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Neues Vom Räuber Hotzenplotz

Neues Vom Räuber Hotzenplotz

Titel: Neues Vom Räuber Hotzenplotz
Autoren: Otfried Preußler
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dürfen nicht zimperlich sein – schon gar nicht bei Schwammerlsuppe, hö-hö-ho-höööh!«
    Als Seppel den Teller leergemacht hatte, jagte Hotzenplotz ihn vom Tisch.
    »So, nun bin ich dran. Mahlzeit!«
    Er ließ sich die Suppe schmecken, man hörte es. Schlürfend und schmatzend löffelte er drauflos.
    Kasperl und Seppel hockten mit trauriger Miene in einem Winkel der Räuberhöhle, als ob sie sich von der Arbeit ausruhen müßten. Von Zeit zu Zeit warfen sie einen verstohlenen Blick auf Hotzenplotz. Sie warteten, bis er den Topf mit der Schwammerlsuppe geleert hatte und den Löffel weglegte. Dies war für Seppel das Zeichen. Er kippte vornüber zu Boden und brach in ein dumpfes Gewimmer aus:
    »Huuuh! Hu-ahuuuh! Hu-ahuuuh-ahuuuh!«
    Hotzenplotz drohte ihm mit der Faust.
    »Was soll das Gewinsel? Aufhören! Schluß damit!«
    Großmutter eilte, so schnell es die Kette an ihrem Fuß erlaubte, zu Seppel und beugte sich über ihn. Seppel krümmte sich wie in furchtbaren Schmerzen und wimmerte weiter:
    »Huuuh! Hu-ahuuuh-ahuuuh! Helft mir doch, heeelft miiir, ahuuuh-ahuuuh!«
    Kasperl versuchte ihn zu beruhigen. Seppel heulte und jammerte nur noch herzzerreißender.
    »Was hat er denn?« fragte Hotzenplotz; er stand auf und trat naher heran.
    »Was der hat?« meinte Kasperl. »Das sehen Sie doch, er hat Bauchweh.«
    »Ahuuuh!« heulte Seppel. »Ahuuuh-ahuuuh! Es zerreißt . . . Es zerreißt mich gleich!«
    Großmutter faßte sich an den Kopf, als sei ihr in diesem Augenblick etwas Gräßliches klargeworden.
    »Knallpilze!« Sie begann sich das Haar zu raufen. »Es muß eine Knallpilzvergiftung sein! Armer Seppel! Es wird ihn von innen heraus in Stücke reißen, oje, oje! Diese schrecklichen Knallpilze! Und-kein-Arzt-ist-da-und-kein-Arzt-ist-da!«

Erste  Hilfe

    Hotzenplotz wurde käsebleich im Gesicht. Eine Knallpilzvergiftung? Schon glaubte er einen leichten Druck in der Magengegend zu spüren. Mit einemmal war ihm hundeelend zumute. Er fühlte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach.
    »Läßt sich da gar nichts machen?« fragte er.
    »Doch«, sagte Kasperl. »Zum Glück verstehe ich etwas von Erster Hilfe bei Pilzvergiftungen. Hätten Sie zufällig ein paar feste Stricke zur Hand?«
    Seppel brüllte vor Schmerz wie ein kranker Ochse, Großmutter weinte bitterlich. Hotzenplotz merkte, daß ihm die Knie zu schlottern begannen. Er ließ sich in seinen Armstuhl fallen, deutete auf die Truhe neben dem Kleiderschrank und sagte mit matter Stimme:
    »Dort findest du Stricke, soviel du magst. Ich habe mir aus Berufsgründen einen kleinen Vorrat angelegt.«
    Kasperl warf einen Blick in die Truhe.
    »Ich glaube, das reicht.«
    Mit Großmutters Hilfe setzte er Seppel auf einen Hocker. Dann wand er ihm einen langen Strick um den Leib und redete ihm gut zu.
    »Schön stillhalten, Seppel! Wir schnüren dir jetzt den Bauch zusammen, so fest es geht – damit dich die Knallpilze nicht von innen heraus zerreißen können. Merkst du schon eine kleine Besserung?«
    »O ja«, stöhnte Seppel. »Ich glaube, der Schmerz läßt ein wenig nach . . . Tu noch einen Strick drum, Kasperl!«
    Hotzenplotz sah mit Staunen und einer gewissen Erleichterung, daß Seppel mit jeder neuen Schlinge, die Kasperl ihm um den Leib zog, ein wenig ruhiger wurde – bis er zuletzt ganz friedlich auf seinem Hocker saß und mit strahlender Miene versicherte:
    »Alles in Ordnung, Kasperl! Die Bauchschmerzen sind wie weggeblasen. Ich glaube, daß ich es überstanden habe . . .«
    Kasperl klopfte ihm auf die Schulter.
    »Du weißt, daß wir großes Glück hatten. Sechs oder sieben Minuten später, und alles wäre umsonst gewesen . . .«
    Großmutter wischte sich mit dem Handrücken eine Freudenträne aus dem Gesicht, sie schluchzte:
    »Ich kann dir ja gar nicht sagen, Seppel, wie froh ich bin, daß du außer Gefahr bist!«
    »Und ich?« rief der Räuber Hotzenplotz. »An mich denkt hier überhaupt niemand, wie?«
    »An Sie?« fragte Kasperl. »Wie kämen wir denn dazu?«
    »Weil ich auch von der giftigen Schwammerlsuppe gegessen habe – und nicht zu knapp sogar! Wollt ihr mich etwa platzen lassen?«
    »Das wäre vielleicht das einfachste«, brummte Kasperl. »Dann hätten wir endlich Ruhe vor Ihnen . . . Was meinst du, Großmutter?«
    Großmutter wiegte den Kopf; dann sagte sie sanft und leise:
    »Ich glaube, wir sollten ihm trotzdem helfen – schließlich sind wir ja keine Unmenschen.«
    Kasperl zögerte eine Weile.
    Hotzenplotz flehte ihn an, keine Zeit zu
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