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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk
Autoren: Bernhard Hennen
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Ackerbau benutzt wurden oder schwere Karren ziehen mußten. Auch für den jungen Krieger war ein Hengst vorhanden. Sie würden in der Nähe des Tores bleiben. Dort war bereits ein wilder Kampf en t brannt, und vermutlich hatten die Normannen hier ihre besten Truppen zusammengezogen.
    In regelmäßigen Abständen hinter der Mauer hatte er Frauen plaziert, die als Botenläuferinnen dienen sollten und die Au f gabe hatten, Verwundete aus dem Kampfbereich fortzubringen. Viele der schmalen Gassen des Stadtviertels waren mit Barrik a den unpassierbar gemacht. So würden die Eroberer, selbst wenn die erste Verteidigungslinie gefallen war, nicht schnell bis zur zweiten Mauer vorrücken können. Die Verteidiger hing e gen kannten genau die wenigen Fluchtwege, die noch offen waren. An einigen Stellen lehnten lange Leitern an der zweiten Mauer, so daß die Flüchtlinge nicht zum einzigen Tor laufen mußten, um in den höher gelegenen Stadtteil zu gelangen. Die Leitern wurden jedoch von zuverlässigen Männern und Frauen bewacht, und sie würden sofort hochgezogen, sobald sich die Normannen dem zweiten Wallring näherten. Ruhig blickte der Spielmann zum Mauerkranz am Tor. In den letzten drei Tagen hatte er alles, was menschenmöglich war, getan, um die Stadt zur Verteidigung vorzubereiten.
    Ganze Karrenladungen von Steinen waren auf den Mauern plaziert worden, um sie auf die Angreifer herabzuschleudern. Es gab Stangen und Gabeln, mit denen die Leitern zurückg e stoßen werden konnten, und Beile, mit denen man die Seile von Wurfankern durchtrennen würde. Sicher würden sie den No r mannen hohe Verluste beibringen, doch daß sie die Angreifer aufhalten könnten, glaubte der Spielmann nicht.

    »Los, hinauf mit dir! Tu etwas für Land und Titel! Ich werde hinter dir die Leiter hinaufkommen.« Jehan wies mit dem Schwert zur Mauerkrone. Zweimal schon hatten ein paar Ritter auf der Mauer Fuß gefaßt und waren wieder zurückgedrängt worden. Der Nebel hatte sich nun ein wenig gelichtet und ve r hüllte kaum noch den grausamen Anblick des Schlachtfelds. Am Fuß der Mauer lagen Männer mit zerschmetterten Gli e dern. Zwischen ihnen ragten wie Gerippe die Reste zerbroch e ner Leitern auf.
    Ein wahrer Hagel von Steinen schlug den Angreifern entg e gen. Golo hielt schützend seinen Helm über den Kopf. Der schwere Topfhelm behinderte seine Sicht, doch im Augenblick war er sogar dankbar, nicht zu wissen, wer ihn rechts und links auf der Mauer erwarten würde. Hinter den angreifenden Ri t tern waren zwei Dutzend Bogenschützen in Stellung gegangen, um die Verteidiger oben auf der Mauer in Deckung zu zwi n gen.
    Zögernd umklammerte Gold die Sprossen der Leiter. Nur ein kleines Stück neben ihm lag der Ritter, der den letzten Angriff angeführt hatte. Sein Kopf war in einem unnatürlichen Winkel verdreht. Der Krieger war schon fast auf der Mauer angeko m men gewesen, als man seine Leiter mit einer Forke zurückg e stoßen hatte.
    »Für Burgund!« brüllte Golo aus vollem Halse. Es tat gut zu schreien. So konnte er seine Angst verdrängen. Ein letztes Mal prüfte er den Sitz der Lederschlinge am Griff seines Schwertes. Sie würde dafür sorgen, daß die Waffe von seinem Handgelenk hinabhing. Mit einer kleinen Drehung hätte er das Schwert wieder in der Hand. Das war besser, als die Waffe erst noch ziehen zu müssen, wenn er oben auf der Mauer ankam. So b e hielt er die Rechte frei, um sich an den Sprossen der Leiter fes t zuhalten, während er nach oben stürmte. Mit der Linken hielt er sich schützend den Wappenschild über den Kopf. So schnell er konnte, kletterte er die Leiter hinauf.
    Neben ihm ertönten gellende Schreie und dann das Bersten von Holz. Eine der Leitern mußte gestürzt sein. Er würde jetzt nicht nach links sehen! Starr hielt er den Blick auf die Mauer vor ihm geheftet und zog sich von Sprosse zu Sprosse weiter die Leiter hinauf. Ein Stein prallte auf seinen Schild und glitt zur Seite ab. Dann erschien ein Stück blauer Himmel über ihm. Er hatte es fast geschafft!
    Mit der Rechten griff er nach dem Mauerkamm und zog sich hoch. Plötzlich stand wie aus dem Nichts ein Krieger vor ihm. Genaugenommen war es noch ein Knabe. Vielleicht war er fünfzehn Sommer alt, vielleicht auch noch jünger. Er holte mit einer Axt aus, um ihm den Schädel zu zerschmettern. Golo stieß sich von der Mauer ab und duckte sich zugleich hinter seinen Schild. Er prallte gegen den Jungen, und sie beide stürzten zu Boden.
    Golo rollte sich zur
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