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Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken
Autoren: Else Ury
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noch in der Kinderstube beschäftigt, und die sonst so hilfsbereite Ilse ließ sich mit spitzbübischem Gesicht von Marlene bedienen. Sie wartete nur auf den Augenblick, wo sie nach Lüttgenheide entwischen konnte.
    Heute hatte sie es besonders eilig; denn drüben war große Wäsche, und es war ja ganz klar, daß diese ohne Ilses Hilfe nicht zustande kommen konnte. Während sämtliche Gäste von Grotgenheide, Ellis Quartett allen voran, sich in die Himbeersträucher begaben, um die Früchte abzulesen, war Ilse auf und davon. Nach nicht viel mehr als fünf Minuten jagte sie bereits Urmütterchen, die mit ihrem Strickzeug friedlich in der Sonne unter dem großen Nußbaum in Lüttgenheide saß, einen Schreck durch ihr helles »Guten Morgen« ein; da hatte sie bereits Klein-Ursel auf dem Arm und zerrte Annemarie, die, sich selbst getreu, ihrer Vorliebe für langes Schlafen auch hier nicht entsagte, zum Jubel der Kinder aus dem Bett.
    »Duten Moggen, Tante Ilse, woßu dehste denn boß immer erst wett, wenn de moggens doch dleich wieder da bist?« erkundigte sich Hansi.
    »Ja, das möchte ich auch wissen!« Auf der Veranda über ihnen erschien Onkel Klaus.
    »Tatte Ilse dabeiben, immer dabeiben.« Ursel umschlang zärtlich ihren Hals.
    »Frag sie doch mal, ob sie will, Urselchen.«
    »Wiste? Taue Ise so atig, denn meißt Onte Laus se nich haus.«
    »Nein, Tante Ilse will nicht. Tante Ilse findet es viel schöner in Grotgenheide.«
    »Na, denn tomm doch niß immer her; denn beib doch defällist da.« Hansi nahm
    unbewußt die Partei seines Onkels.
    Ilse lachte jetzt frei heraus, während Klaus nicht recht wußte, ob er ihre Antwort für bare Münze nehmen sollte.
    »Guten Morgen, Ilschen.« Frau Braun erschien mit einem Körbchen Eier. Sie sah frisch und rosig aus, jung trotz des weißen Haares. »Komm, frühstücke mit uns, Kind.« »Nee, das können Sie von meinem Magen nicht verlangen, Frau Braun, der hat bereits einen halben Liter Milch, zwei Eier, eine Honig- und eine Schinkensemmel intus. Nach Lüttgenheide komme ich nur auf Tagelöhnerarbeit.« Frohgemut ergriff sie die große Gießkanne und wollte damit Obst- und Gemüsegarten zu den Bleichwiesen durchqueren. Aber dreifaches Geheul hielt sie zurück.
    »Tante Ilse soll warten ... wir wollen mit auf die Wiese gehen und die Wäsche begießen ... ich hab' überhaupt gar keinen Hunger mehr.« Vronli ließ ihre Milch im Stich.
    »Hiergeblieben, Herzchen ... erst wird in Ruhe gefrühstückt, Tante Ilse wartet so lange«, beruhigte die Omama.
    »Hansi hat dehaupt sreckliß droßen Hunner, hat die danze Nacht niß zu essen detrist; Tante Ilse muß watten.« Der Kleine kaute mit vollen Backen; man sah aber auch, wo es blieb.
    Klein-Ursel nahm sofort auf Ilses Schoß Platz und fragte bei jedem Häppchen, das diese ihr in den Mund schob: »Wattste auch noch? Dehste auch niß lein?«
    Schließlich war man soweit. Hansi konnte zwar noch immer essen. Diese angenehme Tätigkeit hätte er ohne mütterlichen Einspruch bis zum Schlafengehen fortgesetzt. Jedes Kind nahm seine kleine Gießkanne und hängte sich an Ilses Arm oder Rock. Trotz des anmutigen Bildes, das sie boten, bemerkte es Klaus stirnrunzelnd. Immer die Gören!
    »Tommste auch mit, Ontel Tlaus?«
    »Nein«, sagte dieser ärgerlich. »Ich gehe jetzt zu den kleinen Füllen und gebe ihnen Zucker. Wollt ihr mit?« Es mußte doch möglich sein, die Krabben von Ilse zu trennen. »Nee, ich bleib' bei Tante Ilse, ich muß die Wäsche begießen.« Vronli war sofort entschieden.
    Hansi schwankte. »Jieht man, wie die Wässe wätzt, wenn man se bedießt?« erkundigte er sich.
    »Jawohl«, meinte Ilse, sich auf die Lippen beißend, »aus deinen kleinen Höschen werden ein Paar ganz große für Onkel Klaus.«
    »Denn tommt Hansi destimmt mit.« Die Füllen waren vergessen - das Wunder mußte er sehen.
    »Lein-Usche auch pantse ... pantse machen.«
    Wie die Kletten hingen sie der Ilse an. Was sollte Klaus allein bei den Füllen? Er erinnerte sich plötzlich, daß es wichtiger sei, nach der Heumahd zu sehen, und daß der Weg dorthin über die Bleichwiese führte. Er schloß sich der Karawane an. »Wir pflücken inzwischen Spinat zum Mittag, dann kann Urmütterchen ihn verlesen.« Urmütterchen, die ihre Erholung sitzend in dem bequemen Korbsessel unter dem Nußbaum fand, war eine wundervolle Hilfe für alle Arbeiten, zu denen Annemaries Geduld nicht ausreichte.
    Durch den Gemüsegarten kam man ohne Aufenthalt. Im Obstgarten war die
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