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Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Titel: Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte
Autoren: Arena
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gekauft habe. Unser letztes Geld haben wir für den Kaffee und Muffins aus gegeben. Die Muffins hatten wir schon aufgegessen, bevor wir am Wagen anlangten.
    Das Industriegebiet, in dem Z-Biotech liegt, ist bei Nacht wie ausgestorben. Das Gebäude steht im Zentrum eines Parkplatzes, der von einem hohen Metallzaun mit Stacheldrahtkrone umgeben ist. Ich halte die Luft an, als ich Elizabeths Ausweis an das Lesegerät vor einem automatischen Rolltor halte, doch ein, zwei Sekunden später geht es ratternd auf und schließt sich dann hinter uns. Der Parkplatz ist leer, abgesehen von einem kleinen orangefarbenen Pick-up, dessen Stoßstange an einer Seite von silbrigem Klebeband gehalten wird. Ty stupst mich an und zeigt auf die weißen Buchstaben an der Heckklappe, die D-A-T-S-U-N ergeben. Es kommt mir wie ein Zeichen vor. Hoffentlich ein gutes.
    Wir stellen den Waten ganz hinten auf dem Parkplatz ab, sodass man uns von der gläsernen Eingangstür nicht sehen kann. Ich ziehe meine Schildmütze tief ins Gesicht und wir steigen aus. Nachdem wir den Putzwagen beladen haben, schiebt Ty ihn auf die Tür zu. Bei jedem Schritt drückt sich die Waffe in meinen Bauch. Ty hat ebenfalls eine Pistole im Hosenbund.
    Der braune Plastikkasten eines weiteren Lesegeräts hängt links von der Glastür. Im Vorraum sitzt ein kleiner, rundlicher Mann mit Glatze und kurz geschnittenem schwarzen Bart an einem Tisch. Mit gezücktem Stift starrt er auf ein dünnes Heft hinunter. Er hat uns noch nicht entdeckt.
    Ich bin eine Putzfrau, sage ich mir in Gedanken. Mein Name ist Ilsa. Wir sind hier, weil wir den letzten Reinigungsdienst von Z-Biotech unterboten haben. Die einzige Möglichkeit, unseren Lebensunterhalt zu verdienen, besteht darin, dreizehn Stunden durchzuarbeiten, und das sieben Tage die Woche. Amerika ist nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Meine Hände sind rot und rau, obwohl ich die gelben Gummihandschuhe trage.
    Der Wachmann schaut erst auf, als die Tür klickt, weil Ty Elizabeths Ausweis über das Lesegerät gezogen hat.
    »Hi«, sagt er, als Ty hineingeht. Ich folge ihm und lasse den Wagen über die Schwelle rumpeln. »Was macht ihr denn hier?« Er schiebt sich vom Tisch weg und steht auf. An seinem Gürtel hängt ein halbes Dutzend schwarzer Holster und Etuis, aber soweit ich sehen kann, ist nichts davon für eine Waffe.
    »Nuevo Reinigungsservice«, sagt Ty mit so was wie einem spanischen Akzent. Er hebt den Besen hoch, um seine Worte zu unterstreichen. Ich starre auf den Teppich, denke an meine rissigen Hände, daran, wie sehr ich mich freue, nach Hause zu gehen und die Füße hochzulegen.
    Der Sicherheitsbeamte sieht immer noch unsicher aus, doch Ty steuert bereits auf den Flur zu. Wir sind fast da, als ich sehe, wie der Mann zum Telefon greift. Und plötzlich bin ich nicht mehr Ilsa. Ich bin Cady und ich habe eine Waffe in der Hand und brülle: »Legen Sie sofort das Telefon weg!«
    Die Reaktion des Wachmanns auf meinen Befehl ist so langsam wie sein Beschluss, dass mit uns etwas nicht stimmt. Für einen langen Moment frage ich mich, was ich tun soll, wenn er tatsächlich anfängt, eine Nummer einzutippen.
    Endlich klappert das Telefon jedoch wieder auf die Basis zurück. Der Wachmann hebt die Hände. »Bitte, tut mir nichts«, sagt er mit bebender Stimme.
    »Machen Sie einfach, was wir sagen, dann ist alles in Ordnung.« Durch eine offene Tür hinter ihm sehe ich so etwas wie einen kleinen Konferenzraum mit einem halben Dutzend Stühlen, die um einen leeren Tisch herum stehen. »Gehen Sie in den Raum da«, sage ich und mache eine Bewegung mit der Pistole. Ty schiebt mit einer Hand den Wagen, während er sich mit der anderen das dünne gelbe Nylonseil schnappt, das wir im Baumarkt gekauft haben.
    Der Wachmann geht vor uns her. Auf dem Hemd seiner hellblauen Uniform haben sich unter seinen Armen bereits halbmondförmige Schweißflecken ausgebreitet. Ich frage mich, wie viel er darüber weiß, was hier wirklich vor sich geht, ob er überhaupt etwas davon weiß.
    Während ich die Pistole halte, durchsucht Ty rasch den Wachmann. Er wirft den Ausrüstungsgürtel und den Inhalt seiner Taschen auf den Wagen, dann fesselt er ihn. Als Letztes reißen wir das Telefon aus der Wand, so wie wir es bei mir zu Hause auch getan haben. Allmählich haben wir Übung in diesen Dingen, deshalb dauert das Ganze nicht lang.
    Wir schieben den Wagen durch den langen Flur, vorbei an dem großen Zimmer der Kindertagesstätte mit ihren Spielsachen
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