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Neuanfang

Neuanfang

Titel: Neuanfang
Autoren: Karen Kingsbury
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getan hat, bei einer Klassenarbeit von einem anderen abzuschreiben. Und jetzt haben sich alle so verändert. Ich habe vielleicht noch eine Handvoll Freundinnen, die noch nicht mit ihren Freunden geschlafen oder sich auf einer Party betrunken haben.“ Sie ließ ihren Kopf hängen und rieb sich ihre Nase. Nach einer langen Zeit blickte sie wieder auf. „Wenigstens habe ich noch das Kindertheater.“
    Jenny dachte an ihren Mann. Als die diesjährige Footballsaison begonnen hatte, war er versucht gewesen, mitsamt der Familie für eine Trainerstelle in der NFL, der Profiliga, quer durch das ganze Land zu ziehen. Er war jahrelang Trainer gewesen und hatte diesen Job wegen der Kinder aufgegeben, um dem Familienleben mehr Stabilität zu geben. Aber es reizte ihn immer noch. Einer der Gründe, weshalb er zugestimmt hatte, noch ein Jahr zu bleiben, war das christliche Kindertheater. Ein solches Theaterteam gab es nur in wenigen Staaten. Wenn sie wegziehen würden, würden Bailey und Connor ihre Freunde verlieren und den Ort, an dem sie in einem Umfeld Theater spielen konnten, das Glaube und Familie an erste Stelle setzte.
    Jenny hatte seitdem häufig dafür gebetet, dass sie möglichst noch fünf Jahre in Bloomington, Indiana, bleiben würden – sodass Connor die Highschool beenden und dabei den Segen des christlichen Kindertheaters in seinem Leben erfahren könnte. Jim wollte das ebenfalls. Aber Trainer an der Clear Creek Highschool zu sein, das war nicht mehr die Herausforderung, die es zuerst für ihn gewesen war.
    Jenny hatte zugestimmt, dass sie ohne zu zögern mitgehen würde, wenn Jim den Eindruck hatte, dass Gott ihn aus Bloomington wegführen wollte. Doch im Moment konnte sie Bailey nur zustimmen. Dass ihre Tochter beim Kindertheater mitmachen konnte, war häufig ein Hoffnungsschimmer an einem dunklen Horizont. Die Jugendlichen dort waren nicht perfekt. Klatsch und Kritiksucht waren auch in dieser Gruppe oft genug ein Thema. Doch ein christliches Theaterprogramm lockte einfach nicht die Jugendlichen an, die Partys liebten oder anderweitig über die Stränge schlugen.
    „Meinst du, dass Katy mit dem Theater weitermacht? Auch wenn sie verheiratet ist?“ Bailey trank den letzten Schluck ihrer heißen Schokolade und warf den leeren Becher in den Mülleimer.
    „Es kommt darauf an.“ Jenny sah Bailey an. „Eine Ehe verändert vieles. Ich nehme an, dass wir es abwarten müssen.“
    Sie wollte Bailey gerade fragen, wie sich Cody ihr gegenüber in der Woche vor Thanksgiving verhalten hatte, als Jim zurückkam.
    Er sah fünf Jahre älter aus als noch am Morgen. Die feinen Linien rund um seine Augen hatten sich vertieft, sein Gesicht war bleich und ausgezehrt. Er schüttelte den Kopf. „Nichts Neues.“
    Das Leben als Ehefrau eines Trainers hatte immer Höhen und Tiefen gehabt. Aber mit einem Highschool-Trainer verheiratet zu sein, hieß, emotionale Dramen durchzustehen, die Jenny niemals zuvor erlebt hatte. Während Jims erstem Jahr an der Clear Creek Highschool hatte sich ein Runningback seiner Mannschaft, einer der Ersatzspieler, in seinem Zimmer eingeschlossen und mit der Waffe seines Vaters erschossen. Der Junge war ein Einzelgänger gewesen, einer, den die meisten anderen Mitspieler nicht besonders gut kannten. Trotzdem erschütterte sein Tod die Schule und ließ die Mannschaft völlig verstört zurück. Psychologen wurden gebeten, sich um die Jugendlichen zu kümmern und sie zu begleiten, doch die meiste Arbeit hatte auf Jim und seinen Trainerkollegen gelastet.
    Noch Monate später hatte Jenny Jim dabei ertappt, wie er ins Leere starrte. „Woran denkst du?“, hatte sie dann gefragt.
    Seine Antwort war immer die gleiche gewesen. „Wie kann es sein, dass ich es nicht gesehen habe? Warum gab es keine Warnsignale?“ Einmal hatte er sogar zu ihr gesagt, dass der Junge vielleicht noch am Leben wäre, wenn er ihn in ein oder zwei Spielen aufgestellt hätte.
    Jetzt lehnte sich Jim an den Türrahmen. „Du kannst zu ihm gehen.“ Er zog sein Handy aus der Hosentasche und öffnete es. „Ein paar der Spieler haben mir Nachrichten geschickt. Sie wollen zum Krankenhaus kommen, um mit mir zu reden.“
    „Wer?“ Bailey sah aus, als würde sie den Atem anhalten, ihre Augen waren auf Jim fixiert.
    „Tanner Williams, Jack Spencer, Todd Carson. Die Spielführer.“
    „Die anderen außer Cody.“ Jenny stand auf und ging zu ihrem Mann. Sie legte den Arm um seine Taille und lehnte den Kopf an seine Schulter. „Es tut mir so
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