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Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)

Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)

Titel: Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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verschlingen. Wenn man dem Tier nicht rechtzeitig half, konnte es zu einem Darmverschluss kommen. Pferde können an Koliken sterben, fuhr es ihr durch den Kopf. Das Wichtigste ist, dass die Tiere sich bewegen, damit die Kolik sich lösen kann und der Darm sich wieder einpendelt.
    Ohne weiter nachzudenken, sprang sie in die Nachbarbox und kniete sich neben ihren Reitlehrer.
    »Was soll ich tun ?« , fragte sie und legte eine Hand auf Pirouettas Hals. Sie konnte spüren, wie ein Zittern durch den Körper des Pferdes lief.
    »Sie muss aufstehen«, sagt Rolf Lehmann. »Ganz egal wie!«
    Mia hob Pirouettas Kopf und zog an ihrem Halfter. Herr Lehmann schlug mit der flachen Hand auf Hals und Schulter des Pferdes.
    »Steh auf, verdammt noch mal !« , rief er. »Steh auf, wenn du leben willst !«
    Mia zog und zerrte. Sie sah das Weiße in den Augen der fast besinnungslosen Stute. Plötzlich durchzuckte Pirouetta ein Krampf. Mit einem unbändigen Aufbäumen ihrer letzten Kraft zog sie die Vorderbeine an und versuchte sich aufzurichten. Herr Lehmann sprang zur Seite. Mia kam es wie eine Ewigkeit vor, bis Pirouetta schließlich auf die Beine kam. Sie zitterte am ganzen Leib.
    »Führ sie raus !« , sagte der Reitlehrer energisch. »Sie muss sich bewegen! Sie darf sich nicht wieder hinlegen !«
    Mit verkrampften Fingern griff Mia in das Halfter und führte Pirouetta aus der Box. Rolf Lehmann kam ihr zur Hilfe und nahm das Halfter auf der anderen Seite.
    »So ist es gut«, brummte er. »Weiter so, Pirouetta. Du schaffst es !«
    Sie führten die Stute in die Reithalle. Immer wieder blieb sie stehen, stöhnte auf und machte Anstalten, sich hinzulegen, aber Mia und Rolf Lehmann hielten das Halfter eisern fest und hörten nicht auf, Pirouettas Hals unablässig zu klopfen. Mia wusste nicht, wie viel zeit vergangen war, als sie endlich den Wagen des Tierarztes hörte.
    Dr. Sommer erfasste die Situation mit einem Blick und öffnete seinen Notfallkoffer mit einer Hand. Er zog eine Spritze auf und gab sie der Stute in die Halsvene. Dann nickte er Mia zu.
    »Führ sie weiter hin und her«, sagte er. »Ich habe ihr ein krampflösendes Mittel gegeben. Es wird ihr bald besser gehen .«
    »Komm, Piri !« , sagte Mia und ging mit der Stute über
    den Hufschlag. Sie spürte, wie Pirouetta sich nach und nach entspannte.
    »Das war knapp !« Rolf Lehmann stöhnte auf. »Gut, dass du im richtigen Moment gekommen bist. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft .«
    Mia wischte sich ein Tränchen aus dem Augenwinkel. Ihre Beine zitterten.
    »Es tut mir leid, Pirouetta«, flüsterte sie Sebastians Pferd ins Ohr. »Es tut mir so leid !«
    Dr. Sommer bat sie schließlich, anzuhalten. Er horchte Pirouettas Darmgeräusche ab, gab ihr eine weitere Spritze und nickte zufrieden.
    »Die Krämpfe haben sich gelöst«, sagte er. »Gut gemacht, Mia. Führ sie noch ein bisschen auf und ab, dann kannst du sie in ihre Box bringen. Reib sie vorsichtig ab und leg ihr dann eine Decke über, ja? Ich werde hierbleiben, bis sie wieder ganz auf den Beinen ist .«
    »Das kann ich doch machen«, sagte Mia schnell. »Ich kann bei ihr bleiben, bis alles überstanden ist .«
    Der Tierarzt warf Rolf Lehmann einen fragenden Blick zu. Rolf nickte.
    »Einverstanden«, sagte Dr. Sommer. »Dann kümmerst du dich um sie. Rolf und ich bleiben in der Nähe .«
    Mia führte Pirouetta in ihre Box. Aus der Nachbarbox kam ein dunkles Brummeln. Tam schob seinen Kopf über die Boxenwand und schaute Mia aus warmen Augen an. Sie fuhr ihm leicht über die Nase und lächelte. Dann rieb sie Pirouetta mit weichen Tüchern trocken und legte ihr anschließend eine Decke über, die sie mit einem Gurt locker befestigte. Die ganze Zeit sprach sie mit der jungen Stute und lobte sie. Pirouette spitzte zögernd die Ohren. Als sie schließlich zu dösen anfing, ließ Mia sich in das weiche Stroh der Box sinken und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand.
    »Alles wird gut, Kleine«, sagte sie leise. »Du hast es geschafft. Nein, wir haben es geschafft .«
    Als Dr. Sommer und Rolf Lehmann später in die Box schauten, war alles in Ordnung. Pirouetta erholte sich zusehends von der Kolik und schlief mit gesenktem Kopf. Neben ihr saß Mia und erzählte ihr mit leiser Stimme Geschichten. Sie erzählte von Sebastian, und davon, wie sehr er seine kleine Stute liebte. Pirouetta schien aufmerksam zuzuhören.

    Ein paar Tage später stand Mia in Tams Box. Durch das geöffnete Stallfenster sah sie hinaus auf die
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