Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1
Autoren: Hans Enzberger
Vom Netzwerk:
sah Tom direkt an. "Ich glaube jetzt werden sie mir die richtigen Fragen stellen… Sir."

"Falsch, Captain." entgegnete Tom, nachdem er sich wieder einigermaßen gefangen und gleichzeitig vergewissert hatte, dass die umgebenden Schiffswände noch eine Weile halten würden… zumindest so lange, bis er endlich ein paar Antworten aus Hansons sturem Schädel gequetscht hatte. "Sie werden reden - und ich ihnen zuhören." Tom verschränkte die Arme und ließ auch sonst keinen Zweifel an seiner schwindenden Geduld. "Als kleiner Anstoß: Fangen wir damit an was zum Teufel Sie hier eigentlich verloren haben."

Die bisher fast vollkommen beherrschte Miene des Captains entgleiste kurz, als er noch ohne ein Wort zu sprechen absichtlich Gewicht auf sein verletztes Bein zu verlagern schien, dessen Knie er in einem komplizierten, angespannten Griff umschlossen hielt. Durchaus überrascht wie einigermaßen beeindruckt registrierte Tom ein kurzes, ungesund klingendes Knacken als sich die Hände des Captains ruckartig verlagerten und sah zu wie sich sein Gegenüber für einen kurzen Augenblick unter einer zuckenden Schmerzkaskade verkrampfte - bevor er sich mit sichtlicher Zufriedenheit erschöpft zurück in seinen Sitz sinken ließ.

"Das… sollte ein Weilchen halten." stellte Hanson schwer atmend fest, und schien für einen Moment mit einer beinahen Ohnmacht zu kämpfen, bevor er sich merklich zusammenriss. "Tja, Major." fuhr er augenblicklich und erheblich gelöster fort "Bevor wir alle so… unglücklich ineinander stolperten , nehme ich an dass ich genau dasselbe tat wie sie beide auch." Er deutete mit einer Kopfbewegung hinter sich zu seiner improvisierten Zugriffsstation. "Ich suchte nach Antworten. Wollte wissen was hier passiert…" der Ausdruck des Captains versteinerte sich urplötzlich und musterte Tom mit geradezu inquisitorischer Gründlichkeit. "… wer dafür verantwortlich ist."

Tom wechselte einen raschen Blick mit seinem Lieutenant, ehe er zu einer Antwort ansetzte. Worauf wollte Hanson hinaus? Dass die eigentlich vollkommene Unmöglichkeit, so wie sie hier gerade passierte, alles andere als ein Zufall war? Tom musste zugeben dass er sich schon seit einer ganzen Weile dieser hartnäckig aus der Finsternis seiner unterbewussten Gedanken heraus unangenehm nach vorne drängenden Plausibilität erfolgreich erwehrt hatte. Genaugenommen gab es keine andere Erklärung für diesen so durchweg… vollkommenen… Ausfall eines ansich perfekt konzipierten, mehrfach redundanten Systems. Ein bohrender Nagel begann damit, sich unaufhaltsam quer durch Toms Magengegend zu bohren, entzündete ein Feuer drückend heißer, schmerzlicher Zweifel.

"Was wollen Sie damit sagen, Captain. Dass jemand das Schiff sabotiert hat? Das wäre…" Tom stoppte und schüttelte in immer stärkerem Unglauben den Kopf. Es konnte einfach nicht sein. Niemand an Bord, der die Möglichkeit dazu hätte würde so etwas tun. Alleine die monatlichen, synaptischen Scans für Offiziere und Personal in solchen Positionen waren so gründlich, dass…

"… es wäre Mord." Katarina Dresslers stille Apathie wurde durch den leisen, tödlich dunklen Klang ihrer Stimme jäh durchbrochen. Sie blickte Tom entgegen… ihre Augen angefüllt mit einer Mischung aus Entsetzen, Angst und… noch etwas anderem. Dasselbe, mysteriöse, undurchdringliche Schimmern, das Tom noch kurz zuvor schon einmal an ihr gesehen hatte. "Nicht wahr?"

Und Verrat. Es wäre Verrat an allem, woran Tom Parker gelernt hatte zu glauben. Nein - so etwas gab es nicht, durfte es nicht geben. Niemand der so viel für es bedeutete, verriet das Imperium… nicht auf diese Weise.

"Es ist schon passiert." sagte Hanson, seine Züge verfinstert vom Kampf gegen die Bestürzung, die zweifelsohne auch auf seinen Schultern schier unerträglich wog.

"Woher wissen Sie…" begann Tom, wurde jedoch schnell von einer entsprechenden Geste seines Gegenübers unterbrochen, die ihn mit sich an den kleinen Bildschirm des portablen Terminals winkte. Hanson aktivierte das Gerät, auf dem sich schon bald eine Fülle technischer Daten entfaltete - komplett mit einer Rastergrafik des gesamten, beeindruckenden Umfangs der "Aries IV".

"Sehen Sie das hier?" der Captain deutete auf eine rot umrandete Sektion im zentralen Heck des Schiffes. "Das ist die Hauptreaktorkammer. Ich habe zwar nur einen statischen Datenexport von vor... nun, kurz bevor die letzte EMP den halben Kahn endgültig in seinem eigenen Saft frittiert hat.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher