hohlwegs. Er kannte den Namen des Mannes nicht, der zu seiner Rechten kämpfte, doch es war ein tapferer Krieger. Zweimal wichen ihre Gegner zurück, bis ihn schließlich beim dritten Angriff ein Speer in den Unterleib traf. Mit einem wilden Schrei auf den Lippen stürzte er sich in den Wall von Speerspitzen und gab so seinem Kam e raden Gelegenheit, die Lücke, die durch seinen Tod entstand, zu schließen.
    Volker blutete bereits aus vielen Wunden, als sich die Spee r träger zurückzogen und einer Gruppe normannischer Ritter den Weg freigaben. Ambiorix hob seinen Schild und begann ein altes Schlachtlied zu singen. In vorderster Linie der Ritter stand ein Krieger, dessen Wappenschild ein goldenes Kreuz auf pu r purnem Grund zeigte.
    Der Spielmann fluchte leise. Er hatte kaum noch die Kraft, sein Schwert zu heben. Er hätte den Bischof heute morgen töten sollen, als er Gelegenheit dazu gehabt hatte.
    Etwas Schweres traf Volker am Kopf. Als er zu Boden ging, sah er, wie ein Ritter Ambiorix ein Schwert in den Bauch ram m te, dann versank die Welt in ein Chaos aus Schreien, Waffeng e klirr und einer einsamen Stimme, die ein altes Lied sang.
    »Liebe ist wie ein Dun st, der vom Wind verzehrt wird.
    Hüte sich ein jeder vor diesem Wind … «

19. KAPITEL

    urz vor Morgengrauen hatten die Plünderer die letzte Bastion der Heiden wieder verlassen. Man hatte eine der Breschen im Damm verbreitert und die Drachenschiffe bis vor die Stadt g e bracht. Golo starrte den Männern nach, die all die Silbe r teller, goldenen Masken und seltsamen Kultgerätschaften d a vontr u gen, die man im Heiligtum gefunden hatte. Trotz der reichen Beute schäumte der Bischof vor Zorn, weil die Priest e rinnen auf unerklärliche Weise entkommen waren. Schließlich ließ Jehan von zwei Vertrauten die Leiche einer Frau hera n schaffen, die bei den Kämpfen in der Stadt gefallen war, schnitt ihr den Kopf ab und ließ ihn auf eine Stange stecken. Dann b e hauptete er, dies sei das Haupt der Hohenpriesterin, die König Eurich ve r höhnt und herausgefordert habe.
    Als die Plünderer außer Sicht waren, trat Jehan an Golos Seite und legte dem jungen Ritter seinen Arm um die Schultern. »Was denkst du, mein Freund? Du schaust so finster drein.«
    »Ich freue mich, daß die Kämpfe zu Ende sind und wir g e siegt haben. Doch stimmt mich traurig, wie viele tapfere Mä n ner aus unserem Heer heute den Tod gefunden haben.«
    »Du bist zu sentimental. Die meisten meiner Männer, die he u te gestorben sind, waren Söldner. Der Tod ist ihr Geschäft … Jeder von ihnen, der heute verreckt ist, erspart mir eine b e trächtliche Summe Geld. In drei Tagen wäre die nächste Sol d zahlung fällig gewesen. Ich werde ihnen ihren Mut entlohnen, indem ich sie bis zum Christfest in meine Gebete mit einbezi e he. So wird trotz all der Untaten, die sie begangen haben, ihr Seelenheil gerettet werden. Ich finde, daß dies eine sehr gro ß zügige Entlohnung durch mich ist.«
    »Gewiß, Herr.« Golo konnte dem Bischof nicht in die Augen blicken. Er verabscheute den zynischen Kirchenfürsten, doch hatte er zugleich auch Angst vor ihm.
    »Kommen wir nun zu deiner Belohnung!« Jehan gab den be i den Männern, die sich bislang im Hintergrund gehalten hatten, einen Wink. Es waren die zwei Halsabschneider, die ihm schon den ganzen Tag über gefolgt waren.
    Der junge Ritter wich ein Stück zurück. »Ihr seid zu großm ü tig, Herr. Ich erwarte keine Belohnung für meine Dienste.« G o los Hand zuckte zum Schwert, doch schon hatten die beiden ihn gepackt.
    »Ich weiß um meinen Edelmut, mein Freund. Sträube dich nicht dagegen. Es ist meine Natur … Ich habe dir versprochen, dich zum Vogt zu machen.« Jehan wies zum Kultplatz in der Mitte des Heiligtums. »Bindet ihn an eine der Felssäulen.«
    »Bitte, laßt mich laufen, Herr! Ich werde ein Pferd nehmen und davonreiten. Ihr werdet mich niemals wiedersehen. Ni e mand wird erfahren, was hier wirklich geschehen ist und daß ihr dem König nicht die ganze Wahrheit gesagt habt.« Die be i den Söldner fesselten ihn mit einem zähen Lederseil, so daß er mit gespreizten Armen und Beinen vor dem Felsen stand. »Wenn Ihr es wollt, kann ich auch in Euren Diensten bleiben, Herr.«
    »Nein, mein Freund. Ich möchte nicht mit der
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