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Netzwerk des Boesen

Netzwerk des Boesen

Titel: Netzwerk des Boesen
Autoren: Jack Higgins , r
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es euch – vorausgesetzt, die Herren halten es in meinen Gemächern aus.«
      »Ich war in Vietnam und Clancy im Golfkrieg. Ich denke doch, dass wir so schnell nicht aus den Pantinen kippen werden«, beschied ihm Blake.
      »Pardon, ich war auch in ‘Nam«, setzte Romano hinzu, »und bei allem gebührenden Respekt – dagegen war der Golfkrieg Kinderkram.«
      »Clancy hier war bei den Marines und hat zwei Tapfer­ keitsmedaillen mit nach Hause gebracht, die das Gegen­ teil beweisen«, gab Blake zurück. »Aber lassen wir das jetzt, gehen wir hinein.«
    Im Autopsieraum warteten zwei Assistenten. Romano wusch sich wieder die Hände, ließ sich in die Chirurgen­ handschuhe helfen und trat zu Henry Morgans nackter Leiche. Die lag auf einem Edelstahltisch, der Kopf war auf einen hohen Holzblock gestützt, der Mund stand weit of­ fen. Neben dem Tisch standen ein Videorekorder und ein Instrumentenwagen.
      Romano sagte laut und deutlich: »Mittwoch, dritter November, Fortsetzung der Obduktion von Henry Mor­ gan, Adresse unbekannt.« Er wandte sich an Blake und Clancy. »Bitte näher zu treten. Angesichts der ungewöhn­ lichen Umstände beschloss ich, als Erstes die Mundhöhle zu untersuchen, und stellte fest, dass links ein Molar, ein Backenzahn, fehlt.«
      Mit dem Zeigefinger drückte er den Unterkiefer noch ein Stück weiter auf und enthüllte die blutige Lücke.
      »Und hier ist er, meine Herrschaften.« Er nahm eine kleine Edelstahlschale und schüttelte darin die zerbroche­ nen Überreste des fehlenden Backenzahns, der teilweise mit Gold ausgefüllt war. »Heinrich Himmler – für solche, die zu jung sind, um sich zu erinnern – war Reichsführer der SS in den hoffnungsfrohen Tagen des Dritten Reiches. Er war jedoch klug genug zu wissen, dass alles einmal ein Ende hat, und war nicht gewillt, eines Tages die Bekannt­ schaft seines Henkers zu machen. Deshalb hatte er sich eine Krone anfertigen lassen, unter der sich eine Zyanka­ likapsel befand. Wie viele andere hochrangige Nazis übri­ gens auch. Im Falle einer Gefangennahme braucht man nur ganz fest auf einen solchen Zahn zu beißen, und dann tritt beinahe unmittelbar der Tod ein.«
      »Demnach war unserem Freund hier nicht daran gele­ gen, uns lebendig in die Hände zu fallen.«
      »Wie es aussieht nicht, nein. Und obwohl ich davon überzeugt bin, dass es uns keine weiteren Erkenntnisse bringen wird, werde ich die Obduktion ordnungsgemäß zu Ende führen. Übrigens, was weiß man über den Herrn?«
      »Ich kann dir nur sagen, dass er dreißig Jahre alt ist, mehr nicht. Wann können wir die Leiche haben?«
      »In einer Stunde, schätze ich.«
      »Gut. Ich werde den Weitertransport veranlassen, wäh­ rend wir im Büro warten. Ach, und George …« Er zog Romano am Arm beiseite und sagte im Flüsterton: »Dass die Assistenten die Himmler-Geschichte gehört haben, ist okay. Aber mehr nicht. Kein Kommentar. Und bring die Videokassette mit, wenn du fertig bist.«
      »Sehr wohl, großer Meister.«
      Romano wandte sich wieder seiner Arbeit zu, und Bla­ ke und Clancy verließen den Obduktionssaal.

    Sie saßen im Büro des Klinikchefs. Blake tätigte von sei­ nem Handy aus einen Anruf, der sofort entgegengenom­ men wurde.
      »Highgrove.«
      »Hier spricht Blake Johnson. Ich habe heute schon einmal wegen einer Einäscherung angerufen.«
      »Ganz recht, Sir. Wir sind bereit und warten.«
      »Sie wissen ja, wo wir sind. Der Leichnam wird in einer Stunde zur Verfügung stehen.«
      »Wir werden dort sein.«
      »Ich erwarte, dass die Einäscherung unverzüglich er­ folgt.«
      »Selbstverständlich.«
      Blake beendete das Gespräch. »Wie wär’s mit einem Kaffee?«
      Die Kanne in der Maschine war halb voll. Clancy stand auf und schenkte zwei Tassen ein. »Der Kerl hatte aber auch rein gar nichts bei sich. Keinen Ausweis, keinen Reisepass, obwohl er einen haben musste, um ins Land zu kommen.«
      »Hat er wahrscheinlich irgendwo gebunkert. Alles an­ dere ist bestimmt gefälscht. Kam als Tourist ins Land. Man hat ihm eine getürkte Green Card verschafft und ein Zimmer in einem kleinen, unauffälligen Hotel gebucht.«
      »Und das AK47?«
      »Könnte jemand für ihn in einem Schließfach depo­ niert haben. Den Job bei diesem Sicherheitsdienst hat man bestimmt im Vorhinein für ihn arrangiert. Ich traue mich sogar zu wetten, dass der gute Mann von der Orga­ nisation hier in New York keine
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