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Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)

Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)

Titel: Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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stupste sie an. Sie fischte ein zerbröseltes Leckerli aus der Tasche ihrer Reithose und reichte es ihm. Mit samtweichen Lippen nahm Tam den Leckerbissen von ihrer flachen Hand und zerbiss ihn.
    Mia blieb ein Weilchen bei ihm stehen und sprach mit ihm, bis sie sich verabschiedete, seine Boxentür schloss und die Stallgasse hinunter ging. Alle Pferde waren gefüttert, alle Boxen ausgemistet. Sie fragte sich, wie Uli das alles alleine geschafft hatte. Sie bewunderte die Freundin sehr. Als junge Frau ganz alleine einen Reiterhof zu führen, die Verantwortung für alles zu tragen, die Pferde zu versorgen und zu trainieren, war kein Klacks. Mia hatte großen Respekt vor dieser Leistung. Ein bisschen beneidete sie Uli auch. Sie führte genau das Leben, das Mia sich auch wünschte. Ein Leben mit Pferden und für die Pferde. Mia stellte sich oft vor, später auch einmal so zu leben. Schon oft hatte sie mit Sebastian darüber gesprochen und Zukunftspläne geschmiedet. Ob sich ihre Träume eines Tages verwirklichen würden? Zuerst musste Sebastian gesund werden, klar. Und dann war da noch die Schule.
    Sie blieb nachdenklich stehen und seufzte. Als die Außentür geöffnet wurde, Findus fröhlich auf sie zu sprang und mit den Pfoten an ihren Reitstiefeln kratzte und Ulrike Werther im selben Augenblick ein lautes »Guten Morgen, du faule Nuss !« in den Stall schmetterte, zuckte sie erschrocken zusammen.
    »Meine Güte, habt ihr mich erschreckt !« , japste sie. »Ich hab euch schon vermisst. Wo wart ihr ?«
    Ulrike wedelte mit einer prallen Bäckertüte.
    »Du hast so süß geträumt. Ich wollte dich nicht wecken. Also haben Findus und ich einen Morgenspaziergang ins Dorf gemacht und frische Brötchen besorgt. Findus hat das Herz der Bäckersfrau sofort zum Schmelzen gebracht. Er hat einen Schaumkuss und Rumkugel intus. Ich hoffe, er wird’s überleben .«
    Mia beugte sich zu Findus herunter und streichelte ihn. »Es ist echt peinlich, wie verfressen du bist«, schimpfte sie. »Aber zum Glück hast du einen starken Magen. Wieso hast du mich nicht geweckt ?« , wandte sie sich an Uli. »Ich hätte dir gerne im Stall geholfen .«
    »Ach, das bisschen Stallarbeit mach ich doch mit links. Wichtiger ist, dass du mal richtig ausgeschlafen hast !« Uli legte einen Arm um Mia und schwenkte die Brötchentüte vor ihrer Nase. »Jetzt wird erst mal anständig gefrühstückt, okay ?«
    Mia nickte. Sie spürte, wie hungrig sie war, und folgte ihrer Freundin in die Wohnung, während Findus sich im Stall ein Plätzchen für seinen Verdauungsschlaf suchte.

    »Du, Uli ...«, mümmelte Mia zwischen zwei Bissen. »Ich muss dir was sagen .«
    Ulrike leckte sich den Honig von den Fingern und nickte aufmunternd.
    »Nur zu«, meinte sie lächelnd. »Was gibt's denn ?«
    Mia zögerte.
    »Ich glaub, ich reite heute schon nach Hause«, sagte Mia. »Ich hab so ein komisches Gefühl. Fast wie Heimweh. Keine Ahnung, woher das plötzlich kommt. Vielleicht, weil ich einfach weggelaufen bin. Klar, ich wollte Fili zum Gestüt bringen. Aber eigentlich war das eine Art Flucht. Ich dachte, ich könnte vor dem, was mich bedrückt, davonlaufen. Nein, davonreiten. Es hat mir echt gut getan, hier bei dir zu sein.» Mia grinste verlegen. »Du hast mir wirklich geholfen. Trotzdem hab ich das Gefühl, ich muss zurück. Ich will bei Sebastian sein. Und dann muss ich mich bei meinen Freunden entschuldigen. Ich glaub, ich hab
    mich in letzter Zeit ziemlich unmöglich benommen .«
    »Mach dir deswegen keine Gedanken«, erwiderte Uli. Sie stand auf und holte sich frischen Kaffee. »Du hast einfach das getan, was du tun musstest. Ich kann das gut verstehen. Aber ich kann auch verstehen, dass du nach Hause und zu Sebastian möchtest. Deshalb musst du kein schlechtes Gewissen haben. Tu einfach das, was du willst. Folge einfach deinem Herzen. Das sagt dir schon, was richtig oder falsch ist .«
    Mia nickte und suchte nach den richtigen Worten, um auszudrücken, was sie fühlte. Aber plötzlich spürte sie, dass das gar nicht nötig war. Ulrike verstand sie. Sie musste nichts erklären. Sie lächelte.
    »Danke«, sagte sie. »Du bist echt eine super Freundin !«
    »Na, das will ich doch hoffen !« Ulrike lachte. »Aber jetzt iss gefälligst noch ein Brötchen, sonst fällst du nachher vom Pferd !«
    Die beiden Mädchen frühstückten fertig. In Mias Hals wuchs ein Kloß, der immer größer wurde, als sie ihre Sachen für den Heimritt packte. Als sie schließlich in Tams Sattel
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