Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1
Autoren: Hans Enzberger
Vom Netzwerk:
fast 20.000 Menschen an Bord dieses Meisterstücks eigentlich unfehlbarer Technologie, deren einzige Lektion bisher gewesen war, eben dieser Befehlskette blind zu vertrauen… binnen nur eines Lidschlages war davon nichts mehr übrig geblieben als das völlige Chaos.

"Sieh einer an." Mark Hansons kantig geschnittene Züge, die eigentlich garnicht zu seinem üblicherweise eher empfindlichen Gebaren passten, schmuggelten den spöttischen Anflug eines bemühten Lächelns unter die deutliche Präsenz zweifelsohne starker Schmerzen. "Der große Tom Parker hat mal keinen passenden Spruch parat?"

Tom beherrschte die Gewohnheit eines aufbegehrenden Reflexes. Nicht zum ersten Mal wäre eine ähnlich geartete Respektlosigkeit in Hansons Stimme nur der Auftakt zu einem Kleinkrieg gegenseitiger, mal mehr oder weniger wohlwollender Spitzen, wie sie nur das Zwischenspiel zweier so unterschiedlicher, rivalisierender Charaktere hervorbringen konnte. Besonders Hanson, der um gut 10 Jahre älter war und länger diente als Tom, hatte nie einen Hehl aus seiner Missbilligung gegenüber dem kometenhaftem Aufstieg seines Rivalen gemacht, den er nicht im Geringsten Toms immer wieder als herausragend klassifizierten Piloten- und Führungstalenten zuschrieb - sondern vielmehr simpler, schicksalshafter Ungerechtigkeit. Hanson selbst, in all seinem missgünstigen Wesen, war dabei zwar keineswegs inkompetent - jedoch schon immer mehr an der Konzeption verschiedenster Theoretika interessiert gewesen, als an der von seiner Seite her durchaus hochnäsig verpönten, mechanischen Verbesserung seiner Fähigkeiten am Steuer eines Jägers oder einer taktischen Konsole. Ein Umstand den er jedoch offen und in dieser Form niemals freiwillig zugeben würde. Dass er all seiner exotischen Interessensgebiete zum Trotz noch einen äußerst respektablen Feldoffizier abgab, sprach ansich Bände über sein wahres Potenzial - und ein Teil von Tom war im Geheimen äußerst froh darüber, es bis jetzt noch nie verwirklicht haben zu sehen. Der selbstverliebte, oft dazu noch unvergleichlich zynische Hochmut dieses Mannes war schon so schwer genug über längere Zeit zu ertragen.

"Schon gut, Major." warf Hanson mit überraschend versöhnlichem Tonfall dazwischen, bevor Tom ihm zuvorkommen konnte. "Schön Sie… hier zu sehen, schätze ich." fügte er hinzu, und setzte wenig freundlich nach, zusätzlich begleitet von einem eigenartig vielschichtigen Blick auf Katarina: "Helfen Sie mir jetzt verdammt noch mal auf die Beine, Lieutenant?"

Tom unterstrich den Befehl des Captains mit einem Wink, dem die Angewiesene schweigend, jedoch von selbst für ihre Verhältnisse auffallend unzufriedener Düsternis begleitet, gehorchte. Es war kein Geheimnis dass Katarina Dressler für den Großteil der Menschen um sie herum wenig mehr als bloße Verachtung übrig hatte - doch Tom sah keinen Grund dazu, weshalb sie gerade Hanson so sehr regelrecht hassen sollte… etwas das ihre Miene mit erschütternder Deutlichkeit implizierte. Und hätte er sie vorhin nicht gerade noch rechtzeitig gestoppt… wer wusste schon was geschehen wäre.

"Gleichfalls, Captain." sagte Tom schließlich an Hanson gewandt, während sich dieser auf der schwer angestrengten Physis seiner Untergebenen gestützt gerade sichtlich zu gefallen schien. Bedachte man den Umstand seiner Verletzung… und dass besagte, helfende Hand noch vor einer Minute versucht hatte ihn zu töten, zeigte Hanson ein erstaunlich geringes Maß an Feindseligkeit. "Alles in Ordnung mit Ihnen?" fügte Tom hinzu und betrachtete die präzise zerschmetterte Kniescheibe des Captains kritisch.

"Oh…" begann Hanson vor selbstgefälligem, dabei durchaus bitterem Sarkasmus triefend und verlagerte das Gewicht seines massigen Armes noch ein wenig mehr auf das im Vergleich noch zerbrechlicher anmutende Genick seiner unfreiwilligen, mühsam Haltung bewahrenden Stütze. "…Sie meinen, abgesehen davon dass mir eine wildgewordene Irre gerade das halbe Bein abgerissen hat - und dieser ganze scheiß Kahn mit Überschall zum Teufel geht…" er lächelte schief und äußerst unecht "… geht’s mir doch ganz prima, danke der Nachfrage!"

Bevor er antwortete, unterzog Tom sein Gegenüber einer abermaligen, schnellen visuellen Inspektion. Es wäre zu leicht gewesen, sich von Hansons gekonnt inszenierten Theater blenden zu lassen… und irgend etwas zu übersehen… etwas das hier ganz und garnicht stimmte. Er schien zumindest nicht bewaffnet… und Tom
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher