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Neues Vom Räuber Hotzenplotz

Neues Vom Räuber Hotzenplotz

Titel: Neues Vom Räuber Hotzenplotz
Autoren: Otfried Preußler
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verlieren: er spüre schon, wie es in seinen Eingeweiden rumore . . .
    »Na schön«, meinte Kasperl endlich. »Bedanken Sie sich bei Großmutter.«
    Hotzenplotz mußte sich tief in den Armstuhl zurücklehnen und die Hände fest auf den Magen pressen. Dann legte ihm Kasperl den ersten Strick um.
    »Schön aufrecht sitzen und stillhalten!« sagte er. »Und vor allem die Hände nicht von der Stelle rücken! – Sehr brav so . . . Ich denke, wir haben es bald geschafft. Wenn es Ihnen zu eng wird, sagen Sie mir's . . .«
    »Nein, nein!« keuchte Hotzenplotz. »Hauptsache, es zerreißt mich nicht!«
    Kasperl band ihm die Arme fest an den Leib und schnürte ihn heimlich am Lehnstuhl an. Er umwickelte ihn mit vier starken Stricken – so stramm, daß er kaum noch Luft bekam.
    »Nun bewegen Sie mal die Arme!«
    »Das kann ich nicht«, sagte Hotzenplotz.
    »Wirklich nicht?« forschte Kasperl. »Und wenn Sie sich große Mühe geben?«
    Hotzenplotz schloß die Augen und strengte sich mächtig an. Trotzdem gelang es ihm nicht, die Arme zu rühren.
    »Ist es so richtig?« fragte er.
    »Ja«, sagte Kasperl. »So ist es richtig – mehr haben wir mit dem Affentheater gar nicht gewollt.«
    »Mit welchem – Affentheater?«
    Kasperl gab Großmutter einen Wink, Großmutter löste die Stricke um Seppels Bauch.
    »Gut hast du deine Rolle gespielt, Seppel! Hätte ich nicht gewußt, daß es keine Knallpilze gibt – ich glaube, ich wäre vor Angst gestorben!«
    Dem Räuber Hotzenplotz ging ein Licht auf.

    »Habt ihr mich etwa angeschmiert? Hätte ich gar nicht zu platzen brauchen? Auch ohne die Stricke nicht? Oh, ihr verdammtes Lügenpack! Jagen mir diese Scherzbolde einen solchen Schreck ein, für nichts und wieder nichts!«
    Kasperl und Seppel hatten damit gerechnet, daß Hotzenplotz einen Wutanfall kriegen würde; statt dessen brach er in wildes Gelächter aus. »Hö-hö-hö-höööh! »rief er. »Fein habt ihr das gemacht, ihr drei Schlauberger, oberfein! Wißt ihr auch, daß ihr mich wieder losbinden müßt?«
    »Darauf können Sie lange warten!« erwiderte Kasperl.
    »Sag das nicht, sag das nicht! Oder habt ihr vergessen, daß ich den Schlüssel zu euren Fußschellen in die Westentasche gesteckt habe? Und wo sitzt die? Genau an der Stelle, wo jetzt meine Hände sind, hö-hö-hö-höööh! Wie wollt ihr denn an den Schlüssel kommen, ohne mich loszubinden? Könnt ihr mir das verraten? Die Pfefferpistole, Kasperl, wird dir nichts nützen, die ist nämlich nicht geladen, hö-hö-hö-höööh!«
    Kasperl, Seppel und Großmutter waren wie vor den Kopf geschlagen. Hotzenplotz hatte leider recht. Zu dumm, daß sie nicht an den Schlüssel gedacht hatten! Aber man kann nicht an alles auf einmal denken.
    »Ich könnte mich totlachen, wenn ich mir eure langen Gesichter ansehe!« wieherte Hotzenplotz. »Ehrenwort – regelrecht totlachen!«
    Dann fuhr er sie plötzlich mit zorniger Stimme an:
    »Los jetzt, ihr elenden Stümper, wie lang soll ich hier noch warten? Nehmt mir die Stricke ab, und dann wollen wir weitersehen, verdammt nochmal!«

Im übrigen  sind Sie verhaftet!

    In der Zwischenzeit war der Herr Polizeioberwachtmeister Alois Dimpfelmoser nicht faul gewesen. Geleitet von allen guten Wünschen der Witwe Schlotterbeck, hatte er Wasti an die Leine genommen und war mit ihm in den Wald geeilt. Beim Alten Steinkreuz nahm Wasti die Fährte des Räubers Hotzenplotz auf. Er war wirklich ein ausgezeichneter Spürhund. Die Schnauze am Boden, zerrte er den Herrn Oberwachtmeister hinter sich her – so ungestüm, daß Herr Dimpfelmoser kaum Schritt halten konnte.
    »Brav, Wasti!« keuchte er. »Brav machst du deine Sache. Wenn wir den Räuber geschnappt haben, gibt es Wursti-Wursti!«
    »Waff!« machte Wasti. »Waff-waff!« (Damit wollte er sagen, daß er Herrn Dimpfelmoser verstanden hatte.)
    Von jetzt an war er mit doppeltem Eifer am Werk. Er versagte es sich sogar, an besonders einladenden Bäumen das Bein zu heben.
    »Ich bin ja gespannt, wohin er mich führt . . .«, dachte Herr Dimpfelmoser.
    Seine Enttäuschung war grenzenlos, als sich herausstellte, daß die Fährte bei der vernagelten Räuberhöhle endete. Da konnte doch was nicht stimmen!
    »Du mußt dich getäuscht haben, Wasti«, brummte er.
    »Wäff!« machte Wasti. »Wäff-wäff!« (Damit wollte er sagen, daß er sich nicht getäuscht hatte.)
    »Doch!« widersprach ihm Herr Dimpfelmoser. »Du hast dich getäuscht, und zwar ganz gewaltig! Mit Wursti-Wursti ist es für heute aus
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